Und tot bist du
wohltätigen Zwecken gespendet hat.«
»Ich auch. Aber deshalb ist auch das alte Gerücht wieder aufgelebt, daß hier Gespenster umgehen. Offenbar war der Hellseher ein guter Schauspieler.«
Es klopfte an der Tür, und Marvin Klein betrat zögernd den Raum. »Mr. President, ich störe Sie nur ungern, aber der Außenminister ist am Telefon.«
»Tony?« fragte Henry. »Es muß etwas passiert sein.«
Er nahm das Telefon von Klein entgegen und flüsterte dann: »Gehen Sie nicht weg, Sims. Ich möchte auch ein Stück von dem Käsegebäck.«
Nachdem er hastig eines verzehrt hatte, sprach er in den Hörer: »Hallo, Tony. Ranger hält dich wohl ganz schön auf Trab.«
Ranger war der Geheimdienstcode für das Staatsoberhaupt.
Außenminister Anthony Pryor war von Henrys Nachfolger, Präsident Desmond Ogilvey, ins höchste Ministeramt erhoben worden. Da Pryor und Henry seit ihrer Studienzeit in Harvard befreundet waren, sparten sie sich in ihren Gesprächen die Förmlichkeiten. »Ich schufte wie ein Pferd, Henry, aber das weißt du ja. Hör mal, du hast doch die Columbia zurückgekauft, und wir hoffen, daß du uns bei einem Problem helfen kannst. Einer von Miguell Alessos Leuten wird dich anrufen. Alesso möchte dich sehen, und Ranger will, daß du dich mit ihm triffst.«
»Alesso? Das ist doch der Gegenkandidat der Premierministerin von Costa Barria.«
»Genau. Er hält sich incognito in Miami auf. Er schwört, daß Angelica del Rio vor zweiunddreißig Jahren die Ermordung ihres Mannes geplant habe. Angeblich haben ihre Leute versucht, die Columbia bei der Auktion zu ersteigern, aber du hast sie überboten.«
»Woher weiß er das?« fragte Henry ruhig.
»Weil sich die Witwe eines der Kerle, die die Ersteigerung letzte Woche vermasselt haben, bei ihm gemeldet hat. Nun glaubt Ranger, daß du der richtige Mann bist, um zu überprüfen, ob Alessos Geschichte hieb- und stichfest ist. Wenn du denkst, daß sie stimmt, wissen wir, welche Haltung wir zu den kommenden Wahlen einnehmen sollen. Selbst nach zweiunddreißig Jahren gilt Garcia del Rio in seinem Land praktisch als Heiliger. Vergiß nicht, daß Angelica del Rio zu einem Staatsbesuch erwartet wird. Sie hat versprochen, die Menschenrechte zu achten und Dissidenten freizulassen. Ranger möchte verhindern, daß er wie ein Idiot dasteht, falls es wirklich Beweise für ihre Beteiligung an dem Mordanschlag gibt.«
»Glaubst du, Des hält das ganze für eine Taktik, damit wir Premierministerin del Rio kurz vor der Wahl unsere Unterstützung entziehen?«
»Du hast’s erfaßt. Mein Gott, Henry, diese kleinen Länder können einen in den Wahnsinn treiben.«
»Darin unterscheiden sie sich nicht von den großen«, erwiderte Henry. »Natürlich treffe ich mich mit Alesso.
Morgen vormittags hier auf der Columbia.«
»Ausgezeichnet. Wir kümmern uns darum.«
Henry reichte Marvin Klein das Telefon und sah Sunday an. »Liebling«, sagte er, »es könnte sein, daß du wie immer recht hast.«
»Womit?«
»Was Garcia del Rios Tod angeht.«
Inzwischen hatte Congor Reuthers gelernt, daß auch ein Revolverheld hin und wieder eine anständige Mahlzeit braucht. Es war Montag, und Lenny hatte ihm mitteilen lassen, daß die Britlands am Mittwoch morgen nach Washington fliegen wollten. Die Kongreßabgeordnete Sandra O’Brien Britland wurde zur letzten Debatte zum Thema Wirtschaftshilfe für Costa Barria auf dem Capitol Hill erwartet. Nach Abreise der Britlands würden alle nicht mehr benötigten Mitglieder der Mannschaft – auch Lenny – entlassen werden. Und das bedeutete, daß die Zeit knapp wurde. Lenny mußte morgen Kabine A durchsuchen.
Im Augenblick konnte Reuthers allerdings nichts weiter tun, als zum Essen zu gehen. Da er eine Schwäche für das Restaurant im Turm des Boca Raton Hotels hatte, beschloß er, sein Abendessen dort einzunehmen. Ein paar Martinis und ein Hummer würden seine Lebensgeister bestimmt wieder wecken. Also griff er zum Telefon, wählte die Nummer des Restaurants und bestellte in herrischem Ton einen Fenstertisch mit Blick auf den Kanal.
Doch als er zum Empfang kam, mußte er zu seiner Empörung feststellen, daß der gewünschte Tisch schon besetzt war. Vor die Wahl gestellt, wütend hinauszustürmen oder sich mit der neuen Situation abzufinden, überließ er seinem Magen die Entscheidung.
»Gewiß werden Sie Verständnis dafür haben, daß wir unsere Platzreservierungen umstellen mußten«, meinte der Maître d’hôtel mit einem verlegenen
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