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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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steht.
    Jess sieht ihn an. «Wie denn?»
    Michael zieht vielsagend die Brauen hoch. «Na komm. Hättest du nicht viel lieber ein karamellfarbenes Baby mit haselnussbraunen Augen?» Er sieht Annie an. «Und würdest du diese Schmelztiegel-Implikationen nicht begrüßen?»
    Alle lachen, auch Annie, und ich denke: Guter alter Michael . Einen Freund, der eine Debatte über die ethischen Probleme der Eugenik mit einem so hochwertigen Angebot schlichten kann, muss man einfach lieben.
    «Ich finde, du solltest ihn beim Wort nehmen», sagt Maura zu Jess.
    Michael deutet mit dem Finger auf Maura und formt lautlos das Wort Danke .
    Ich sehe Michael an und sage: «Ich danke dir .»
    Ich sehe ihm an, dass er weiß, was ich meine – nämlich, dass er das Thema gewechselt hat –, denn er zwinkert und sagt: «Kein Problem.»
    Annie und Jess wechseln versöhnliche Bemerkungen, um zu bestätigen, dass sie eine lebhafte Meinungsverschiedenheit austragen und trotzdem Freundinnen bleiben können. Sogar Daphnes Trauermiene vergeht, als Tony ihr den Arm um die Schultern legt und ihr etwas ins Ohr flüstert. Sie lächelt. Also lächle ich auch. Ich entspanne mich wieder, und wir reden von anderen Dingen als Spermien und Eizellen und den Möglichkeiten, beide zusammenzubringen.

Einundzwanzig
    Später, als ich mich bei allen bedankt und Richard gesagt habe, dass wir uns morgen wiedersehen, ruft Jess mich zu sich ins Zimmer und zeigt mir beglückt die Website mit den Wikinger-Babys. Ich bin kurz davor, ihr zu sagen, dass ich wünschte, sie hätte bei meinem Geburtstagsessen nicht von Babys angefangen, aber ich lasse es bleiben. Ich weiß, sie meint es nicht böse. Sie kann nichts dafür, dass sie eine obsessive Persönlichkeit ist und einen eingleisigen Verstand hat.
    Sie klickt auf einen Link, der Fotos von diversen blonden, blauäugigen Spendern auf den Bildschirm bringt. Einer von ihnen tritt gegen einen Fußball und grinst. Sein Name ist Ian Janssen. Sofort fällt mir ein, dass Tucker mit Nachnamen Jansen heißt, und als ich das zweite s in Ian Janssens Namen sehe, kommt mir der Gedanke, dass ich Tuckers Namen bei meiner Google-Suche vielleicht falsch buchstabiert habe. Ich nehme mir vor, eine zweite Suche mit einem zusätzlichen s zu machen. Aber dann sage ich mir: Das wirst du schön sein lassen! Willst du zur Psychopathin werden?
    Ich frage mich, welcher Teil meiner selbst aus dieser Schlacht als Sieger hervorgehen wird – mein gut angepasstes, vorwärtsschauendes oder mein wehmütig brütendes, rückwärtsgewandtes Ich. Leider liegen die beiden zu nah beieinander.
    Am nächsten Morgen kommt Richard mit einem schwarzen Lincoln Town Car. Jess überreicht mir mein Gepäck – ihre eigene große kirschrote Tod’s-Reisetasche, die ich so schön finde. «Amüsier dich», sagt sie. «Aber das wirst du sicher.»
    Als ich mit dem Aufzug hinunterfahre, ziehe ich den Reißverschluss auf, werfe einen Blick in die Tasche und sehe meinen Pass. Jetzt bin ich wirklich aufgeregt. Obwohl der Pass ja vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver ist.
    Ich steige in den Wagen, und Richard küsst mich auf die Wange. Er sieht glücklich aus.
    «Jess hat mir gesagt, wohin wir fahren», sage ich.
    «Erwartest du, dass ich darauf hereinfalle?»
    «Nicht?» Ich nehme meine Sonnenbrille aus dem Etui und setze sie auf.
    «Nein.»
    «Zum Fliegenfischen nach Colorado?»
    Er lacht. «Du kommst mir nicht sonderlich naturverbunden vor.»
    «Bin ich auch nicht.» Ich denke daran, wie oft meine Mutter mir gesagt hat, ich solle die Nase aus den Büchern nehmen und an die frische Luft gehen.
    «Gut», sagt Richard. «Ich mag nämlich kein Camping. Im Wald juckt alles.» Dann wechselt sein Gesichtsausdruck, und er sagt: «Wie sauer warst du eigentlich gestern Abend? Bei all dem Baby-Gerede?»
    Ich überlege, ob ich es herunterspielen soll, aber dann sage ich: «Ziemlich sauer.»
    «Kann ich dir nicht verdenken.»
    Ich lächle ihn dankbar an. «Jetzt sag schon – wohin fahren wir?»
    «Das kann ich dir leider nicht verraten. Nur so viel: Ich bin schon zweimal da gewesen, und ich habe noch nie auch nur ein einziges Baby auf dem Gelände gesehen.»
    Ich schaue ihn lächelnd an und denke: Das war eine perfekte Antwort .

    Eine Stunde später sind wir am Kennedy Airport und stehen vor dem internationalen First-Class-Check-in der American Airlines.
    «Mailand?», sage ich, als wir unsere Bordkarten haben. «Ich liebe Mailand.»
    «Gut zu wissen», sagt Richard. «Aber wir fahren

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