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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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konzentriere mich auf eine juckende Stelle in meinem Kreuz. Die Kleine kann unmöglich etwas über alternde Eizellen wissen. Sie kann nicht wissen, dass ich Ben ein Kind anbieten muss, nur weil ich hoffe , ihn damit zurückzubekommen. Schließlich sage ich: «Nein. Warum, Zoe?»
    «Weil … wenn du zu lange wartest, bin ich zu alt, um dein Blumenmädchen zu sein.»
    Ich lächle erleichtert. «Hmmm. Da ist wirklich was dran, Zoe. Du kommst allmählich in die Jahre.»
    «Also warte nicht zu lange», sagt sie. «Und diesmal darfst du nicht wieder wegbrennen.»
    «Durchbrennen», sage ich.
    «Durchbrennen.»
    «Okay. Hmm. Tja. Wir werden sehen.» Ich frage mich, wie lange Zoe ihr Kreuzverhör noch fortsetzen kann. Wenn ich nicht aufpasse, erzähle ich ihr bald von meiner E-Mail-Korrespondenz mit Ben, von unserem Lunch-Date und dass ich ernsthaft hoffe, mein Exmann habe sich nicht rasend verliebt in ein Mädel namens Tucker.
    Ich mache mich auf die nächste Frage gefasst, aber als sie kommt, ist sie beglückend harmlos: «Können wir jetzt Schuhe anprobieren?»
    «Unbedingt.» Ich bin sehr erleichtert, weil ich meiner Nichte nichts von Tucker erzählen muss – von der fruchtbaren Ärztin mit den schnellen Beinen und den schönen Haaren, die meinen Ben unmöglich so sehr lieben kann wie ich.

Achtundzwanzig
    Als ich am nächsten Morgen aufwache, sehe ich Zoe in ihrem lavendelblau gepunkteten Nachthemd; sie steht auf den Zehenspitzen und drückt Nase und Hände gegen mein Schlafzimmerfenster. Ich betrachte ihr ernstes Profil und sehe, dass ein Büschel ihres Haars elektrisch aufgeladen vom Kopf absteht.
    Schließlich störe ich sie in ihrer Konzentration. «Was ist denn so interessant da draußen, Zoe?»
    Sie dreht sich um und kommt zum Bett gelaufen. «Es schneit, Tante Claudia!»
    «Wirklich?»
    «Ja! Komm gucken!»
    Ich gehe mit ihr zum Fenster und erinnere mich, wie aufregend ich es als Kind gefunden habe, wenn es schneite. Heute bedeutet Schnee nur noch Unannehmlichkeiten, besonders in einer Stadt, die sich sehr schnell in ein schmutziges, matschiges, zähflüssiges Chaos verwandelt. Aber all das vergesse ich, als ich mit meiner Nichte aus dem Fenster schaue. Ich bin sogar ein bisschen enttäuscht, als ich nur ein paar vereinzelte Flocken sehe, die auf dem Boden sofort schmelzen.
    «Das sieht nicht so aus, als ob es liegen bleibt», sage ich. «Das übliche Novembergefissel.»
    Zoe ist geknickt. Ich denke daran, wie es meinen Schwestern und mir damals ging, wenn wir voller Hoffnung ins morgendliche Schneetreiben hinausschauten, nur um dann enttäuscht zu hören, wie der Mann im Radio fröhlich verkündete: «Alle Schulen offen!» Noch schlimmer war es, wenn er eine ganze Reihe von Schulen aufzählte, die tatsächlich geschlossen waren, und dann mitteilte, dass unsere Schule die Ausnahme war, ohne dass der Unterricht zum Trost wenigstens eine oder zwei Stunden später anfing. Einer der glücklichsten Tage meiner Kindheit war der, an dem meine Mutter diese jämmerliche Entscheidung außer Kraft setzte. «Ich werde nicht riskieren, euch mit diesem Bus fahren zu lassen! Hiermit erkläre ich den heutigen Tag für schneefrei!» Manchmal hatte es eben auch Vorteile, eine Mutter zu haben, die sich an keine Regeln hielt.
    «Wenn es doch liegen bleibt, können wir dann im Park Schlitten fahren?»
    «Na klar», sage ich. Seltsam, wie viel intensiver Gefühlsregungen bei Kindern sind. Freude ist viel umfassender, Enttäuschung niederschmetternder, Hoffnung greifbarer. «Wollen wir einen Schneetanz machen, um ein bisschen nachzuhelfen?»
    Zoe strahlt wieder. «Was ist ein Schneetanz?»
    Ich springe auf meine Matratze und fange einen wilden Indianertanz an. Sie macht sofort mit, und wir werfen Arme und Beine in die Luft, bis wir außer Atem sind. «Okay», rufe ich, «jetzt aber los! Wir haben heute eine Menge vor!»
    «Was denn, Tante Claudia?»
    Ich skizziere kurz das Programm: eine Matinee-Vorstellung, ein Ausflug zum Spielwarengeschäft FAO Schwarz und eine Kutschfahrt durch den Central Park.
    Zoe ist begeistert. «Dann ziehe ich mich rasch an!»
    Ich lächle. «Ja, tu das. Und ich glaube, heute ist wohl auch ein bisschen Make-up angebracht, oder?»
    Zoe strahlt noch mehr. Sie ist ein echtes Girlie und redet ständig davon, dass sie Ohrlöcher haben möchte, sich die Beine rasieren und sich schminken will. Maura würde mich umbringen, wenn ich Löcher in Zoes Ohren schießen ließe oder ihr meinen Rasierer gäbe, aber ein

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