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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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bisschen Rouge und Lipgloss sind was anderes. Sie marschiert affektiert ins Badezimmer und sagt mit einer erwachsenen Stimme: «Ja wirklich, Tante Claudia. Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee.»

    Ein paar Stunden später, nach einer inspirierten Aufführung des Königs der Löwen , kommen Zoe und ich aus dem New Amsterdam Theater in der 46. Straße. Die Sonne scheint, und von Schnee ist keine Spur, aber es ist trotzdem ein winterlicher, festlicher Tag. Die Stadt ist schon mit weißen Lichtern und Kränzen geschmückt, und in den Straßen wimmelt es von Wochenendtouristen. Zoe setzt ihre flauschige, pinkfarbene Mütze auf und zieht die dazu passenden Handschuhe an, und ich winke ein Taxi heran und sage dem Fahrer, er soll uns zum Plaza bringen und gegenüber von FAO Schwarz absetzen. Auf der Fahrt nach Uptown singen wir die ganze Zeit «Hakuna Matata». Das ist wirklich ein Ohrwurm. Über so viel Fröhlichkeit vergesse ich fast, warum Zoe bei mir ist. Wird sie eines Tages die ganze Wahrheit über unser Wochenende wissen? Und wenn sie dann auf unsere gemeinsame Zeit zurückblickt, werden ihre Erinnerungen eher bitter als süß sein?
    Vor dem Plaza bezahle ich das Taxi und halte Zoe die Tür auf. Sie purzelt aus dem Taxi und vergisst ganz, sich in ihrem Cordkleid und dem schicken Mantel ladylike zu benehmen. Sie zeigt auf einen blau geschminkten Pantomimen, der gespenstisch reglos bei dem Springbrunnen vor dem Hotel steht.
    «Darf ich zu dem hingehen?», fragt sie.
    «Na klar», sage ich und denke daran, wie Ben immer sagte: «Wieso gilt das eigentlich als Talent? Wer würde sich die Mühe machen, so etwas zu üben?» Offensichtlich gibt es viele, die Bens Einschätzung von Pantomimen nicht zustimmen, denn er ist von einer beträchtlichen Menge von Zuschauern umringt, die gaffen und Videokameras auf ihn richten.
    Zoe wieselt hinüber, und ich bleibe vor der Hoteltreppe stehen und hole mein Handy aus der Handtasche. Ich will nachsehen, ob Maura inzwischen angerufen hat. Ich habe eine Nachricht, aber sie ist von Daphne. Ich behalte Zoe im Auge, als ich die Voicemail abhöre. Daphne erzählt mir, sie hätten eben einen Zitronengugelhupf gebacken und die Jungs leckten gerade die Quirle ab. Aber von Maura habe sie noch nichts gehört. «Drücken wir die Daumen, dass es gute Nachrichten gibt», endet sie.
    Daphnes Vorstellung von guten Nachrichten ist wahrscheinlich nicht die gleiche wie meine, denke ich. Außer in Fällen von regelrechter Misshandlung, findet sie, sollten Paare mit Kindern zusammenbleiben. Ich finde, es geht eher darum, glücklich zu sein. Nicht glücklich wie auf Weihnachtsfotokarten, sondern wirklich und wahrhaftig glücklich bis in die Knochen.
    Ich überspringe Daphnes Nachricht und höre mir eine sehr alte von Ben an. Seit unserer Scheidung habe ich es nicht übers Herz gebracht, sie zu löschen. Es ist die einzige Aufnahme, die ich von seiner Stimme habe. Sie enthält weiter nichts Besonderes – er gibt mir nur die Telefonnummer unseres Optikers durch –, aber der bloße Klang seiner Stimme flutet über mich hinweg, und ich bekomme Herzflattern. Ich wünschte, ich könnte schon eher mit ihm sprechen – nicht erst nächsten Montag. Mein Versprechen liegt vorbereitet auf meiner Zunge: Ich will dir ein Baby schenken, Ben. Ich will alles tun, um dich wiederzubekommen .
    Ich drücke die SPEICHERN-Taste, klappe das Telefon zu und blicke auf. Zoe steht immer noch wie gebannt vor dem Pantomimen. Sie hält ihre Mütze jetzt in der Hand. Die Sonne scheint auf ihr Haar und lässt es röter aussehen als sonst. Einen glorreichen Augenblick lang empfinde ich Wohlbehagen und Frieden.
    Und im nächsten Moment ändert sich alles.
    Zuerst sehe ich den Jungen, einen dürren Skateboarder in schlabbrigen Shorts, hohen Converse-Schuhen und einem gelben Sturzhelm. Ich frage mich, wie er es geschafft hat, an einem Tag wie heute ohne Jacke aus dem Haus zu kommen. Er ist nicht älter als zwölf, und trotz seiner mühelosen, selbstsicheren Stunts sind seine Bewegungen von kindlicher Unbeholfenheit. Offensichtlich gibt er an, aber er tut, als merke er nicht, dass ein paar Leute, die von dem Pantomimen genug haben, ihm zusehen. Er muss ein Einzelgänger sein; normalerweise sind Jungen seines Alters in Horden unterwegs. Ich sehe zu, wie er ein paar Treppenstufen hinuntersurft und mühelos landet, bevor er wieder schneller wird. Dann sehe ich, wie Zoe zu mir zurückgelaufen kommt. Sie kreuzt seinen Weg. Ich erstarre, denn

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