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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Notfällen und Kindern in Krisensituationen .
    Dann denke ich an Ben. Wenn ich das Glück haben sollte, ihn zurückzubekommen, brauche ich nicht perfekt zu sein. Dann können wir alles zusammen herausfinden. Ich stelle mir vor, wie unsere kleine Tochter mit einem bedrohlichen Splitter angelaufen kommt. Er übernimmt die Arbeit mit der Pinzette, und ich stehe an seiner Seite und halte ein Garfield-Pflaster bereit. Wir werden ein gutes Team sein. Wir waren mal eins. Wir werden es wieder sein.
    Und gerade als Zoe und ich zum Ausgang gehen, die Entlassungspapiere und ein paar Nachschublollis in den Händen, höre ich eine Stimme hinter mir, die mir irgendwie bekannt vorkommt. «Claudia? Sind Sie das?»
    Mein Magen krampft sich zusammen, als ich die Stimme erkenne. Langsam drehe ich mich um und blicke geradewegs in Tucker Janssens große grüne Augen.

Neunundzwanzig
    «Hi, Tucker», sage ich und erfasse mit einem Blick ihren makellos gebügelten weißen Arztkittel über dem blauen OP-Anzug und das glänzende Stethoskop. Und natürlich auch die lange blonde Mähne, die zu diesem Pferdeschwanz, ihrem Markenzeichen, zusammengebunden ist. Sie ist hübscher als in meiner Erinnerung. Aber vielleicht ist es auch ein Unterschied, ob man jemanden nach dem Laufen oder mit etwas Make-up im Gesicht sieht. Mich schaudert bei dem Gedanken daran, wie sie aussieht, wenn sie sich zum Ausgehen aufgebrezelt hat. Das Herz rutscht mir in die Hose, und ich schiele zum Ausgang und hoffe, dass diese Unterhaltung kurz werden wird. Obwohl wir etwas sehr Bedeutsames miteinander gemeinsam haben, habe ich ihr nichts zu sagen.
    «Hi, Claudia», sagt sie. Sie wirkt völlig entspannt.
    Ich kann nicht wissen, dass sie Ärztin ist, rufe ich mir in Erinnerung. Also spiele ich die Überraschte. «Sind Sie Ärztin?»
    «Ja», sagt sie mit gespielter Bescheidenheit. «Ich bin Kinderchirurgin.»
    «Oh», sage ich. «Das ist aber schön.»
    «Was machst du hier?» Sie schaut auf Zoe hinunter. «Alles okay?»
    Ihre Anteilnahme wirkt echt, und trotzdem geht sie mir auf die Nerven. Ich weiß, es ist irrational, aber ich habe das Gefühl, dass sie über mich urteilt. Das Ausmaß meiner Nachlässigkeit ermisst. Zu dem Schluss kommt, dass ich tatsächlich eine ungeeignete, unfähige Mutter wäre.
    «Meine Nichte hatte einen kleinen Unfall, das ist alles», sage ich. «Aber es geht ihr schon wieder gut.»
    «Armes Ding», gurrt Tucker.
    Zoe hat ihre alte Mitteilsamkeit wiedergefunden. «Ich habe fünf Stiche!», verkündet sie.
    Ich gerate in Panik. Was wird sie noch alles erzählen? Ich bete zum Himmel, dass Tucker kein Wort über Ben sagen wird, denn dann wären die Schleusen offen. Ich kann Zoe schon hören: Woher kennst du Onkel Ben? Tante Claudia hat sich von ihm scheiden lassen, weil sie keine Kinder haben wollte. Aber Tante Claudia sagt, sie wird ihn immer lieben. Und wenn sie wieder heiraten, werde ich Blumenmädchen!
    Und richtig, Zoes Bemerkung gibt Tucker die Erlaubnis, mit meiner Nichte ein Gespräch anzufangen. Als wäre sie in ein bedeutendes Geheimnis eingeweiht, beugt sie sich hinunter, zwinkert und fragt: «Mit pinkfarbenen Fäden?»
    Zoe strahlt. «Ja! Pink.»
    Tucker zerzaust ihr das Haar und lächelt sie an. Dann richtet sie sich auf und sagt zu mir: «Sie ist wirklich süß.»
    «Danke», sage ich, obwohl ich nicht weiß, ob es sich gehört, Komplimente für das Kind anderer anzunehmen, selbst wenn es sich um meine Nichte handelt. Ich trete von einem Fuß auf den anderen. Dann läuft mein Kopf wieder leer, und mein Blick wandert zum Ausgang. Ich möchte um keinen Preis zu anderen Themen übergehen und – beispielsweise – über Marathonläufe mit Ben reden. Ich frage mich, ob Tucker weiß, dass ich vorhabe, mich mit ihrem Freund zu treffen. Vermutlich ja, denn ich erinnere mich, wie Ben mir erzählte, dass seine Ex, Nicole, ihm ein Geburtstagsgeschenk geschickt hatte, als wir schon ungefähr ein Jahr zusammen waren. Ich weiß noch, dass ich mühsam versuchte, gelassen zu klingen. «Oh. Das ist nett … Was hat sie dir geschenkt?»
    «Einen Gedichtband», antwortete er nüchtern, als bedeutete ihm das überhaupt nichts.
    Derweil konnte ich mir nichts vorstellen, was bedrohlicher gewesen wäre als ein Buch, ganz zu schweigen von einem Buch mit Gedichten , und ich musste meine ganze Willenskraft aufbringen, um ihn nicht zu fragen, was für ein Buch das war, was für Gedichte. Stattdessen murmelte ich nur kühl und sehr unbesorgt: «Na, das war

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