Und trotzdem ist es Liebe
ist.
«Darf ich bald wieder herkommen, Mommy?», fragt sie Maura.
«Natürlich», sagt Maura.
Scott nimmt Zoe auf den Arm, und Maura drückt mir die Hand und sagt leise: «Pass auf dich auf.»
«Du auch.»
Als die Tür sich hinter Zoe und ihren Eltern geschlossen hat, sage ich laut und mit so viel Sarkasmus, wie ich aufbringen kann: «Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens.» Ich konnte dieses Klischee nie leiden – sowohl wegen seiner offenkundigen Wahrheit als auch, weil es einen zwingt, den Tag produktiv und erfüllt zu gestalten. Deshalb entscheide ich mich selbstverständlich für das Gegenteil. Ich werfe das Handtuch und krieche ins Bett, und ich mache mir nicht mal die Mühe, vorher zu duschen und die Krankenhaus- und Tucker-Bazillen von meiner Haut abzuwaschen.
Dreißig
In den nächsten drei Tagen schwanke ich zwischen betäubter Fassungslosigkeit und herzzerreißendem Elend hin und her. Im Verlag ist wenig los – wie immer vor Feiertagen –, und deshalb verbringe ich die meiste Zeit mit Redigieren zu Hause, und einen großen Teil dieser Zeit bin ich im Bett. Jess erklärt mir, dass übermäßiges Schlafen ein Anzeichen für Depressionen ist, als wäre das eine ganz neue Offenbarung. Sie hält mir energiegeladene Aufmunterungsvorträge, und ich zucke die Achseln und sage, das wird schon wieder. Obwohl ich davon keineswegs überzeugt bin.
Den Tiefpunkt erreiche ich mitten in der Nacht, als ich aufwache, nachdem ich die Schlussszene aus der Reifeprüfung geträumt habe – nur dass ich Dustin Hoffman bin und Ben keine schwangere Tucker am Altar stehenlässt. Stattdessen starren er und seine Familie mich an, als wäre ich verrückt, bis Ray und Annie mich an den Armen aus der Kirche schleifen und in diesen Bus stopfen, ganz allein. Ich wache auf, nassgeschwitzt, tränenüberströmt und so wütend, dass ich Angst vor mir selbst habe.
Am nächsten Morgen gehe ich zu Jess ins Zimmer. Sie packt gerade die letzten Sachen für ihren Trip mit Michael nach Alabama. Wider besseres Wissen erzähle ich ihr von meinem Alptraum.
«Na», sagt sie, «zum Glück wirst du Ben vor ihrer Hochzeit zurückholen.»
Ich starre sie verständnislos an, und sie sagt: «Am Montag, zum Beispiel?»
Ich schüttle den Kopf. «Ich werde ihn nicht mehr zurückholen … Und ich treffe mich am Montag auch nicht mit Ben.»
«Was?»
«Ich sag’s ab», erkläre ich mit Nachdruck.
«O nein, das wirst du nicht tun», sagt sie mit noch größerem Nachdruck.
«Es hat doch keinen Sinn.» Ich zucke teilnahmslos die Achseln.
«Hat es wohl. Hör zu, Claudia. Die Tatsache, dass sie verlobt sind, ändert gar nichts.»
«Doch. Tut es doch.»
«Nein, tut es nicht! Wenn Ben sich von der Liebe seines Lebens scheiden lassen kann, dann kann er ganz sicher eine Verlobung auflösen.»
«Woher wissen wir denn, dass nicht sie die Liebe seines Lebens ist?»
«Weil du das bist», sagt sie. «Und die gibt es nur einmal.»
«Seit wann glaubst du denn so was?»
«Seit ich endlich weiß, was wahre Liebe ist.»
«Ich habe Neuigkeiten für dich, Jess. Ben liebt sie. Er würde ihr keinen Heiratsantrag machen, wenn er sie nicht liebte. Er wünscht sich ein Kind, ja. Aber so dringend nun auch wieder nicht.»
«Schön. Vielleicht liebt er sie wirklich auf irgendeine begrenzte Weise. Aber dich liebt er mehr, und das weißt du … Er hat nicht alle nötigen Informationen. Er braucht alle Informationen. Wenn er weiß, dass du Kinder haben willst, wird er sich von ihr trennen.»
«Ich will keine Kinder haben.»
«Doch, willst du.»
«Nein, will ich nicht», sage ich. «Ich wäre theoretisch bereit, ein Kind von ihm zu bekommen.»
«Das ist dasselbe.»
«Nicht ganz.»
Sie zieht mit Nachdruck den Reißverschluss ihrer roten Tod’s-Tasche zu. «Ich schlage vor, das zu beurteilen, überlassen wir Ben, okay?»
Meine eigenen Pläne für Thanksgiving sind unterdessen bis zum letzten Moment ungeklärt. Maura gibt fast immer ein Essen in ihrem Haus, aber aus naheliegenden Gründen ist dieses Jahr eine Ausnahme. Daphne bietet sich als logische Ausweichmöglichkeit an, weil mein Vater sich verständlicherweise weigert, Dwights und Moms Haus zu betreten, aber als wir meiner Mutter von unserem Plan erzählen, fängt sie an, die übliche Rede zu schwingen. «Ihr Mädels kommt nie zu mir», heißt es, und dann geht es übergangslos damit weiter, dass wir Dwight nie wirklich akzeptiert hätten. Ich habe keinen Lust auf ihren Unsinn, und deshalb bremse
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