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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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habe ich doch gesagt.» Ich zucke die Achseln. «Sie war attraktiv. Schönes Haar, schöne Haut. Und eine anständige Figur.»
    «Anständig?», wiederholt Maura. «Definiere ‹anständig›.»
    «Ziemlich gut», sage ich, und dann verbessere ich mich in Anbetracht meines Publikums. «Aber das würdest du wahrscheinlich anders sehen.»
    Die Maßstäbe, die Maura an sich selbst und alle anderen anlegt, sind lachhaft. Sie ist extrem dünn, und durch häufige Workouts mit einem Trainer ist sie auch straff und fit. Man würde niemals vermuten, dass sie drei Kinder hat, und manche würden sagen, sie ist zu dünn. Daphne zum Beispiel, aber das liegt vielleicht daran, dass Daphne und Maura einander so ähnlich sind – nur dass Daphne sich ständig bemüht, fünfzehn bis zwanzig Pfund abzunehmen. Eine der größten Auseinandersetzungen zwischen meinen Schwestern in den letzten fünf Jahren entstand dadurch, dass Daphne sich beschwerte, weil irgendeine bizarre Diät nicht wirkte, und Maura zu ihr sagte: «Ich komme da nicht mit. Iss einfach nichts, Daph. Steck einfach kein Essen in den Mund. Was ist daran so schwer?» Für Maura ist es nicht schwer. Ich kenne niemanden mit so viel Disziplin. Für Daphne – und Millionen andere Amerikanerinnen – ist es nicht so leicht. Wenn es das wäre, wäre niemand fett.
    «Das heißt, sie war moppelig?», fährt Maura jetzt fort. «Ich kann mir Ben nicht mit einem moppeligen Mädchen vorstellen.»
    «Nein, sie war nicht moppelig. Starkknochig vielleicht», sage ich. «Üppig.»
    Jess lacht. «Üppig?»
    «Jung … kurvenreich … kräftig», sage ich nüchtern.
    «Igitt», sagt Daphne. «Bei der Beschreibung sage ich nein.»
    «Tja.» Ich kratze das Dressing aus der Schale auf meinen Salat. Ich weiß nicht, warum ich mir das Dressing immer separat bestelle, wenn ich dann doch alles aufesse. «Was willst du machen? Wir haben gewusst, dass Ben mit anderen Frauen ausgehen würde. Das war der Sinn der Trennung, oder? Eine gute Frau mit einer verfügbaren Gebärmutter zu finden.»
    Daphne verzieht das Gesicht. Normalerweise bemühe ich mich, Wörter wie «Gebärmutter» in ihrer Gegenwart zu vermeiden. Anders als meine unsensible Mutter, die mit Ausdrücken wie «Fehlschuss» und «unfruchtbar» nur so um sich wirft.
    Ich habe noch ein paar weitere Fragen über Tuckers Aussehen zu beantworten.
    Schätzungsweise Größe 38 .
    Ungefähr so groß wie Ben .
    Grüne Augen, glaube ich. Vielleicht auch blaue .
    «Wie es scheint, ist ihr Haar also das einzig Anständige an ihr?», fragt Maura.
    «Wahrscheinlich das Beste an ihr, ja.»
    «Dann würde sie den Krisselhaartest also nicht bestehen?», fragt Daphne lächelnd.
    Ich muss lachen und sage, wahrscheinlich nicht. Der Krisselhaartest erklärt sich eigentlich von selbst, aber er geht so: Gib einem ansonsten hübschen Mädel krisseliges braunes Haar und frage dich, ob sie dann immer noch hübsch ist. Maura hat diesen Lackmustest auf der High School entworfen, und sie bestand darauf, dass Tiffany Hartong sie bei der Wahl zur Homecoming Queen nur deshalb geschlagen habe, weil sie so prachtvolle blonde Haare hatte, dass alle Welt glaubte , sie sei hübsch. Natürlich habe ich ihr immer entgegengehalten, das sei ein Test, der ungefähr so läuft wie: «Gib einem Mädel ein hässliches Arschgesicht und frag dich, ob sie dann immer noch hübsch ist.» Die Haare sind ein integraler Bestandteil des Katalogs.
    Trotzdem verkneife ich mir, zu sagen, ich sei nicht so besessen von Äußerlichkeiten wie manche anderen Frauen und mir wäre es ganz recht, wenn Tucker ein Dessous-Model wäre und nicht Konzertpianistin, Jetpilotin oder sonst etwas, das Ben wirklich mit Hochachtung sehen würde. Klar, wenn ich an Mauras Stelle wäre und mein Mann mich mit seiner Sekretärin betrogen hätte, einer norwegischen Granate, die sich weigerte, an Briefumschlägen zu lecken, weil sie mal gelesen hatte, dass die Gummierung an der Lasche drei Kalorien enthält, wäre ich wahrscheinlich genauso besessen von Körperfett.
    «Na, wer gibt denn einen Scheißdreck auf Tucker», sagt Jess und hebt ihr Weinglas. «Mit ihr reagiert er ganz offensichtlich nur auf die Trennung von dir. Ich würde sogar wetten, dass die Reaktionsphase bei ihm noch jahrelang dauern wird. Niemand wird dir da das Wasser reichen können, Claudia.»
    Das klingt schon besser! Ich lächle Jess dankbar zu und hebe mein Glas. «Darauf trinke ich.»
    Maura nimmt das Stichwort auf. «Ja. Eine wie dich findet er

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