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Und trotzdem ist es Liebe

Und trotzdem ist es Liebe

Titel: Und trotzdem ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Brot; sie brütet über den ausgewählten Geschenken, und ich muss ihr dabei helfen, über den Geschmack ihres Exverlobten herzuziehen («Hast du je ein so abscheuliches Porzellandekor gesehen?»). Sie hat auf domania.com ihre Häuser gefunden («Jack geht es gut – er hat sich gerade ein Sieben-Zimmer-Chateau in Greenwich gekauft»), und bei Amazon studiert sie Babylisten («Bei Brads Frau ist es am fünften April so weit – aber ob es ein Junge oder ein Mädchen wird, wissen sie nicht: Sie haben nur gelbe Sachen aufgeführt»).
    Aber der in meinen Augen beste Treffer war, als sie einen Ex auf einer obskuren Website zum Thema Kochen entdeckte. Sie las alle Einzelheiten über seine bevorstehende Dinnerparty für zwölf, die zufällig an ihrem Geburtstag stattfinden sollte, kurz nachdem sie sich getrennt hatten. Sie war doppelt gekränkt, als er im Online-Forum vergnügt darüber chattete, wie man mit einer Milchmarinade den Wildgeschmack beim Hirschbraten mildern könne. Natürlich konnte sie sich eine anonyme Antwort nicht verkneifen: «Wer zum Teufel serviert schon Hirschbraten auf einer Dinnerparty? Und wenn du keinen Wildgeschmack magst, lass die Milchmarinade weg und brate Steaks.»
    Ich zögere einen Moment lang und frage mich besorgt, was ich wohl über Tucker herausfinden werde. Dann schließe ich die Augen und drücke die RETURN-Taste. Ich bin mehr als erleichtert, als ich wieder hinschaue und feststelle, dass Bens neue Freundin im Internet nicht existiert. Offenbar ist sie noch zu jung, um irgendetwas Besonderes geleistet zu haben. Zur Bestätigung dieser Vermutung gebe ich meinen eigenen Namen ein und empfinde grenzenlose Genugtuung, als ich vierhundertunddreißig Hits erziele, darunter Artikel in Publishers Weekly , Erwähnungen auf Autoren-Websites und Zitate von diversen Tagungen und aus Vorträgen. Ich überfliege ein paar der Resultate, und mir geht es ein winziges bisschen besser. Tucker braucht ein Baby, um ihrem Leben ein wenig Sinn zu geben. Ich brauche keins.
    Ich schalte den Computer ab und kehre an den Küchentisch zurück. Ich will jetzt arbeiten. Ich will jetzt Bens Nachrichten nicht hören. Schlimm genug, dass ich seine «Freundin» gegoogelt habe. Aber nachdem ich zwanzig Minuten lang immer wieder denselben Absatz gelesen habe, knicke ich ein und wähle die Nummer meiner Voicemail. Seine erste Nachricht klingt sehr geschäftsmäßig. «Claudia? Ben hier. Bitte ruf mich zurück.»
    Beim zweiten Mal sagt er buchstäblich das Gleiche, Wort für Wort, aber nach einer längeren Pause fügt er hinzu: «Es war schön, dich zu sehen … wirklich.»
    Sein «wirklich» klingt so aufrichtig, und es hat so was wie einen verzweifelten Unterton – einen Unterton, den man nur wahrnehmen kann, wenn man jemanden wirklich gut kennt. Ich höre mir die Nachricht noch einmal an, und dann kann ich nicht anders: Ich wähle seine Handynummer, obwohl ich weiß, dass er inzwischen vielleicht wieder mit Tucker zusammen ist. Meinen Stolz kann ich für heute ohnehin vergessen. Außerdem hat er mich ja gebeten , ihn zurückzurufen. Ihn zu ignorieren würde vielleicht noch jämmerlicher erscheinen. Als wäre ich zu verletzt oder zu wütend, um mit ihm zu sprechen.
    Ben meldet sich beim vierten Klingeln, und bevor ich hallo sagen kann, sagt er meinen Namen, liebevoll und leise: Claudia . Ein Schauer läuft mir über den Rücken, aber sofort verbiete ich mir, sentimental zu werden. Das hat keinen Sinn.
    «Hi, Ben.» Ich bemühe mich um einen gelassenen Ton. «Hör zu. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich so überfallen habe. Ich wollte wirklich nicht stören …»
    «Du hast bei nichts gestört», sagt er sofort.
    Ich lache, als wollte ich sagen: Doch, ich habe durchaus gestört .
    «Tucker ist nur eine Freundin», sagt er.
    «M-hm.»
    «Es ist nicht so», sagt er. «Wir sind nur zusammen gelaufen. Da war nichts.»
    «Von mir aus. Das ist nicht meine Sache», sage ich ein bisschen zu nachdrücklich. Ich will nicht verbittert klingen. Es ist das Letzte, was ich sein möchte: verbittert.
    «Es ist nicht so», wiederholt er. «Wirklich nicht.»
    «Okay», sage ich.
    Nach einer langen Pause fragt er: «Also. Hast du was Bestimmtes gewollt?»
    «Nein. Ich war nur in der Gegend … und ich dachte, ich sage hallo.»
    «Claudia. Komm schon.»
    «Was denn?»
    «Sprich mit mir.» Er flüstert fast.
    Mein Herzschlag dröhnt mir in den Ohren, und ich bringe kein Wort heraus. Aber ich weiß sowieso nicht, was ich sagen

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