Und trotzdem ist es Liebe
irgendwo allein sein würden. Ein Essen für zwei. Zumindest habe ich Ben immer mit dabei gesehen.
Aber als Jess und ich das Lokal betreten und ich meine Familie und meine Freunde gut gelaunt und in Partykleidung an der Bar versammelt sehe, verfliegen meine Beklemmungen, und ich denke: Dein Pech, Ben .
«Hey, Leute!», rufe ich und gebe jedem einen Begrüßungskuss.
Richard kommt als Letzter an die Reihe; ich küsse ihn auf den Mund, und es ist ein merkwürdiges Gefühl, das vor Michael zu tun. Ich sehe, wie er spöttisch die Brauen hochzieht und den Kopf schüttelt.
«Ich fasse es nicht. Du hast gerade meinen Boss geküsst», flüstert er mir zu. «Sieh zu, dass du mir eine Gehaltserhöhung besorgst.»
Richard reicht mir meinen Wodka Tonic, und das entgeht meinen Schwestern und Annie nicht.
Ich lächle sie an. «Er hat vorher angerufen.» Es ist eine ritterliche Geste, die andere Frauen neidisch machen kann, besonders wenn sie mit Männern wie Scott verheiratet sind, der zu niemandes Überraschung gerade sein Handy am Ohr hat. Ich frage, ob sich schon alle miteinander bekannt gemacht haben. Sie haben; Michael hat dafür gesorgt. Wir plaudern, bis unser Tisch in der ersten Etage bereit ist.
Wir gehen hinauf, und ich sitze zwischen Richard und Michael. Jess sitzt mir gegenüber; sie übernimmt die Weinkarte und die Unterhaltung – zwei Dinge, auf die sie sich besonders gut versteht. Als sie uns ihre Getränkeauswahl vorgetragen hat und alle einverstanden sind, sagt sie: «Tja, Richard, Sie gefallen mir.» Sie schaut in die Runde. «Was sagen die andern zu Claudias neuem Freund?»
«Er ist ein klasse Boss», sagt Michael. «Sehr fair.»
Alles lacht.
Daphne und Maura schenken Richard ein identisches Lächeln, das sagt: Wir wissen noch nicht, ob du uns als Mann für unsere Schwester gefällst, aber wir finden dich sehr ansprechend . Vor allem Maura scheint mit meinem neuen Freund einverstanden zu sein. Sie mag es, wenn Männer elegant, klug und sexy sind, und Richard erfüllt alle drei Kriterien. Aber Scott auch, denke ich. Vielleicht ist «elegant, klug und sexy» im Rahmen einer Ehe nicht mehr das Entscheidende. Aber das ist eine akademische Frage. Schließlich will ich nur meinen Spaß haben. Und dieser Abend ist dafür genau das Richtige. Er bringt Spaß und ist festlich. Alle haben gute Laune, und die Unterhaltung fließt ganz ungezwungen. Wir erzählen komische Geschichten, wir lachen, und Wein und Essen sind erstklassig.
Wir sprechen über Annies bevorstehendes Projekt; sie will einen Film über Frauen in Afghanistan machen, und es wird ihr nicht leichtfallen, so lange von Raymond jr. getrennt zu sein. Wir plaudern über Mauras Kids und was sie so treiben. Daphne erzählt Anekdoten über die Kinder in ihrer Schule. Eine besonders lustige Geschichte handelt von einem Briefchen, das sie im Matheunterricht abgefangen hat. Natürlich hat sie es gelesen. Jeder weiß, dass Lehrer solche Briefchen immer lesen, auch wenn sie behaupten, dass sie es nicht tun. Diese Geschichte bestätigt es.
«Das Komische ist», sagt Daphne, «dieses Mädchen, Annabel, ist der Liebling aller Lehrer, das bravste Mädchen, das ihr euch vorstellen könnt, und jetzt schreibt sie einen unanständigen Brief an einen bösen Jungen namens Josh.»
«Unanständig für eine Fünftklässlerin oder objektiv und ganz allgemein unanständig?», will Michael wissen.
Richard lacht. «Ich finde es schon unanständig, dass du so was wissen willst.»
«Hey», sagt Michael, «ich will bloß meine Jugend nochmal durchleben.»
«Na ja», sagt Daphne, «sie schreibt, sie will, dass er ihr ‹die Titten knutscht› … und dann informiert sie ihn, dass ihr AOL-Nickname im Chat GhettoMopsQueen lautet.»
Wir lachen uns kaputt.
«Hat sie denn so große Möpse?», fragt Annie.
«Nein!», sagt Daphne. «Das ist ja das Ulkige. Sie ist ein kleines, zierliches Persönchen. Ein blauäugiges, natürliches Ding.»
«Aber anscheinend mopsfidel», sagt Michael.
Wieder lachen wir alle, und ich denke plötzlich, dass ich großes Glück habe, so gute Freunde und Verwandte zu haben, die mir helfen, die Leere auszufüllen, die Ben hinterlassen hat.
Aber dann, irgendwann zwischen Hauptgang und Dessert, sind wir – wieder – beim Thema Kinder. Jess gibt bekannt, sie denke daran, eine skandinavische Samenbank irgendwo in Midtown aufzusuchen.
«Eine skandinavische Samenbank?», fragt Daphne.
«Ja. Das ganze Sperma kommt von dänischen Spendern. Der
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