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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer-Fleming Julia
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die Arme um sich geschlungen. Schluchzer schüttelten sie. Ihr Mund blutete. Amado hob die Waffe und legte an. Der Rücken des Mistkerls war breit genug; selbst ein ungeübter Schütze konnte ihn nicht verfehlen.
    Dann bückte sich Isobels Angreifer und hob sie hoch. Er wiegte sie zärtlich, gab beruhigende Laute von sich, streichelte ihren Rücken und ihr Haar. Sie klammerte sich an das Ungeheuer, immer noch weinend, und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.
    Amado senkte die Waffe. Er wandte sich ab, kämpfte darum, sich nicht zu übergeben. Er wusste, was dort geschah. Er hatte es schon früher erlebt. In seinem Dorf lebten einige Frauen, die samstagabends von ihren Männern verprügelt und am Sonntagmorgen umworben wurden. Doch er war sicher, dass Isobel nicht verheiratet war. Vielleicht ihr Bruder? Oder ein Onkel? Er starrte auf die Waffe in seiner Hand, schwer und fremd, und hätte sie fast fallen lassen. Heilige Mutter Gottes. Hatte der bärtige Riese Isobel geschlagen, weil er sie mit einem dunkelhäutigen Mann gesehen hatte? Oder weil die hier verschwunden war?
    Verstecken, hatte sie gesagt. Verstecken. Er bückte sich, hob die Tüte auf und steckte die Waffe wieder hinein. Langsam, vorsichtig, bahnte er sich den Weg zurück zum Land der McGeochs. Tat, worum sie ihn gebeten hatte.
    IX
    Die erste Person, auf die Kevin traf, als er sich an diesem Nachmittag ins Revier schlich, war der Deputy Chief. »Was, zum Teufel, willst du denn hier?«, fragte MacAuley.
    »Äh … ich wollte ein bisschen eher zum Dienst kommen.«
    »Eine Stunde zu früh? Verdammt, Junge, deine Haare sind ja noch ganz nass.«
    »Ich hab im Studio geduscht. Ich war noch zum Krafttraining.«
    MacAuleys Raupenbrauen wanderten nach oben. »Du. Hast. Trainiert.« Er schlug Kevin mit einem Pappordner vor die Brust. »Ich dachte, du spielst Straßenbasketball.«
    Kevin zuckte die Achseln.
    MacAuley schüttelte den Kopf und sah nach oben, wo Dämmplatten die ursprüngliche Stuckdecke des Flurs verbargen. »Gott helfe uns allen«, sagte er. Er wies mit dem Daumen zum Besprechungsraum. »Du kannst genauso gut schon reingehen und dem Chief von deinem Zwischenstopp gestern Abend erzählen.«
    »Meinem was?«
    MacAuley funkelte ihn ungeduldig an. »Du hast doch angehalten, um Knox einzusammeln, oder? Die Kennzeichen eines Hummer prüfen lassen, der von einem Mann mit Tätowierung gefahren wurde? Heute Morgen ist in den Wäldern an der Lick Springs Road eine Leiche aufgetaucht. Passende Tätowierung an den Händen. La-ti-no.« Er verdrehte die Augen. » Mexikaner ist nicht länger politisch korrekt. Hmpf. Vielleicht nenne ich mich demnächst Hiberno-Amerikaner.«
    »Ich glaube, Sie meinen kaledonischer Amerikaner, Deputy. Hiberno-Amerikaner wäre irisch. So wie ich.« Angesichts der Miene des Deputy war das letzte »So wie ich« vielleicht des Guten zu viel gewesen.
    »Rein da, bevor ich dich bei deinem irischen Arsch packe.«
    In sich hineingrinsend, huschte Kevin in den Dienstraum. Wo ihn ihr Anblick belohnte. Sie saß am großen Tisch und studierte eine Reihe Fotos.
    »He, Hadley«, grüßte er, sein Tonfall war die perfekte Mischung aus beiläufig und freundlich. Er hatte auf der ganzen Fahrt in seinem Aztec geübt.
    »He, Flynn.« Sie wandte den Blick nicht von den Bildern ab.
    »Du kannst ruhig Kevin sagen, weißt du.«
    Jetzt schaute sie doch hoch. »Lieber nicht.«
    »Was willst du so früh hier?« Die Stimme ließ ihn zusammenzucken. Oh. Klar. Es war noch jemand im Raum. Kevin drehte sich zum Schwarzen Brett, wo der Chief polizeiliche Führungszeugnisse aufhängte. »Egal«, fuhr er fort. »Komm rüber und sag mir, ob du einen davon kennst.«
    Kevin trat zum Brett. Die Seiten hatten das vertraute Format der NYS VCAP Datenbank. Acht junge Latinos starrten ihm entgegen, eingefangen von Polizeifotografen in Brooklyn, Manhattan und der Bronx: herausfordernd, zugedröhnt, mürrisch, feixend. Kevin tippte auf das feixende Gesicht. »Das ist der, den ich verscheuchen musste. Auf diesem Bild fehlen ihm die Piercings« – er berührte die Oberlippe –, »aber er ist es.« Er beugte sich vor, um die Kurzbiographie zu lesen. Gerade erst aus Plattsburgh entlassen, vor nicht einmal vier Monaten. Drei Mal Besitz von Drogen, verdecktes Tragen einer Waffe, Autodiebstahl, Körperverletzung und Überfall mit einer tödlichen Waffe. Vermutlich Mitglied der Punta Diablos. Kein Wunder, dass Hadley Angst vor ihm hatte.
    Der Chief grunzte. »Knox hat ihn ebenfalls

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