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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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das Buch. Sie bleibt hier. Wenn ich in einer Stunde nicht wieder da bin, töten sie das Mädchen und die Brüder. Verstanden?«
    Clare nickte.
    »Also los.«
    Sie schaute noch einmal nach hinten, als sie zurück zur Mündung des Pfads liefen. »Nur Mut, Isabel«, rief sie. »Denk an die Offenbarung. Gott wird die Tränen in ihren Augen trocknen.«
    Mr. Persönlichkeit stieß sie voran. Sie stolperte, taumelte vorwärts, richtete sich auf. »Sind Sie ein Drogenboss?« Sie versuchte, wie eine Dreizehnjährige zu klingen, die ein Mitglied der neuesten Boygroup trifft.
    »Was, zum Teufel, stimmt bei dir nicht, Lady?«
    Sie verließen das Sonnenlicht und betraten den dämmrigen Wald.
    »Darf ich die zehntausend Dollar dann behalten? Als Belohnung?«
    »Was? Welche zehntausend Dollar?«
    »Das Geld, das bei dem Heft und der Waffe lag. So eine große Waffe wie Ihre. Ich wüsste nicht, was ich damit anfangen sollte, aber das Geld könnte ich gut gebrauchen.« Sie sprach laut und singend, ahmte eine liebe, schizophrene Frau nach, die sie in ihrer Zeit als Krankenhausseelsorgerin kennengelernt hatte.
    »Das hast alles du? Rosarios Kram?«
    »Ja.« Sie musste ihn irgendwie aus dem Verkehr ziehen. Ein Stein? Ein Ast? Sie trat über einen aromatischen Haufen. Schafmist? Der Weg war zu breit und offen, als dass sie im Unterholz hätte verschwinden können, zu kurvenreich und holprig, als dass sie ihn hätte abhängen können. Wählen Sie den Schauplatz sorgfältig, sagte Hardball Wright. Es könnte der einzige Vorteil sein, den Sie haben.
    Also das Auto.
    Sie bogen um eine Kurve, und dort stand es, die Schnauze in einem Büschel Farn, das Heck zu einem Viertel auf dem Weg wie eine Kuh, die beim Weiden die Straße versperrt. Die Waffe auf sie gerichtet, umrundete der Mann das Heck des Subaru und blieb an der Beifahrertür stehen. »Einsteigen«, kommandierte er.
    Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Was ist denn jetzt mit meiner Belohnung?«
    Er lachte; ein Laut, als würde man Farbe mit einer Heißluftpistole abtragen. »Keine Ahnung. Das war die Bezahlung für diese Hinterwäldler, um den Müll zu entsorgen. Glaubst du, du könntest den Müllmann für uns spielen? Den Müll raustragen?«
    O Gott. Die Leichen in den flachen Gräbern. Sie senkte den Kopf, machte sich am Türgriff zu schaffen. Sie durfte nicht daran denken, nicht an Octavio denken, denn wenn sie es tat, würde sie die Nerven verlieren, und dann wäre sie nur noch ein weiteres verängstigtes Opfer am falschen Ende der Waffe. Sie öffnete die Tür. Glitt auf den Fahrersitz. Den Blick starr geradeaus gerichtet, legte sie den Sicherheitsgurt an.
    Er erkannte Angst. Er erwartete sie. Ihre einzige Chance lag darin, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen – indem sie etwas tat, womit er nicht rechnete. Sie ließ den Gurt einrasten. Er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen, ihr zugewandt, um besser auf ihre Mitte zielen zu können.
    Sie ließ den Motor an und drehte im selben Moment die Anlage mit der Lenkradschaltung auf volle Lautstärke. Fröhliche, lebhafte Musik dröhnte durch den Wagen. Sie knallte den Rückwärtsgang rein.
    »Stell das ab!«
    »Ich kann nicht!«, brüllte sie.
    Er drückte auf den Tasten herum. Die Anlage verstummte. Sie schaltete auf Parken und stellte den Motor ab. »Du irre Schlampe.« Er stieß ihr den Lauf zwischen die Rippen. »Los.«
    »Ohne Musik kann ich nicht fahren. Tut mir leid. Das liegt an dieser Sache, die ich habe.«
    »Wovon, zum Teufel, redest du eigentlich?«
    »Tja, das hat im Ferienlager in der dritten Klasse angefangen. In den Waschräumen gab es diese dünnen Trennwände, Sie wissen schon, und man konnte alles hören, wie alle ihre Geschäfte machten und so, und als ich das erste Mal musste, konnte ich nicht, nicht, wenn jemand mich hören konnte, und …«
    »Halt’s Maul! Maulhalten!« Er schaltete die Anlage wieder ein. »Fahr einfach«, befahl er, fast übertönt von der singenden Dar Williams.
    Sie ließ den Subaru wieder an. Setzte zurück, vor, zurück, vor, arbeitete an der perfekten Wende. Vielleicht kann ich das hinziehen, bis die Polizei kommt. Aber selbst ein schmaler Weg ist irgendwann bewältigt. Sie rollte bergab durch den Wald, an der Steinmauer vorbei, an den Echos der alten Farm und dachte pausenlos Wann? Wo ist mein Schauplatz? Wie soll ich kämpfen?.
    Er war nicht angeschnallt. Ein Tritt aufs Gas, gegen eine der großen alten Eichen oder einen Ahorn fahren – aber konnte sie schnell genug

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