Und verfluche ihre Sünden
von den Kötern, mit denen du es treibst.«
Über das anschwellende Fauchen des Feuers hörte Amado ein metallisches Kreischen, Krachen, Splittern, wieder und wieder. Er wirbelte herum. Vögel zwitscherten, nichts regte sich am Weg oder im Wald.
»Was, zum Teufel?«, rief einer der Männer.
Amado wirbelte wieder herum. Das war seine Chance. Er sprintete vom Rhododendron zum Weg, außer Sichtweite der Wiese. Er legte die Hände wie einen Trichter um den Mund. Gott, lass mich ein guter Schauspieler sein. »Victor! Ferdo!«
»Alejandro? Bist du das?«
»Kommt herüber und helft mir, ihr blöden Mistkerle. Sie haut ab!« Er lief ein paar Meter weiter und rief: »Sie rennt zur Farm! Sie ruft die Polizei! Los, hinterher!« Wieder rannte er fünf Meter weiter. »Beeilt euch, ihr Idioten! Helft mir!« Er erreichte den großen Granitfelsen und warf sich dahinter. Sekunden später rannten Victor und Ferdo an ihm vorbei, bereits außer Atem, als wären sie eine ganze Meile weit gelaufen. Einen Augenblick war er versucht, hinter ihnen herzurennen, sie anzuspringen und in den Dreck zu werfen und ihre Gesichter zu Brei zu schlagen . Octavio. Ach, mein Bruder.
Aber Octavio war tot. Er musste den Lebenden helfen. Er stand auf und rannte zur Wiese, zur Scheune, zu Isobel.
XXIX
Sie schlug die Augen auf. Die Windschutzscheibe war in tausend Stücke zersplittert, fahles Blau und Grün und Weiß verschwommen über den Airbags, die wie sich leerende Ballons Luft abließen. Sie hing kopfüber im Sicherheitsgurt. Das Dach, die Türen, der Boden sahen aus wie das Innere einer Zahnpastatube nach herzhafter Benutzung.
Sie schaute nach rechts. Der Gangster war zwischen Armaturenbrett und Beifahrersitz eingeklemmt. Seine Glieder standen in eigenartigem Winkel ab, und aus einer Wunde an seinem Kopf strömte Blut über sein Gesicht. Sie schluckte. Versuchte Mitleid zu empfinden, aber alles, was sie sah, war Octavio in diesem jetzt leeren Sitz, während sie ihm versicherte, Sie sind in Sicherheit. Alles kommt in Ordnung. Ein weiteres Versagen, das sie ihren vielen Fehlern als Priesterin hinzufügen konnte.
Ihre Tür klemmte, und das Fenster ließ sich nicht herunterkurbeln. Sie presste sich in den Sitz, plazierte ihre Füße beidseits des Lenkrads und klammerte sich mit einer Hand ans Dach. Sie brauchte drei Anläufe, um den Gurt zu öffnen. Als er aufsprang, hielt sie sich mit schmerzenden Muskeln fest und ließ sich Stück für Stück heruntersinken.
Sie schob sich zentimeterweise nach vorn und trat den Rest der Scheibe aus dem Rahmen. Kroch über das Lenkrad und unter der verbeulten, eingedellten Haube hindurch, während sich Scherben des Sicherheitsglases in ihre Handflächen bohrten und in ihrem Kleid hängenblieben. Sie wand sich durch den schmalen Spalt zwischen Gras und Stahl, und dann war sie frei, rollte sich auf den Rücken, atmete tief ein und betrachtete den überwältigenden Himmel, der sich über ihr wölbte.
Schließlich murmelte sie »Danke, Gott« und rappelte sich auf. Es kam ihr vor, als hätte man sie mit einer Brechstange verprügelt. Ihr armes Auto hatte Totalschaden. Wieder mal. Die Versicherung würde sie rauswerfen. Ihre Gemeinde würde sie Reverend Stephanie Plum nennen.
Sie hatte die Rauchsäule schon eine Weile bemerkt, als sie endlich begriff, dass sie aus dem Gebiet der Scheune aufstieg. Sie schauderte. Ruf die Feuerwehr. Sie warf einen Blick auf das Wrack ihres kleinen, roten Subaru. Ihr Handy lag irgendwo da drin. Zur Farm laufen und anrufen? Hochmarschieren und die beiden anderen bösen Buben angreifen? Sich hinlegen und auf Hilfe warten? Letzteres war verlockend. Sie konnten ihr einen Krankenwagen schicken. Vielleicht bekam sie ein Bett neben Russ.
Verdammt, ein Happy End gefällt mir zur Abwechslung mal ganz gut.
Sie lächelte ein wenig.
Na ja, dann wollen wir uns mal mit dem unglücklichen Ausgang beschäftigen.
»Klar, du liegst im Krankenhaus flach. Du hast gut reden.« Sie begann die Steigung zum Wald hinaufzulaufen, wobei sie über die tiefen Furchen stieg, die ihr Wagen in den Boden gepflügt hatte. Sie hatte fast die Baumgrenze erreicht, als ein Rumpeln und Dröhnen hinter ihr ihre Aufmerksamkeit erregte. Ein gelber Aztec holperte über die Felder. Neben dem Wrack ihres Autos blieb er stehen. Hadley Knox sprang heraus.
»He!«, rief Clare. »Lasst ihn liegen! Hier oben! Hier bin ich!«
Hadley sagte etwas zu dem Fahrer und stieg wieder ein. Der SUV röhrte bergan und bremste neben Clare.
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