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Und verfluche ihre Sünden

Und verfluche ihre Sünden

Titel: Und verfluche ihre Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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beschleunigen, ehe er sie daran hinderte? Mit Tempo dreißig gegen einen Baum zu prallen würde nicht reichen. Hinter dem Wald abschüssige Weiden, die sich bei der Farm zu einem Tal weiteten. Dann die Zufahrt, die Straße, dann – was? Er würde mit keiner Wimper zucken, wenn sie die Seven Mile Road mit hundert Sachen entlangraste, aber ihr Ziel war, ihn zu entwaffnen, nicht sie beide umzubringen.
    Zweige streiften die Windschutzscheibe. Dar sang I stole a Chevy and wrapped it round a tree. Sie durfte ihn nicht bis zur Stadt kommen lassen. Kollateralschaden spielte in seinem Vokabular keine Rolle. Bei der Vorstellung, was er mit unschuldigen Passanten machen würde, drehte sich ihr der Magen um. Sie holperte, bremste, holperte. Vor ihnen öffnete sich der Wald auf die Weide. Schafe grasten. Sie kam sich vor wie eine von ihnen: schafsköpfig. Sie wusste, dass es eine Antwort gab. Es gab immer eine Antwort.
    Der Subaru nahm Geschwindigkeit auf, als die Straße flacher wurde. Sie fuhr, verpasste den richtigen Zeitpunkt, ihre Chance.
    Die Antwort fiel ihr in den Schoß. Fliegen oder sterben. Sie brachen aus dem Wald ins helle Sonnenlicht. Unter ihr lagen die Weiden. Sie trat das Gaspedal durch, riss das Steuer nach links, spürte das Schleudern, den Gurt, den Verlust der Schwerkraft; zum Klang der Schreie des Gangsters und Dars Alleluja hoben die Räder vom Boden ab, und mit einem markerschütternden Krachen überschlug sich der Subaru, überschlug sich, überschlug sich.
    XXVIII
    Jeder Muskel seines Körpers verkrampfte sich, als Amado beobachtete, wie einer der Männer Isabel um die Ecke der Scheune zerrte. Er konnte nicht sehen, was dort geschah, und selbst wenn er es hätte sehen können, wäre er zu weit weg gewesen, um es zu verhindern. Er holte tief Luft. Die Priesterin hatte recht. Er musste klug handeln. Der Bewaffnete war dabei, sie in der Scheune einzusperren.
    Es sei denn, er wollte sie vergewaltigen. Oder töten.
    Er wartete auf einen Schrei. Einen Schuss. Ihm war nicht bewusst, dass er den Atem anhielt, bis der Bewaffnete wieder erschien und seinen Wachposten einnahm. Er atmete aus. Sie war in der Scheune.
    »Hey!«, rief der Mann auf Spanisch. »Victor!«
    »Ja?« Victor war der Mann oben.
    »Bist du fertig?«
    »Hölle, nein. Wie wollen wir es denn überhaupt machen? Die Idee ist blöd. Wir sollten einfach warten, bis Alejandro wiederkommt.«
    »Ich will nicht riskieren, dass er sauer wird. Ich habe eine Idee.«
    »Was denn? Dein Feuerzeug an die Scheune halten? Du steckst voller Scheiße, Ferdo.«
    »Zünde die Heuballen an.«
    Victor schwieg einen Moment. »Das könnte funktionieren.« Er klang überrascht.
    Amado erwartete Protest, Flehen, eine Reaktion aus der Scheune. Nichts. Dann schüttelte er den Kopf. Idiot. Die Christies hatten kein Wort verstanden. Sie waren nicht gewarnt worden. Was sollte er tun? Wie konnte er Isobel retten, obwohl offenes Gelände und zwei Männer mit Waffen zwischen ihnen waren?
    Ferdo zog einen Heuballen an der Verschnürung herüber und stellte ihn hochkant. Er holte einen zweiten und dritten und stellte alle auf die Schmalseite. Er suchte in seinen Hosentaschen. »Falls sich jemand darin bewegt, schieß, ja?« Eine kleine Flamme schoss zwischen seinen Fingern empor. Amado wusste, dass es ein Feuerzeug war, aber aus der Ferne sah Ferdo aus wie ein Teufel, der Feuer herbeiruft, um die Verdammten zu quälen.
    »Ich hab eine bessere Idee.« Victor hob den Arm und feuerte durch die breite dämmrige Luke im ersten Stock. Amado hörte Rufe und Geschrei aus dem Inneren. Victor drückte noch einmal ab.
    Auf der anderen Seite der Scheune qualmten die drei Heuballen. Kleine Flammen tanzten und schossen plötzlich rotorange empor. Ferdo packte einen Ballen und schleuderte ihn in die Scheune. Schreie und Kreischen verstummten, als Victor noch eine Kugel durch die Luke jagte. Ferdo warf den zweiten Ballen hinein. Dann den dritten.
    Victors Waffe dröhnte ein letztes Mal. »Ich glaube, das reicht.«
    »Soll ich mein Handy holen? Fotos machen? Sonst kriegt hier in der Provinz doch keiner mit, was mit ihnen passiert ist.«
    »Mach dir keine Sorgen. Das spricht sich herum.« Rauch waberte aus der Scheune, wo Ferdo die Ballen hineingeschleudert hatte.
    »Sollen wir das Mädchen rauslassen?«, meinte Ferdo. »Wir könnten sie knallen.«
    »Die eiskalte Schlampe? Vergiss es. Da finde ich ja im Kloster einen heißeren Fick.«
    »Mit deinem rechten Arm, meinst du.«
    »Besser als mit einem

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