Und verfluche ihre Sünden
Angelegenheit ermitteln. Sprich nicht mit mir.« Sie ließ die Papiere fallen und verschränkte die Arme auf dem Tisch. »Ich habe deinen Bericht gelesen. Und Reverend Fergussons Aussage. Glaub mir, ich weiß, was sich in Wahrheit abgespielt hat. Aber die Anklage wird verdammt schwierig, Russ. Das Eindringen können wir vergessen, sie haben gute Chancen mit Notwehr, und falls wir uns auf Widerstand gegen die Verhaftung versteifen, wird ihre Anwältin todsicher dafür sorgen, dass die Geschworenen über die drohende Klage gegen dich Bescheid wissen. Die, wie ich betonen möchte, die Stadt eine verdammte Menge Geld kosten wird, selbst wenn du dich erfolgreich verteidigen kannst. Vielleicht – vielleicht – könnte ich mit Bedrohung durchkommen, aber sogar dann erhalten sie bestenfalls eine Geldstrafe in Höhe von fünfhundert Dollar.«
Er starrte auf seine Knie und wiegte den Kopf wie ein Stier, der einmal zu oft angegriffen wurde.
»Ich ziehe die Anzeige zurück«, sagte Clare erneut. »Mir geht es gut und Amado auch, und nur darauf kommt es an.«
»Das ist nicht das Einzige, worauf es ankommt«, widersprach Russ mit gesenkter Stimme.
Clare riskierte es und legte ihm die Hand auf den Arm. »Vielleicht nicht«, gab sie zu. »Aber ich bin nicht bereit …«
Mein Glück mit deiner Ehe zu erkaufen. Sie konnte es in seinen Augen lesen, das Echo der Worte, die sie vor so vielen Monaten zu ihm gesagt hatte. Ehe seine Frau starb. Ehe sie beide gebrochen worden waren.
Sie atmete tief ein. »Zuzusehen, wie du deinen Job und den Ruf der Polizei riskierst.« Sie sah die Staatsanwältin an. »Ich brauche keine vom Staat sanktionierte Bestrafung. Solange sie sich von Amado und mir fernhalten, bin ich bereit, die Angelegenheit fallenzulassen.«
Nguyen nickte. »Das können wir selbstverständlich zur Bedingung machen.«
Russ schnaubte. »Als ob ein Kontaktverbot die beiden aufhalten könnte. Also ehrlich.«
Nguyen verschränkte die Hände. »Die Durchsetzung überlasse ich dir.«
Er wirkte noch immer zutiefst unzufrieden.
»Falls du dich dann besser fühlst«, fuhr sie fort. »Es scheint, dass sie nicht hinter Ms. Fergusson her waren. Bei ihrer Aussage machten sie Andeutungen, dass Ihr Mädchen für alles« – sie nickte Clare zu – »sich mit ihrer Schwester getroffen hatte und sie mit ihm reden wollten. Sie kannten nicht einmal Ihren Namen.«
Die Klage zurückzuziehen war wesentlich einfacher, als Clare befürchtet hatte. Die stellvertretende Staatsanwältin hatte das Kontaktverbot bereits vorbereitet, und Clare musste es nur noch in Gegenwart eines erschöpften Gerichtsdieners unterschreiben, der dann das notarielle Siegel daruntersetzte und sie zum Warten nach draußen schickte. Nach einer halben Stunde wurden sie in das Büro von Richter Ryswick geführt – die Staatsanwältin hatte Russ eindringlich aufgefordert, sich ein Sandwich holen zu gehen, was dieser ebenso eindringlich ignoriert hatte –, und Clare musste ihre Darstellung der Ereignisse des Freitagabends wiederholen. Ryswick schnalzte ein paarmal missbilligend, kritzelte ein paar Zeilen auf die Papiere, die Nguyen ihm vorgelegt hatte, und unterschrieb nach einem langen Blick auf Clare, bei dem diese sich vorkam, als hätte sie etwas verbrochen, die Verfügung.
Eine Stunde nach ihrem Eintreffen stand sie wieder draußen auf dem Parkplatz, ein Blatt Papier in der Hand, das angeblich den Abstand zwischen ihr und den Christies wahren sollte. »Das ging flott«, sagte sie zu Russ, der schlecht gelaunt in die Sonne blinzelte, als wäre sie ein persönlicher Affront. »Wer hat gesagt, die Mühlen der Justiz mahlen langsam? «
»Das war keine Justiz«, sagte er. »Das war Bequemlichkeit.«
»Ich habe es dir doch gesagt: Solange sie mich und Amado in Ruhe lassen, bin ich zufrieden« Sie sah zu ihm auf, eine Hand über den Augen. »Glaubst du, dass sie die Wahrheit gesagt haben? Über Amado und ihre Schwester?«
Er rieb sich den Nacken. »Vielleicht. Das würde zumindest erklären, warum sie ihn kannten. Eine andere Erklärung habe ich nicht finden können. Es ist nicht gerade so, als hätte der Junge ständig im Dew Drop Inn gefeiert.«
»Woher kannte er dann ihre Schwester?«
»Keine Ahnung. Du hast mehr Zeit mit ihm verbracht als alle anderen. Ist er ein mexikanischer Schürzenjäger?«
»Wohl kaum. Mich erinnert er eher an Kevin Flynn, wenn Kevin in einem armen Dorf in Nordmexiko geboren worden wäre. Süß, hilfsbereit, Angst vor
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