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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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Päckchen hoch und sah erst Radschiv an, dann Shak, Mira und Pamit. »Könnt ihr das erkennen? Wisst ihr, was das ist? Shak, Mijnjong, kommt dir das nicht bekannt vor?«
    Shak rührte sich nicht. Reglos stand er neben Pamit und Mira im halb offenen Rolltor und starrte auf das Päckchen in der Hand des Zollfahnders. Dekker rief: »Das hast du im Wagen gelassen, nachdem du Amir auf seinem Hausboot besucht hast, vor zwei Wochen, mitten in der Nacht. Deswegen hast du ihn doch umgebracht, nicht? Weil er es dir gestohlen hatte. Du hast es im Wagen gelassen, und ich habe es entdeckt, als ich ihn in derselben Nacht hier beschlagnahmt hatte. Und wie du siehst, ist es immer noch da.«
    Er legte das Päckchen zurück und hob stattdessen eine durchsichtige Plastiktüte hoch, die er hin und her schwenkte wie ein Glöckchen. »Und hier, was haben wir hier? Erkennt ihr das auch? Ein Messer – ein Messer zum Zimtschälen, um genau zu sein: kurze Klinge, gekrümmte Spitze, Blut an der Klinge, Fingerabdrücke auf dem Griff. Muss ich erklären, um wessen Blut es sich handelt und um wessen Fingerabdrücke?« Er drehte sich einmal um die eigene Achse, fast als wollte er zu tanzen beginnen, mit einem kalten, engen Lächeln auf den Lippen. »Und muss ich euch erklären, wie ich überhaupt in den Besitz dieses ganz besonderen Messers gelangt bin? Nein, das muss ich nicht, aber ich will es tun. Auch mir ist nämlich die Veränderung aufgefallen, die sich damals plötzlich bei unserem gemeinsamen Freund – Amir Singh aus Mumbai – vollzogen hatte, und deswegen habe ich ihn nicht mehr aus den Augen gelassen. Leider ist es ihm trotzdem gelungen, mir zu entwischen wie eine kleine Ratte, wiesel, wiesel, wiesel ... Nur dass ich ihn wiedergefunden habe. Und wie? Ganz einfach: Er hat den Fehler gemacht, seine Freundin anzurufen, und als er das tat, konnte ich ihn orten, ihn und den Apparat, von dem aus er angerufen hat. Tja, und als ich zu dem Hausboot kam, auf demer sich verkrochen hatte, was musste ich da sehen, mitten in der Nacht?«
    Er hielt inne, außer Atem, und ließ die Tüte sinken. »Shak, mein kleiner zukünftiger Partner, willst du uns allen sagen, was ich gesehen habe?«
    Shak sagte nichts. Er bewegte sich nicht, und er sagte nichts, nur seine Hand ballte sich zu einer zitternden Faust.
    »Ich habe«, sprach Dekker leise weiter, »einen jungen Mann gesehen, der von Bord dieses Hausbootes gelaufen kam, blutbe-spritzt, mit genau diesem kleinen Messer in der Faust. Aber nicht nur mit dem Messer, auch mit dem allseits bekannten Päckchen, und wohin lief er damit? Er lief zu einem roten Mercedes auf der anderen Straßenseite. Dann jedoch blieb er plötzlich stehen und starrte die Waffe in seiner Hand an, als sähe er sie zum ersten Mal. Ja, tatsächlich, als sähe er sie zum ersten Mal. Er drehte um und warf das Messer in den Kanal. Danach stieg er mit dem gestohlenen und wiederbeschafften Rohopium in den Mercedes, gab Gas und fuhr so heftig los, dass die Karosserie an dem Drahtzaun neben der Straße entlangschabte. Und war nun das Messer, wie er wohl hoffte, für alle Zeiten im Wasser des Kanals versunken? Mitnichten. Es war auf einem Vorsprung der Kaimauer gelandet und dort wider alle Wahrscheinlichkeit auch liegen geblieben – blutverschmiert und voller Fingerabdrücke. Und es war auch nicht besonders schwer, es dort sicherzustellen, bevor die Polizei am Tatort auftauchte. So viel zu diesem schönen Mordinstrument hier.«
    Mit dem müden Schwung eines gelangweilten Magiers legte er auch die durchsichtige Tüte zurück in den Kofferraum. Noch immer regte sich niemand außer ihm, weder Radschiv noch Shak oder Mira. Nur Pamit fing an, unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten, und dabei gab er leise, verstörte Laute von sich, die tief aus seiner Kehle aufzusteigen schienen.
    Jetzt tauchte Dekkers rechte Hand mit einem weiteren Paket unter dem Deckel hervor, kleiner als das erste, aber ebenfalls in Zellophan gehüllt. »Womit wir zu diesem schönen Stück hier kämen«, sagte er. »Das hat keiner von euch bisher gesehen, dabeientscheidet es über euer Schicksal. Mehr als die Mordwaffe. Mehr als das geschmuggelte Rauschgift. Sogar mehr als dieser schöne rote Mercedes hier, der genau zu den kleinen roten Lacksplittern passt, die am Tatort gefunden wurden. Was kann das sein, was so wichtig ist, dass es über unser Schicksal entscheidet, obwohl wir es noch nie gesehen haben? , fragt ihr euch jetzt natürlich. Was kann es sein, dass

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