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Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall

Titel: Und verfuehre uns nicht zum Boesen - Commissaris van Leeuwens zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Cornelius Fischer
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zuckten. Seine Flanke war blutig. Er hörte auf zu winseln und bewegte sich nicht mehr, auch nicht, als er wieder und wieder getroffen wurde.
    Im trockenen Gestrüpp zwischen den Halden liefen noch mehr Hunde aufgeregt hin und her. Einer nach dem anderen blieben sie stehen, duckten und streckten sich und beobachteten hechelnd und mit eingezogenem Schwanz, was mit dem Husky geschah. Langsam näherten die Kinder sich dem verletzten Hund. Einige hielten Eisenstangen in den Händen.
    Van Leeuwen spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Er hörte seinen Puls in seinen Ohren hämmern. Das Geräusch war so laut, dass er einen Moment lang nichts anderes wahrnahm. Er zwängte sich durch das Loch im Maschendraht und lief stolpernd auf die Kinder zu, vorbei an zerbrochenen Waschbecken, kaputten Kühlschränken und abgeschraubten Autositzen.
    Die Kinder hörten ihn nicht kommen, sie hatten nur noch Augen und Ohren für den verwundeten Husky. Die anderen Hunde standen jetzt ganz still, in sicherem Abstand von dem Husky und den Kindern, mit hechelnder Zunge, die Ohren zuckten. Der Anführer der Kinder hob seine Stange, um sie auf den Kopf des verwundeten Huskys niedersausen zu lassen. Van Leeuwen brüllte: »Schlag zu, Jochie, und ich prügel dich windelweich!«
    Die Kinder erstarrten. Der Anführer ließ die Stange sinken und drehte sich langsam um. Sein Gesicht war schmutzig, vor allem um den Mund herum. Mit großen Augen starrte er den Commissaris an. Van Leeuwen zückte seinen Ausweis und hielt ihn dem Jungen vor die Nase. »Kriminalpolizei. Was hat dir der Hund getan, Jochie? Hat er dich gebissen? Oder einen von den anderen?«
    Der Junge sagte nichts. Er presste die Lippen zusammen. Seine kleine Faust umklammerte die Eisenstange.
    »Hat er euch irgendetwas getan?«, fragte Van Leeuwen noch einmal.
    »Ist doch bloß ein Köter«, sagte eins der anderen Kinder. »Der gehört niemand.«
    »Und deswegen könnt ihr ihn umbringen«, sagte Van Leeuwen. »Deswegen könnt ihr ihn jagen und totschlagen, weil es cool ist, etwas sterben zu sehen, ja?!«
    Die Kinder schwiegen. Der Wind zerrte an ihren kurzen Hosen, und einige von ihnen hatten plötzlich eine Gänsehaut. Van Leeuwens Zorn legte sich langsam wieder, aber nicht so schnell, wie er gekommen war. Er steckte den Ausweis ein, ging zu dem Anführer der Kinder und sagte: »Gib mir die Stange.«
    Der Junge zögerte und presste die Lippen noch fester zusammen. Dann hielt er Van Leeuwen die Stange hin. Der Commissaris nahmsie und schleuderte sie über die Köpfe der Kinder, so weit er konnte. Klirrend landete sie hinter ihnen auf einer Schrotthalde. Die Hunde stoben auseinander. Der Husky lag reglos, nur seine Flanken hoben und senkten sich sacht. Die Augen waren verdreht, auf Van Leeuwen und die Kinder gerichtet.
    »Heb ihn auf«, sagte der Commissaris zu dem Anführer.
    Der Junge rührte sich nicht, nur seine Lippen lösten sich. Jetzt, wo er sie nicht mehr aufeinanderpresste, konnte er nicht mehr verbergen, dass sie zitterten.
    Auf der anderen Seite des Zauns näherte sich der Dienstwagen mit Hoofdinspecteur Gallo und Brigadier Tambur. Dort, wo das Loch war, hielt er an. Das Blaulicht auf dem Dach blitzte lautlos.
    Van Leeuwen sagte: »Heb den Hund auf, und bring ihn zu dem Polizeiwagen.«
    Der Husky war zu schwach, um sich zu wehren, als der Junge die Arme unter seinen Leib schob und ihn aufhob. »Er ist schwer«, sagte der Junge heiser und versuchte, nicht zu weinen.
    »Ich weiß. Bring ihn zu dem Wagen, und setz dich mit ihm auf den Rücksitz.«
    Der Junge schwankte leicht unter der Last, als er langsam durch das trockene Gestrüpp auf den Zaun zuging. Die leeren Konservendosen schepperten zwischen seinen Füßen. Einmal stolperte er und wäre beinahe gestürzt, fing sich aber wieder. Der Husky hing reglos zu beiden Seiten seiner Arme herunter. Die anderen Kinder sahen ihm mit offenem Mund nach; ein Junge verschluckte sich an seinem Kaugummi. »Verhaften Sie ihn jetzt?«, fragte ein Mädchen.
    »Nein«, sagte der Commissaris. Dann folgte er dem Anführer, bis sie den Zaun erreicht hatten. Er hörte ihn schluchzen. Es klang so verloren wie die Schreie der Möwen, nur leiser.
    Hoofdinspecteur Gallo war aus dem Wagen gestiegen. Er kam an den Zaun und hielt den Maschendraht auseinander, damit der Junge mit dem Hund durch das Loch steigen konnte. »Was soll das werden?«, fragte er den Commissaris. »Was hast du mit dem da vor?«
    »Wir nehmen sie mit.«
    »Beide? Wohin?«
    »In

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