...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
gealtert. Er fuhr zurück in sein Büro und ließ den Kabinettschef antreten.
»Melden Sie sofort der Presse«, befahl er, »daß in Anbetracht der steigenden Rohstoffpreise einerseits und infolge der Auswirkungen auf die Produktionskosten andererseits wir gezwungen sind, die Preise irgendeines Produktes um 14 1/2 Prozent zu erhöhen. Näheres wird in Kürze bekanntgegeben.«
Der Kabinettschef eilte in sein Büro, um die Presse zu unterrichten, während der Minister sich erleichert in seinem Sessel zurücklehnte: »Geschafft«, atmete er auf. »Wenigstens haben wir eine Panik in der Bevölkerung verhindert.«
Vollbeschäftigung
Angesichts der derzeitigen Überproduktion von Steuern, Zöllen, Darlehenszinsen, Abzügen, Zuschlägen, Aufschlägen und neuen Zöllen müssen die Israelis mehr arbeiten, um sich zusätzliche Einnahmequellen zu schaffen. Hier ein Querschnitt durch die Recherchen eines privaten Marktforschungsinstitutes:
R. L. Hauptberuf: städtischer Ingenieur. Verkauft in seiner Freizeit Lotterielose. Seine Frau stopft berufsmäßig Strümpfe, Während der Mittagspause singt er im Rundfunkchor.
K. N. Hauptberuf: Kassierer. Seit 37 Jahren in derselben Firma beschäftigt. Arbeitet bis Mitternacht als Akrobat, von Mitternacht bis 8 Uhr früh als Nachtwächter. Entschuldigt sich von Zeit zu Zeit mit Magenkrämpfen von seiner Büroarbeit und näht zu Hause Hemden.
A. P. Hauptberuf: Bibelexperte. Arbeitet nachmittags als Testpilot. Hat zwei Söhne und eine Tochter an Missionare verkauft. Tanzt bei Hochzeiten. Studiert Panzerschrankknacken.
T. A. bekleidet eine hohe Stelle im Finanzamt (Gehaltsklasse I). Ist an den Abenden als Liftboy beschäftigt. Unterrichtet an Sonn- und Feiertagen »Qi Gong für alle«. Schraubt in seinen Amtsräumen elektrische Birnen aus und verkauft sie. Urlaubsbeschäftigung: Spionage für eine fremde Macht.
Wirtschaftswunder
Die Überlegung eines verantwortlichen Staatsmannes lautet so:
»Ich bin noch nicht 60 Jahre alt, also ein junger Politiker«, sagt sich der Mann im Parlament. »Wennnichts dazwischenkommt, kann ich mein hohes Amt noch gute 15 Jahre lang bekleiden. Nach den Berechnungen der Sachverständigen bricht die Wirtschaft meines Landes erst dann zusammen, wenn die Staatsschuld, inklusive Zinsen und Zinseszinsen, die Höhe von 45 Milliarden Dollar erreicht hat. Das bedeutet, daß ich, während meiner restlichen fünfzehnjährigen Amtszeit, bei den Banken, bei den Amerikanern und bei Baron Rothschild jährlich drei Milliarden ausborgen kann, um sie in meine Popularität zu investieren. Demnach wird die Wirtschaft meines Landes frühestens zwei Minuten nach Abschluß meiner erfolgreichen Regierungszeit, also erst nach der Amtsübernahme durch meinen idiotischen Nachfolger, mit ohrenbetäubendem Krach zusammenbrechen.«
Ein Bürger sieht rot
An einem besonders heißen Sommertag lag ich flach in der Badewanne und träumte von Eisbären. Die Türglocke beendete meine Polarexpedition. Da die beste Ehefrau von allen wieder einmal im vollklimatisierten Supermarkt einkaufen war, mußte ich meine subtropische Trägheit überwinden und selbst öffnen.
Vor meiner Tür stand ein überdimensionaler Schiffscontainer. Daneben ein kleiner, ausgemergelter Mann, der auch schon bessere Tage gesehen hatte, der arme Teufel.
»Guten Tag«, sagte der arme Teufel, »wünschen Sie eine Tomate?«
Davon war nämlich der Container randvoll. Mit wunderschönen, reifen Tomaten. Das heißt, dem Geruch nach waren sie sogar schon ein bißchen überreif.
»Sie sind sicher überrascht, daß ich Ihnen Tomaten anbiete«, reagierte der arme Teufel auf meine gerümpfte Nase, »noch dazu jetzt, wo Tomaten tonnenweise auf den Mülldeponien verfaulen. Aber damit beweisen Sie nur, daß Sie unsere Marktpolitik nicht begriffen haben.«
»Das müssen Sie mir näher erklären.«
»Gerne, mein Herr. Sehen Sie, Sie glauben sicherlich, daß man in diesem Jahr unbegrenzte Mengen Tomaten kaufen kann, weil die Bauern viel zu viele angebaut haben. Doch jeder, der fähig ist zu denken, wird sich vor dem nächsten Jahr grauen.«
»Wieso?«
»Können Sie sich auch nur einen einzigen Bauern vorstellen, der nach dieser katastrophalen Überproduktion in der nächsten Saison Tomaten anpflanzen wird? Ich nicht. Nicht für Geld und nicht für gute Worte wird es im kommenden Jahr Tomaten geben. Für eine einzige dieser herrlichen Früchte wird man sich gegenseitig die Schädel einschlagen. Aber Sie und Ihre kleine Familie
Weitere Kostenlose Bücher