...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
andere aussichtsreiche Projekte gäbe. Man müßte sich einmal zu einer unverbindlichen Aussprache zusammensetzen, meinten sie.
Ich telefonierte mit Jossele, und wir vereinbarten eine interne Konferenz in der Halle eines der großen Hotels.
Unsere Partner wollten als erstes meine Eindrücke hören.
»Es sieht nicht schlecht aus«, berichtete ich. »Um die Sache zu konkretisieren, müssen wir uns allerdings darüber klar werden, was wir wollen. Was wollen wir?«
»Wir wollen«, sagte Jossele, »vor allem die nötigen Bewilligungen einholen. Das ist wichtig.«
Dr. Tschapsky unterstützte ihn.
»Stimmt. Und wie die Dinge liegen, kann ich nur sagen: je früher, desto besser.«
Herr Kinneret fragte mich nach meiner Meinung über die unmittelbaren Aussichten unseres Vorhabens. Ich sagte, daß wir alle Möglichkeiten bedenken sollten, um uns abzusichern.
Dr. Tschapsky nickte.
»Das halte ich tatsächlich für das beste. Nur nichts überstürzen.«
»Ganz meine Meinung«, bekräftigte Jossele.
»Dann können wir unsere heutige Sitzung als abgeschlossen betrachten«, sagte Herr Kinneret.
»Und um was handelt es sich?« fragte ich.
Aber ich bekam keine Antwort mehr. In aller Eile wurde Lindas Strandcafe als Ort der nächsten Sitzung gewählt, und falls bis dahin etwas Unerwartetes geschähe, würden wir einander telefonisch verständigen. Jedenfalls aber sollte ich Jossele anrufen. Ich rief ihn nicht mehr an. Meine Nerven versagten mit den Dienst.
*
Gestern abend sah ich Jossele in Gustis Café an einem anderen Tisch sitzen. Er unterhielt sich angeregt mit einigen Unbekannten, kam aber sofort zu mir.
»Wo steckst du denn, zum Teufel? Du kannst doch nichtmitten in einer Transaktion abspringen? Warum bist du nicht zu der Besprechung ins Strandcafe gekommen?«
»Was soll’s, Jossele«, entgegnete ich müde. »Wozu wäre das gut gewesen.«
»Wozu? Das kann ich dir sagen. Damals wurde der Gewinn für jeden von uns auf 4000 Pfund fixiert.«
»Die Gewinnquote wovon?«
»Von unserer Transaktion.«
»Um was geht es bei dieser Transaktion?«
»So weit sind wir noch nicht«, fauchte Jossele. »Das wird sich rechtzeitig herausstellen. Hauptsache, die Sache läuft.«
Ich erhob mich wortlos, ging zur Telefonzelle und rief das Hadassa-Hospiz an. Unsere Wirtschaft sei krank, meldete ich. Das wüßten sie, erwiderte das Hospiz. Aber sie hätten im Augenblick keine Ambulanz frei.
Monogamie der Schrauben
Jedes Land hat bestimmte Produktionsmethoden mit bestimmten Charakteristika. Zweckmäßige Verpackung kennzeichnet die amerikanischen Produkte, Präzisionsarbeit ist typisch für die Schweiz, am niedrigen Preis erkennt man die Koreaner.
In Israel hingegen gibt es eine Produktionserscheinung, die sich so formulieren läßt:
»Der israelische Handwerker ist physisch und geistig außerstande, etwa im Baugewerbe, jene Anzahl von Schrauben anzubringen, die mit der Anzahl der Löcher übereinstimmt, welche zur Anbringung von Schrauben vorgesehen sind.«
Mit anderen Worten: Seit Bestehen des Staates Israel hat noch kein israelischer Handwerker jemals die jeweils vorgeschriebene Anzahl von Schrauben eingeschraubt. Statt dreier Schrauben nimmt er zwei oder vielleicht auch nur eine.
Warum?
Internationale Fachleute sehen die Ursache in einem übersteigerten Selbstbewußtsein des organisierten israelischen Arbeiters, der davon überzeugt ist, daß zwei jüdische Schrauben so gut sind wie drei nichtjüdische. Die Tiefseelenforscher, besonders die Anhänger Jungs, führen das Zwei-Schrauben-Mysterium auf den »Ewigen Juden« zurück, das heißt auf die tiefe Skepsis unserer stets verfolgten, immer wieder zur Wanderschaft gezwungenen Vorväter, die nicht an die Dauer materieller Güter glaubten.
Wie auch immer - die fehlende Schraube ist meist die mittlere. Das Muster sieht ungefähr so aus:
• O •
Es tritt am häufigsten bei hebräischen Türangeln auf, und zwar sowohl bei Zimmer- wie bei Schranktüren. Man kann ihm eine gewisse Symmetrie und dekorative Ausgeglichenheit nicht absprechen. Da deutet seine rechte Abweichung entschieden auf seelische Labilität hin:
• •O
Man findet es häufig unter Radioapparaten, CD-Playern und an der Wand zu befestigenden Küchengeräten.
Eine dritte Form wird von der jungen israelischen
Kraftwagenindustrie gepflegt, und zwar an den mit bloßem Auge nicht sichtbaren Motorteilen, wo sie nur dem geübten Ohr durch das rhythmische Klappern loser Metallplatten auffällt,
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