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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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der Rebellen wird von mir eigenhändig aufgehängt. Aber das ist vertraulich. Bitte erwähnen Sie in Ihrem Bericht nichts davon.«
    »Ganz wie Sie wünschen, Herr Präsident. Wann werden die Säuberungen abgeschlossen sein?«
    »Ungefähr Mitte August. Am 20. August fliege ich nach Kairo, um die Vereinigung unserer beiden Schwesterrepubliken und die Befreiung Palästinas zu besprechen. Unglücklicherweise wird gerade auf dem Höhepunkt der Verhandlungen die Nachricht von einer neuen Offensive der jemenitischen Royalisten eintreffen. Das wird mich aber nicht hindern, aus Kairo mit genauen Plänen für eine sofortige Vereinigung unserer beiden Staaten zurückzukehren.«
    »Dann werden wir also Ende August mit Ägypten vereinigt sein?«
    »Leider nicht. Während meiner Ansprache an die Absolventen der Kadettenschule wird ein Attentat auf mich verübt.«
    »Um Allahs willen!«
    »Beruhigen Sie sich. Nur der Verteidigungsminister und der Befehlshaber der 6. Infanteriedivision fallen dem Attentat zum Opfer. Ich selbst begnüge mich mit einem Streifschuß an der linken Schulter und richte noch vom Krankenhausbett aus eine Fernsehansprache an mein Volk. Diese Rede, an der ich bereits arbeite, wird von mir in wenigen Tagen auf Band gesprochen, so daß sie unter allen Umständen rechtzeitig verfügbar ist.«
    »Darf ich etwas über den Inhalt der Rede erfahren, Herr Präsident?«
    »Zunächst danke ich Allah für die Rettung meines Lebens und unseres Landes. Dann kündige ich eine umfassende Säuberung unter den proägyptischen Mitgliedern des Offizierskorps an, die meine Besprechungen in Kairo benutzt haben, um das Attentat zu organisieren.«
    »Wissen Sie schon, wer Sie bei dieser Säuberungsaktion unterstützen wird?«
    »Der Kommandant der Panzertruppen. Ich ernenne ihn dafür Mitte September zu meinem Stellvertreter, was ich bereits Ende November tief bedauern werde. Aber dann ist es zu spät.«
    »Und bis dahin, Herr Präsident?«
    »Bis dahin erfolgt die Verstaatlichung der Banken und ein unvorhergesehenes Massaker unter den Anhängern der Linken. Der anschließende Prozeß wird vom Rundfunk übertragen, die anschließenden Hinrichtungen sendet das Fernsehen live. Es werden insgesamt neun Kommunistenführer gehängt.«
    »Wieder durch Ihre eigene Hand?«
    »Diesmal nicht. Ich halte mich zur betreffenden Zeit in Moskau auf, um über eine neue Waffenlieferung zu verhandeln. Der stellvertretende Generalstabschef wird mich begleiten.«
    »Nicht der Generalstabschef selbst, Herr Präsident?«
    »Er ist unabkömmlich. Er muß ein Attentat auf mich vorbereiten, das in der ersten Oktoberwoche stattfinden wird.«
    »Maschinengewehr?«
    »Bomben. Der Kommandant unserer Luftwaffe macht sich die neuen Kurdenunruhen zunutze und bombardiert am Morgen des 6. Oktober meine Privatresidenz.«
    »Wird Ihre Leiche unter den Trümmern gefunden, Herr Präsident?«
    »Nein. Meinen Plänen zufolge werde ich wie durch ein Wunder gerettet, denn ich befinde mich zufällig im Keller, während die Bomben in mein Arbeitszimmer fallen. Von dem Sessel, auf dem Sie sitzen, und vom Bücherregal zu Ihrer Rechten bleiben nur Holzsplitter übrig.«
    »Das wäre also am 6. Oktober, wenn ich recht verstehe?«
    »Mit einer Verzögerung von ein bis zwei Tagen muß man natürlich immer rechnen. Aber an meinem Terminkalender wird sich nichts Wesentliches ändern. Hier, in diesem kleinen Notizbuch, ist alles genau aufgezeichnet. Lassen Sie mich nachsehen. Ja. Für Mitte Oktober steht eine umfangreiche Säuberung auf dem Programm, dann folgen umfangreichere Säuberungen, und Ende Oktober wird der Justizminister hingerichtet.«
    »Eine Verschwörung?«
    »Ein Irrtum. Anschließend Blutbad, allgemeines Ausgehverbot, noch ein Blutbad und Belagerungszustand. Der Gouverneur des Regierungsbezirks Südwest wird verhaftet. Am 1. November trifft eine Goodwill-Mission der Vereinigten Staaten ein und überbringt eine größere Anzahlung auf die soeben bewilligte Entwicklungshilfe sowie einen neuen Waffenlieferungsvertrag, dessen Kosten mit der nächsten Rate der Entwicklungshilfe verrechnet werden. Eine Verschwörung des neuen Verteidigungsministers scheitert.«
    »Und für wann, Herr Präsident, ist Ihr eigentlicher Sturz vorgesehen?«
    »Er wird plangemäß zwischen dem 8. und 11. November stattfinden.«
    »Der stellvertretende Generalstabschef?«
    »Ist in die Sache verwickelt. Aber die führende Rolle spielt der Kommandant der Panzertruppen, den ich im September so

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