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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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brüllte es zurück. »Nette Leute sind sie wirklich nett!«
    Hierauf erfolgte eine Explosion, die alle bisherigen übertraf. In seiner Freude über den roten Pullover schleuderte der Trittbrett-Tarzan einen eben entleerten Kübel so kunstvoll zurück, daß zwei andere Kübel mitgerissen wurden und dreifach niederkrachten.
    Seither höre ich schlecht auf dem linken Ohr. Dafür schlafe ich sehr gut auf der rechten Seite. Eine exzellente und im Grunde ganz einfache Lösung. Ich wundere mich, daß ich nicht schon früher darauf gekommen bin.

Massenbewegung
    Die »Bevölkerungsexplosion«, von der die Welt mit Recht beunruhigt wird, ist bisher an unserem kleinen Land vorbeigegangen. Bei uns gibt es dank der freundlichen Mithilfe unserer Nachbarstaaten mehr Explosionen als Bevölkerung. Nur bei Fußballspielen und Militärparaden nimmt die Bevölkerungsdichte bedrohliche Ausmaße an.

Jubiläumsinvasion
    Am frühen Morgen des Unabhängigkeitstages, kurz nach 5 Uhr, holte mich das schrille Klingeln des Telefons aus dem Bett.
    »Hallo Josske«, erklang eine zutrauliche Stimme. »Hab dich schon lange nicht gesehen. Wie geht’s denn immer?«
    »Danke, gut«, gähnte ich. »Und wie geht’s selbst?«
    »Soso, lala. Eigentlich eine Schande, daß wir uns nie mehr sehen, Josske.«
    »Eigentlich ja. Aber ich heiße gar nicht Josske. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Das fragst du noch? Hier ist Mischa. Erinnerst du dich nicht? Ich bin mit deinem Bruder in die Schule gegangen!«
    Mischa versprach, mich um 10 Uhr 30 zu einem gemütlichen Plausch zu besuchen. Ich bat meine Frau, für den Schulfreund meines Bruders einen kleinen Imbiß vorzubereiten. Sie erfahre erst jetzt, daß ich einen Bruder habe, sagte meine Frau.
    Ich war zu verwirrt, um der Sache nachzugehen. Und meine Verwirrung wuchs, als um 6 Uhr die Familie Grünspan aus Beer-Scheba mit allen drei Kindern und deren Spielgefährten vor der Tür stand. Auch das Dienstmädchen hatten sie mitgebracht. Und auch das Dienstmädchen hatte ein Kind.
    »Wir wollten euch schon längst einmal besuchen«, erklärte die Familie Grünspan. »Aber es ist immer etwas dazwischengekommen. Heute hat’s endlich geklappt.«
    Im übrigen wollten sie uns nicht zur Last fallen. Sie wollten nur ein wenig frische Luft schnappen, auf dem Balkon, wo sie es sich entlang dem Geländer bequem machten.
    In den folgenden zwei Stunden riefen mich 17 frühere Schulkollegen an und erkundigten sich nach meiner Gesundheit. Langsam verstanden wir, warum die unter uns wohnende Familie Bialazurkewitsch vor zwei Tagen ihre Wohnung verlassen und an der Tür das Schild »Achtung, Malariagefahr!« angebracht hatte.
    Um 8 Uhr 30 schalteten wir das Telefon ab.
    Bald darauf erschien ein junger Mann mit einem Empfehlungsschreiben von Frau Pomeranz, in dem sie uns bat, ihren Neffen, den sie wie einen Sohn liebte, von unserem Balkon aus die Parade mitansehen zu lassen. Es war das erste Mal, daß man uns um so etwas bat, und ich empfand es als große Ehre, obwohl ich keine Frau Pomeranz kannte.
    Danach beschlossen wir, niemanden mehr hereinzulassen. Mischa konnte natürlich kommen, schon meinem Bruder zuliebe, aber dann war Schluß. Höchstens für unsere Verwandten würden wir noch eine Ausnahme machen. Und für den Besitzer des Fleischerladens mit Frau und Kindern. Von dem waren wir ja in gewissem Sinn abhängig.
    Da der Balkon bereits überfüllt war, wurden Tische und Stühle zu den Fenstern geschoben. Ein anhaltendes Surren des ausgeschalteten Telefons zwang mich, abzunehmen.
    »Hier der Störungsdienst. Ist etwas mit Ihrem Apparat nicht in Ordnung?«
    »Ich habe ihn für den Rest des Tages ausgeschaltet, das ist alles.«
    »Wir müssen trotzdem nachprüfen. Bitte sorgen Sie dafür, daß um 10 Uhr 30 jemand zu Hause ist.«
    Um 10 Uhr wurde die Tür aufgebrochen. Zahlreiche junge Menschen, die sich als Schulkameraden meines Sohnes bezeichneten, stürzten herein und stellten die restlichen Stühle auf das Klavier. Auf meinen Vorwurf, ob er denn gleich die ganze Schule hätte einladen müssen, antwortete mein Sohn gekränkt, er kenne keinen einzigen. Ich glaubte ihm. Mein Sohn war damals acht Jahre alt, das Durchschnittsalter der Eindringlinge lag bei zwanzig.
    Die Situation auf dem Balkon wurde kritisch, als Mischa eine Leiter gegen die Rücken der Familie Grünspan stützte. In dem heftigen Gerangel stürzte der Bruder des Gatten der Grünspanschen Haushaltshilfe, also der Onkel des Kindes, auf den

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