Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
voreilig zu meinem Stellvertreter gemacht hatte.«
    »Ich verstehe. Darf ich fragen, wie das Ganze vor sich gehen wird?«
    »Motorisierte Truppen besetzen unter der Vorspiegelung von Routinemanövern das Rundfunkgebäude. Mein Vetter, den ich im Oktober zum Innenminister ernannt haben werde, richtet einen Aufruf an die Nation und nennt mich - warten Sie, auch das muß ich irgendwo haben -richtig. Er nennt mich einen Bluthund mit triefenden Pranken und einen stinkenden Schakal im Dienste ausländischer Hyänen. Zum Schluß appelliert er an die nationale Einheit.«
    »Sehr vernünftig, Herr Präsident. Nur noch eine kleine Frage: Warum lassen Sie, da Ihnen ja das genaue Datum des Aufstands bekannt ist, das Rundfunkgebäude nicht in die Luft sprengen, bevor es die Aufständischen besetzen?«
    »Ich erteile selbstverständlich einen solchen Befehl. Aber mein zuverlässigster Vertrauensmann, der für den Sender verantwortliche Garnisonskommandant, schlägt sich leider auf die Seite der Rebellen.«
    »Schade. Werden Sie kämpfen, Herr Präsident?«
    »Nein. Ich fliehe in einem blaugestreiften Pyjama. Nach meinen Berechnungen sollte man mich zwei Tage später gefangennehmen, gerade als ich in Frauenkleidern ein Versteck außerhalb der Hauptstadt zu erreichen versuche. Bald darauf werde ich geköpft.«
    »Wird man Ihren Leichnam durch die Straßen schleifen?«
    »Selbstverständlich. Zumindest durch die Hauptstraßen.«
    »Und Ihre Pläne für die weitere Zukunft, Herr Präsident?«
    »Sie enden ungefähr hier. Meine Aufgabe als Führer dieses Landes ist ja um diese Zeit bereits erfüllt.«
    »Und wer, wenn Sie gestatten, wird Ihr Nachfolger?«
    »In meinem Testament empfehle ich den von mir eingesetzten Garnisonskommandeur, der mich später verraten hat.«
    »Was sind seine Pläne?«
    »Ich vermute, Stärkung der nationalen Einheit, allgemeine Amnestie für Kommunisten und Befreiung Palästinas. Aber vielleicht fragen Sie besser ihn selbst, so um den 15. November herum. Ich bin nur für meine eigene Planung verantwortlich. Und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich muß eine Siegesparade abnehmen.«

Arabeske
    »Inschallah« heißt in unserer Umgebung »Mit Gottes Hilfe«. Es eignet sich aber gar nicht gut für ungarischen Akzent.

Enorm in Form
    Ich schäme mich nicht, es zuzugeben. Ich persönlich stand dieser kessen Mode anfangs eher skeptisch, ja spöttisch gegenüber. Wir haben in dieser Region andere Sorgen, Ephraim, sagte ich mir. Als dann aber ein Star wie Jane Fonda ihr Heil darin suchte, die erwachsene Weltbevölkerung zu retten, horchte ich auf. Frau Fonda hat die Menschheit ja bekanntlich durch »Aerobic« revolutioniert, eine Gymnastik, die es schon seit Jahrhunderten gibt, aber bislang noch nie so genannt wurde. Mittlerweile trägt sie schon wieder einen neuen Namen, einen noch einprägsameren: »Fitneß«.
    Ich schmunzelte also wissend in mich hinein, als auch die israelischen Illustrierten das Thema begierig aufgriffen und berichteten, daß das rhythmische Gliederschwingen die Herzen der Millionen Molligen weltweit mit neuer Hoffnung erfüllt. »Fitneß-Übungen werden neues Blut in Ihre Adern pumpen«, versichern wohlbeleibte Experten. »Schon nach einigen Wochen wird diese innovative Gymnastik Ihr hormonelles Gleichgewicht wiederherstellen, und Sie werden sich so prachtvoll fühlen wie nach der 3:0-Niederlage Deutschlands gegen Kroatien.«
    Marktschreierisches Getue, Verschwörung der Welt-konzerne. Eine vorübergehende Plage, urteilte ich geringschätzig und meldete mich heimlich für eine Probestunde an, die drei Straßen weiter angeboten wurde. Es war mir ein dringendes Bedürfnis, einen authentischen Hetzartikel über diesen Schwachsinn zu schreiben. Aber das Schicksal hatte anderes mit mir vor. »Der reuige Sünder ist mehr wert als einer, der nie gesündigt hat«, oder so ähnlich heißt es schließlich. Heute zählt der Verfasser dieser Zeilen zu den fanatischsten Anhängern der Fitneß-Übungen und nimmt sogar regelmäßig an einer schweißtreibenden Teamarbeit teil, die einer Spontaninitiative aus der Nachbarschaft zu verdanken ist. Unsere Gruppe besteht aus sieben mittelalterlichen Herren, und wir treffen uns dreimal in der Woche bei Felix Seelig, der ein mobiles Videogerät zu Hause hat.
    Was uns nämlich die Idee des Bodybuilding in unserem Land mit seinem glühend heißen Klima nahegebracht hat, waren eben jene Videokassetten, die uns den Weg zu körperlichem und hormonellem Gleichgewicht gewiesen

Weitere Kostenlose Bücher