...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land
weigerten, die Koffer aus dem bestreikten Jumbo zu holen. Die Verluste der Fluggesellschaft wurden mittlerweile auf 30 Millionen geschätzt. Die Krankenwagen, die das Ehepaar abtransportieren sollten, das sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte, kamen nicht, da sich auch die Krankenhäuser im Solidaritätssitzstreik befanden. Um 17 Uhr schlug der Verkehrsminister einen Kompromiß vor: Hansi sollte erklären, es täte ihm »wirklich leid«, mit der Betonung auf »wirklich«.
»Wir sind doch nicht im Kindergarten«, reagierte Hierspricht. Bei dieser Gelegenheit erinnerte er an die Gehaltszulagen der Piloten und die bevorstehenden Beförderungen.
Um 19 Uhr 30 hatten sich die meisten Passagiere am Boden zur Ruhe gelegt, so daß man über sie hinwegsteigen mußte. Ein belgischer Wissenschaftler stürzte sich auf Ginzburg, um ihn zu erwürgen, wurde aber von dessen Bodyguards brutal zusammengeschlagen. Einige Passagiere hatten sich zusammengetan und waren in die Imbißhalle eingebrochen. Die Polizei erhielt Verstärkung vom Grenzschutz. Um Mitternacht wurde die Besatzung erneut abgelöst, der Navigator hatte eine beachtliche Summe beim Pokern gewonnen. Auf Anweisung Ginzburgs wurde der Jumbo zerlegt, und man nahm aus Sicherheitsgründen Einzelteile mit nach Hause. Die Verluste beliefen sich auf 1,8 Milliarden. Das Arbeitsministerium bat um eine Stellungnahme des Regierungsjustitiars.
»Aus rechtlichen Gründen kommt eine Schließung des Flughafens und die Eröffnung eines anderen durchaus in Frage«, teilte der Justitiar mit. »Die Alternative wäre, daß die Passagiere auf den Flug verzichten und sich im Lande niederlassen.«
Um 6 Uhr morgens kam die Stunde der starken Hand. Der Staatspräsident schaltete sich ein und bot an, persönlich im Namen der Regierung und ihrer Ministerien, eine Entschuldigung auszusprechen. Ginzburg antwortete höflich, aber entschlossen.
»Immer mit der Ruhe, mein Freund«, sagte er dem Präsidenten, »der Hansi Hierspricht hat uns schlecht gemacht, also muß er persönlich zugeben, daß uns das Wohl der Passagiere am Herzen liegt.«
Der Präsident bekam einen Weinkrampf. Der Gewerkschaftsboß berief eine Pressekonferenz ein und stellte dieultimative Forderung nach dem 15. Monatsgehalt. Die hungrigen Passagiere versuchten, sich wenigstens an dem Lagerfeuer zu wärmen, für das sie die Einrichtung angezündet hatten. Ein dicker Kaufmann aus Neuseeland war am Morgen spurlos verschwunden. Er hatte sich auf dem Klo aufgehängt.
»Wegen ein paar ausgeflippter Passagiere werden wir doch nicht unseren Prinzipien untreu«, war die Reaktion Ginzburgs.
Um 9 Uhr morgens trat die dritte Schicht zum Pokern an. Die Passagiere schlossen Blutsbrüderschaft und gründeten den IBzEsF, den »Internationalen Bund zum Erschlagen streikenden Flugpersonals«. Um 11 Uhr 30 beugte sich Hierspricht dem starken gesellschaftlichen Druck und war bereit, zweimal »Es tut mir leid« zu murmeln, wobei er sich jedoch weiterhin standhaft weigerte, »wirklich« hinzuzufügen. Der Vorstand der Fluglinie bat um Einsetzung eines Konkursverwalters.
Die Verluste belaufen sich auf 2,3 Milliarden Dollar. Resüme: drei Todesopfer und 102 Verletzte.
Eine umgehende Erhöhung der Einkommensteuer ist zu erwarten.
Steuer macht klug
Jedes Volk bekämpft die Steuerbehörde nach seinem Nationalcharakter. Die Italiener hören ganz einfach zu arbeiten auf und lassen sich am Meeresstrand bräunen. Die Amerikaner spenden und stiften und lassen sich dafür als Philanthropen feiern. Die Deutschen übersiedeln nach Monaco. Die Engländer berauben Postzüge, ohne die Beute zu versteuern. Der Israeli denunziert sich selbst als Steuerbetrüger, um die dafür ausgesetzte hohe Belohnung zu bekommen.
Die Lokomotivenaffäre
Der Skandal flog auf, als der Bürgermeister im Kostenbericht des Abteilungsleiters für das Reinigungswesen, Dr. Bar-Bizua, unter den kleineren Ausgaben folgende entdeckte: »Fahrtkosten - 120 Pfund, neue Sessel - 850 Pfund, Dampflokomotive - 103000 Pfund, Uhrreparatur -20 Pfund.« Der Bürgermeister zeichnete den Kostenbericht ab, hatte aber nach etwa zwei Wochen ein unangenehmes Kribbeln im Bauch. Er rief Dr. Bar-Bizua zu sich und fragte ihn, wofür das Reinigungswesen eine Dampflokomotive benötige.
»Eine gut funktionierende Dampflokomotive«, erwiderte Dr. Bar-Bizua, »kann nie schaden.«
»Ich würde diese Dampflokomotive gern einmal sehen«, beharrte der Bürgermeister.
»Ihre politischen Absichten sind
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