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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Justizminister soll die Auszeichnung der Gemeinde Tel Aviv-Jaffa für die originellste Theateridee erhalten und der Minister für Wohnungsbau den Gewerkschaftspreis für Kammermusik. Letzterer war zwar bereits dem Ministerpräsidenten versprochen worden, aber den könnte man doch mit einem Professorentitel für Geisteswissenschaften, Astronomie und etwas Physik entschädigen. In diesem Fall würde der Staatspreis für Humor und Satire an den Gesundheitsminister gehen.
    Am Ende siegte wieder einmal der gesunde Menschenverstand, und ein Kompromiß wurde beschlossen: Der »Jerusalem-Preis für Belletristik« wird der gesamten Staatsregierung Israels verliehen, den neu geschaffenen Zusatzpreis Zweiter Klasse würden sich der Literaturpreisträger E. Kishon und der Vizeverkehrsminister teilen.

Bobb Großmann ist kein Ingenieur
    »Können Sie bitte mir sagen, wo die Zerkowitz-Straße ist?«
    »Zerkowitz ... Sehen Sie die breite Querstraße dort unten? Also die Zerkowitz-Straße ist die erste Abzweigung links.«
    »Nicht die zweite?«
    »Warum soll es die zweite sein?«
    »Ich dachte, es wäre die zweite.«
    »Wenn es die zweite wäre, hätte ich Ihnen gesagt, daß es die zweite ist. Aber es ist die erste.«
    »Wieso wissen Sie das? Wohnen Sie vielleicht in dieser Straße?«
    »Ein Freund von mir wohnt dort.«»Bobby Großmann?«
    »Nein. Ein Ingenieur.«
    »Wer sagt Ihnen, daß Bobby Großmann kein Ingenieur ist?«
    »Entschuldigen Sie, ich kenne Herrn Großmann gar nicht.«
    »Natürlich kennen Sie ihn nicht. Die erste Straße nach links ist nämlich der Birnbaum-Boulevard.«
    »Ja, das stimmt. Aber welche ist dann die Zerkowitz-Straße?«
    »Zerkowitz ... Warten Sie. Sie gehen geradeaus, und dann ist es die dritte Querstraße rechts.«
    »Danke vielmals, Schalom.«
    »Schalom.«

Machtübernahme
    Eines heißen Sommertages bekam mein Schwiegervater Bernhard, ein alter Zionist, der erst kurz zuvor nach Israel gekommen war, ein Empfehlungsschreiben an die städtische Wohnungsbaugenossenschaft mit der Bitte, ihm eine Wohnung zu beschaffen und ihm womöglich nicht mehr zu berechnen als den üblichen Mietpreis.
    Auf Wunsch meines Schwiegervaters ging ich selbst auf das Amt. Man schickte mich auf Zimmer 314, zu einem Herrn Cheschwan.
    Zimmer 314 war leer. Im Nebenzimmer erfuhr ich, daß Herr Cheschwan gerade eine Besprechung mit Herrn Stern hätte, aber jeden Augenblick zurückkommen müßte. ’ Ich sollte solange Platz nehmen. Ich nahm Platz. Ich saß eine Weile. Ich ging eine Weile auf und ab. Ich nahm abermals Platz. Dann öffnete sich die Tür. Ein Mann steckte den Kopf herein und fragte: »Wo ist Cheschwan?«
    »Er ist in einer Besprechung mit Stern«, sagte ich. »Nehmen Sie Platz.«
    Der Mann schien es eilig zu haben, denn er verschwand wortlos. Wenige Minuten später erschien ein anderer Mann, offensichtlich ein Beamter, und sah sich nervös im Zimmer um.
    »Seien Sie nicht nervös«, beruhigte ich ihn. »Cheschwan ist in einer Besprechung mit Stern, aber er muß jeden Augenblick zurückkommen. Nehmen Sie Platz.«
    »Keine Zeit. Wenn Cheschwan zurückkommt, bestellen Sie ihm bitte, daß Mayer ihn zu einer dringenden Besprechung erwartet. Er soll sofort kommen.«
    »In Ordnung«, sagte ich.
    Eine knappe Viertelstunde war vergangen, als wieder ein Beamter hereinkam und fragte: »Wo ist Kirschner?«
    »Er war gerade hier«, antwortete ich. »Wenn Cheschwan von Stern zurückkommt, schicke ich ihn sofort hinüber. Nehmen Sie Platz.«
    »Danke. Wissen Sie zufällig, ob er schon etwas wegen des Wohnbauprojektes Ramat Aron unternommen hat?«
    »Das ist sehr wahrscheinlich«, sagte ich.
    »Dann nehme ich die Mappe gleich mit. Wenn er nach Feintuch fragt, sagen Sie ihm, daß ich eine Besprechung mit Mayer habe.«
    Einige Sekunden später stand Kirschner atemlos vor mir: »Wo ist die Mappe Ramat Aron? Der Alte wird tobsüchtig, wenn sie nicht sofort auftaucht.«
    »Um Himmels willen«, rief ich. »Vor einer Minute hat Feintuch die Mappe zum Alten mitgenommen.«
    »Und wo ist Cheschwan?«
    »Er konferiert noch immer mit Stern. Ich warte hier auf ihn.«
    »Gut«, meinte Kirschner. »Wenn das so ist, dann legen Sie doch bitte den Goldberg-Plan in die Givath-Seren-Mappe!«
    »Mit Vergnügen«, sagte ich, übernahm die Papiere, suchte in den Regalen die Mappe Givath Seren heraus und legte den Goldberg-Plan hinein. Kaum war das erledigt, als Feintuch ins Zimmer stürzte.
    »Was machen Sie denn hier?« stieß ich unbeherrscht hervor,

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