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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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widerwärtig und nur allzu durchsichtig«, empörte sich Dr. Bar-Bizua.
    Der Bürgermeister war nämlich Mitglied der Arbeiterpartei, während Dr. Bar-Bizua zu den Anhängern der Nationalpartei gehörte. Somit war sonnenklar, daß der Bürgermeister dem Leiter des Reinigungswesens eine Dampflokomotivenaffäre anhängen wollte, um ihn politisch zu erledigen.
    Dr. Bar-Bizua bat seine Partei umgehend um Unterstützung gegen diese billigen Verleumdungsversuche.
    Ärgerlich war nur, daß die Dampflokomotive in dem ganzen Durcheinander verlorengegangen war und die der
    Arbeiterpartei nahestehende Presse sowohl Dr. Bar-Bizua als auch der Dampflokomotive durchsichtige politische Motive vorwarf. Das peinliche Gemetzel wurde durch das staatliche Prüfungsamt vorübergehend mit einer öffentlichen Anfrage beendet.
    »Was, Herr Dr. Bar-Bizua, hat es mit der Dampflokomotive auf sich?«
    »Ich will es kurz machen«, antwortete Dr. Bar-Bizua, »um ihre Zeit nicht über Gebühr zu beanspruchen. Tatsache ist, daß der Bürgermeister meinen Posten mit einem Mitglied der Vereinigungspartei besetzen will.«
    In dieser Pattsituation bewies der Bürgermeister politischen Anstand. Er trat der Nationalpartei bei, um Licht in die Sache zu bringen.
    »Jetzt sind wir Parteifreunde«, sagte er. »Wo bitte ist die Dampflokomotive?«
    Da lief Dr. Bar-Bizua zur Arbeiterpartei über und erwiderte:
    »Ich bin nicht bereit, mich meiner politischen Überzeugung zu opfern!«
    Zu guter    Letzt ordnete der Bürgermeister als
    Kompromiß    eine Strafverschärfung für städtische
    Verkehrssünder zwischen 8 und 13 Uhr an. Irgendwer muß schließlich bestraft werden.

Integrität
    Zum Status eines westlichen Politikers gehört ein Schweizer Nummernkonto auf den Namen seiner Großtante mütterlicherseits.
    Israelische Regierungsmitglieder hingegen rühren keinerlei Schmiergelder an.
    Ihre Selbstbeherrschung endet erst bei literarischen Preisen.

Preiswürdigkeit
    Die Jury für den »Jerusalem-Preis für Belletristik« war in arger Bedrängnis. Stunden stürmischer Diskussionen waren ergebnislos vergangen, und noch immer war nicht entschieden, wer mit dem Literaturpreis für das heraus-ragendste literarische Werk des vergangenen Jahres ausgezeichnet werden sollte. Unzählige Vorschläge wurden gemacht und wieder verworfen.
    »Der Ministerpräsident?«
    »Erhielt erst letztes Jahr den Israel-Preis für hervorragende journalistische Leistungen.«
    »Der Stellvertretende Ministerpräsident?«
    »Bereits zweimal für das Tagebuch des sozialistischen Parteitages in Hongkong preisgekrönt.«
    »Der Unterrichtsminister?«
    »Erst dieses Jahr ist er mit dem >Großen Roman-Preis< ausgezeichnet worden.«
    »Der Außenminister?«
    »Vier Tschernichowsky-Lyrik-Preise für seine Reden vor der UNO.«
    Diese hoffnungsvollen Kandidaten kommen also leider nicht in Frage. Einige Male fiel auch der Name eines hohen Finanzbeamten, als plötzlich ein Jury-Mitglied aufgeregt ums Wort bat.
    »Ich habe eine Idee. Warum verleihen wir in diesem Jahr den Preis nicht einem Schriftsteller?«
    Ratlose Stille.
    »Wem sollen wir den Preis verleihen?« war die fassungslose Frage.
    »Einem Schriftsteller! Einem Schriftsteller, der Bücher schreibt, Stücke und Ähnliches.«
    »Wieso denn das?«
    Nach und nach stellte sich heraus, was der Antragsteller vorschlug. Es handelte sich um die Schnapsidee, den Literaturpreis einer Person zu verleihen, die sich ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben verdiente.
    »Eine revolutionäre Idee«, meinte dann doch jemand, »und nicht ganz unoriginell.«
    »Das wird zwar einen Riesenskandal geben, aber was soll’s«, sagte ein anderer, der allgemein bekannt war für seine Zivilcourage. »Verleihen wir den Preis doch einem jungen Schriftsteller.«
    Der Vorsitzende protestierte heftig »Das kommt gar nicht in Frage! Ich kann dem Finanzminister doch nicht mehr unter die Augen treten, wenn er den Preis dieses Jahr nicht endlich bekommt.«
    »Er hat doch schon dreimal den >Staatspreis der Akademie der Schönen Künste< erhalten.«
    »Aber dieses Jahr hat er schließlich einen neuen Haushaltsplan verfaßt.«
    Dem Vorschlag, den Finanzminister statt dessen mit dem »Jaffa-Preis für Darstellende Kunst« zu trösten, schlossen sich nicht alle an. Dagegen hätte jedoch der Sekretär des Verkehrsamts längst den Ehrendoktor des Weizmann-Instituts verdient, wurde eingeworfen. Und bei der Verleihung könnte auch der Postminister geehrt werden. Der

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