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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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zusammenrotten.
    »Was heißt hier Verbrüderung, wir gehören zusammen«, sagte ich dem Fahrer und drehte mich zu meinem knochigen Mitfahrer: »Hast du eine Ahnung, Walter, warum Lefkovitz am Sonntag nicht gekommen ist? Schlomo war fuchsteufelswild, und man kann es ihm nicht einmal übelnehmen.«
    »Schlomo ist doch ein Trottel«, kapierte der Knochige blitzschnell. »Er hat genau gewußt, daß Lefkovitz eine leichte Kolik hatte. Übrigens, findest du nicht auch, daß der arme Schlomo sich in letzter Zeit vollkommen verändert hat?«
    Der Fahrer drehte sich um und durchbohrte uns mit seinem Blick. In seinen Gesichtszügen spiegelte sich tiefes Mißtrauen. Daher fühlte ich mich verpflichtet, dem Knochigen all meine Vorbehalte gegen den unverschämten Schlomo und seine Machenschaften zu eröffnen. Der Taxifahrer gab sich geschlagen und fuhr los. Während der Fahrt besprach ich mit Walter eingehend die obskuren Familienverhältnisse von Dr. Grünberger, unter besonderer Berücksichtigung der Seitensprünge seiner zweiten Frau. Als unser Taxifahrer in einer Gesprächspause leicht bremste, ergriff uns Panik, und wir erweiterten unseren Themenkreis auf die drei siamesischen Katzen dieses liederlichen Weibes.
    Als wir endlich aus dem Taxi stiegen, der Knochige und ich, waren wir so gut befreundet, daß wir in der nächsten Bierstube zwei weitere Stunden Lefkovitz’ Nierensteine, Schlomos trübe Geschäfte und Grünbergers ärgerlichen Lottogewinn besprachen.
    Dann hörte es zu regnen auf.
    Wir fuhren mit einem Taxi heimwärts.
    Unterwegs machten wir noch einen Höflichkeitsbesuch in der nächsten Irrenanstalt, Walter und ich, und fühlten uns ganz wie zu Hause.

Heimweh
    Schon einige Abende lang hatte die beste Ehefrau von allen den Eindruck, daß sich jemand in unserer Wohnung versteckt. Wir dachten zuerst an den Steuerprüfer und wollten ihn nicht provozieren, aber schließlich gingen uns die Geräusche im Vorzimmer so auf die Nerven, daß ich beschloß, etwas zu unternehmen. Ich ging ins Vorzimmer, und da saß ein Mann mit Brille in unserem Lehnstuhl und schlief. Als ich ihn geweckt hatte, stand er auf und stellte sich vor.
    »Mein Name ist Blitz.«
    »Sehr erfreut.«
    Vor mir stand einer unserer prominentesten Taschendiebe, der erst vor zwei Wochen zu 15 Monaten Kerker verurteilt worden war. Wir plauderten ein wenig, und ich erfuhr, daß Blitz mit dem Ergebnis der jüngsten Wahlen nicht einverstanden war. Er hätte einen Sieg der Liberalen bevorzugt, hauptsächlich wegen der vorgesehenen Änderungen im Strafvollzug.
    Nach einiger Zeit hielt ich es nicht länger aus.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Wie sind Sie eigentlich aus dem Gefängnis herausgekommen?«
    Mein Gast lehnte sich zurück, sichtlich überwältigt von jüngsten Erinnerungen.
    »Wir hatten das von langer Hand vorbereitet, Farkas und ich. Ich hielt mit Farkas von Anfang an Kontakt durch einen speziell ausgearbeiteten Klopfzeichencode, bis sich die Wärter beschwerten, daß unser ewiges Klopfen sie verrückt mache. Unser Antrag auf Telefon wurde jedoch abgelehnt. >Die Gefangenem, sagten sie, >dürfen nicht miteinander telefonieren. < Sie sind sehr streng in israelischen Gefängnissen.«
    »Sie werden dafür büßen.«
    »Hoffentlich. Aber es hat uns doch sehr verbittert. Wir arbeiteten also einen detaillierten Fluchtplan aus, Farkas und ich. Als erstes wollten wir einen Tunnel zum Gefängnisfriseur graben und uns dort rasieren, dann weiter zur Kanalisationsanlage und in die Kleiderkammer, um uns Anzüge zu besorgen. Von dort in die Küche zu einem kleinen Imbiß, dann ins Büro des Direktors, um uns die nötigen Papiere zu verschaffen. Dann wollten wir uns an einem Strick zum Gefängniskino hinunterlassen und noch einmal einen guten Film sehen. Die eigentliche Flucht war erst nach Vorstellungsschluß geplant.«
    »Beeindruckend.«
    »Warten Sie. Das Ganze war nicht so einfach, wie es klingt. Wir mußten ja einen genauen Plan des Gefängnisgebäudes anlegen. Dazu brauchten wir Schreibmaterial. Aber das wurde uns von der Gefängnisverwaltung nicht bewilligt. Die mißtrauischen Kerle denken an alles. So blieb uns nichts übrig, als den Lageplan mit unseren Taschenmessern in die Wand des Baderaums zu ritzen.«
    »Wie lästig.«
    »Eben. Andauernd fehlte uns irgend etwas. Besonders schwierig war die Beschaffung eines Spatens. Kleine nützliche Geräte wie Zangen, Schraubenzieher und elektrische Drillbohrer kann man sich im Gefängnis verhältnismäßig

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