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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Jahren zur Verhaftung des Verbrechers führte.
    Die Fakten sind bekannt. Der Täter betrat an jenem schicksalhaften Tag den Supermarkt und suchte nach Hustenbonbons. Als er keine fand, zog er eine Maschinenpistole hervor und erledigte dreizehn Kunden und eine Kassiererin. Dann drehte er sich um und ging davon. Die Kriminalpolizei setzte sofort ein Sonderkommando ein. Es war - wie einige Spezialisten später zugaben - so ziemlich die schwierigste Aufgabe, mit der sie je betraut wurden.
    Lange Zeit schien es, als ob der Killer kein einziges Indiz hinterlassen hätte. Doch dann, im letzten Moment, kurz bevor man den Fall zu den Akten legen wollte, tauchte das Beweisstück auf, das die Polizei auf die Spur brachte.
    Einer der erfahrensten Beamten fand ein langes, weißes Haar auf einer Dose veredelten Zwetschgenkompotts im untersten Fach eines Regals, und hier setzte eine logische Kette von Schlußfolgerungen an.
    Das weiße Haar, so folgerte man messerscharf, deutete auf eine ältere Person hin. Aus seiner Länge war zu schließen, daß der ehemalige Besitzer in finanziellen Nöten sein mußte, da er nicht in der Lage war, regelmäßig zum Friseur zu gehen. Daß dieses Haar ausgerechnet auf einer Dose Zwetschgenkompott klebte, wies weiter darauf hin, daß der Verbrecher unter Verstopfung leiden müsse. Darüber hinaus konnte man annehmen, daß jemand, der sich aus einem Regal ganz unten bedient, klein und kurzsichtig ist. So wurde das Netz immer enger gezogen. Aus dem vorhandenen Beweismaterial entwarfen erfahrene Fachleute eine Phantomzeichnung des Killers: einen älteren, kleinwüchsigen, kurzsichtigen und schäbig gekleideten Mann mit strumpfbedecktem Gesicht, dessen verkrampfter Ausdruck von einem trägen Stuhlgang herrührte.
    Das Bild des Täters wurde zunächst in der Presse veröffentlicht und kurz danach im Fernsehen gezeigt. Die Bevölkerung wurde gebeten, die Polizei bei der Verbrecherjagd zu unterstützen. Innerhalb weniger Tage meldeten sich bei den Behörden 327 Anrufer, die den Verdächtigen erkannt hatten. 321 davon behaupteten, es handle sich um den Bürgermeister von Jerusalem. Dieser hatte jedoch für die fragliche Zeit ein hieb- und stichfestes Alibi. Daher konzentrierte man sich auf die übrigen sechs Verdächtigen.
    Sie wurden im Hof des Polizei-Hauptquartiers in eine Reihe gestellt, und etliche Stammkunden des Supermarktes wurden aufgefordert, den Mörder zu identifizieren. Im Anschluß daran wurden drei Stammkunden festgenommen, welche ihrerseits von den Verdächtigen identifiziert wurden.
    Am nächsten Tag konnte der spektakuläre Fall endgültig aufgeklärt werden.
    Auf dem Polizeirevier erschien nämlich eine blutjunge Bardame, die gegen die versprochene Belohnung ihren Freund, den Supermarkt-Killer, anzeigte. Es handelte sich um einen dünnen, hochgeschossenen, kurzgeschorenen jungen Mann, der sich geweigert hatte, ihr ein Paar Ohrringe zu schenken.

Ringelspiel der Augenzeugen
    ORT DER HANDLUNG: Jede Bushaltestelle
    ZEIT: Jederzeit
    PERSONEN: Jedermann
    DR. PARTZUF (bricht die bereits geschlossene Tür auf und drängt sich in den zur Abfahrt bereiten Bus): In Ordnung. Fahren wir.
    FAHRER (stellt den Motor ab): Sie dort! Steigen Sie aus.
    DR. PARTZUF: Warum?
    FAHRER: Ich bin kein Auskunftsbüro. Sagen Sie von mir aus »Idiot«, aber steigen Sie aus.
    DR. PARTZUF: Ich denke nicht daran. Hier ist Platz genug. Die Herrschaften brauchen nur ein wenig zusammenzurücken (er drängt mit voller Wucht gegen die geballte Menge).
    NERVÖSER HERR: Was gibt’s denn? Was denkt sich der Fahrer eigentlich? Ein Fahrgast mehr oder weniger spielt doch keine Rolle.
    ÄLTERE DAME: Ganz richtig. Noch dazu ein so magerer Mensch. Der nimmt keinen Platz weg. Fahren wir endlich.
    FAHRER: Solange der Mann noch im Wagen ist, wird nicht gefahren. Ich habe Zeit.
    DR. PARTZUF: Idiot (will aussteigen).
    ZWICKER (packt ihn am Ärmel): Warten Sie, warten Sie. Langsam. Nur nicht nervös werden. Und Sie, Fahrer, hören Sie mit den Witzen auf und lassen Sie diesen armen Kerl mitfahren. Aus so etwas macht man keine Prestigefrage. Geben Sie Gas und fahren Sie los.
    FAHRER: Ich weiß nicht, mit wem Sie reden. Ich habe Zeit.
    NERVÖSER HERR: Unverschämtheit!
    MANFRED TOSCANINI: Durch solche Fahrer entstehen Wirtschaftskrisen. Es ist ein Skandal.
    ÄLTERE DAME: Pfui!
    EIN IRAKI: Allah wird ihn bestrafen.
    DR. PARTZUF: Ich möchte aussteigen.
    ZWICKER: Immer mit der Ruhe, alter Freund. Das ist jetzt nicht mehr Ihre

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