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...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land

Titel: ...und was machen wir am Nachmittag? Satirisches über ein kleines Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Privatangelegenheit. Es betrifft uns alle. Seien Sie kein Feigling. Hauen Sie dem Fahrer eine herunter.
    DR. PARTZUF: Ich möchte aussteigen.
    VIELE STIMMEN: Nichts da ... Hiergeblieben ... Bestehen Sie auf Ihrem guten Recht, Mann ... Sie sind Steuerzahler ... Wir dürfen uns nicht tyrannisieren lassen . heute dir, morgen mir .
    NERVÖSER HERR (beugt sich zum Fenster hinaus, was streng verboten ist): Polizei, Polizei!
    FAHRER (sortiert mit nervenzermürbender Ruhe sein Kleingeld).
    POLIZIST (zwängt sich mühsam in den Wagen): Alles nach hinten, bitte! Was geht hier vor?
    NERVÖSER HERR: Der unverschämte Kerl von einem Fahrer hat diesen Herrn hier einen Idioten geschimpft und wollte ihn vom Trittbrett stoßen. Natürlich mußte sich der Herr zur Wehr setzen und hat ihn geboxt. Daraufhin hat der Fahrer zurückgeschlagen.
    POLIZIST: Wenn das so ist, nehme ich den Fahrer sofort mit (zieht sein Notizbuch heraus). Ich brauche zwei Zeugen für die Gerichtsverhandlung. Ihr Name?
    NERVÖSER HERR: Ich Tourist. Nicht sprechen gut. Amerikaner. Nje ponjemaj po ruski.
    POLIZIST: Vielleicht Sie?
    ÄLTERE DAME: Das stellen Sie sich so vor. Und wer wird für den kleinen Herschi kochen? Sie? No also. Außerdem - hab ich nichts gesehen. Ich hab meine Brille zu Haus vergessen.
    POLIZIST: Sie heißen?
    IRAKI: Allah Akbar.
    POLIZIST (blickt zornig um sich): Jetzt ist es genug. Wenn sich keine Zeugen melden, kann ich gegen den Fahrer nicht einschreiten. He, Sie dort! Kommen Sie sofort her! Wie heißen Sie?
    MANFRED TOSCANINI: Dr. Lloyd Sauermilch, interne Krankheiten, Sadam-Hussein-Boulevard 101, zweimal läuten (er verzieht sich ans andere Ende des Busses, während der Polizist Notizen macht).
    POLIZIST: Jetzt brauche ich noch einen Zeugen.
    (Lange nervöse Stille)
    NERVÖSER HERR: Also, ich weiß gar nicht, was man gegen diesen Fahrer überhaupt aussagen sollte. Ist es vielleicht seine Schuld, wenn ein undisziplinierter Fahrgast sich weigert, einen zum Bersten überfüllten Bus zu verlassen?
    ÄLTERE DAME: Ganz meine Meinung. Der arme Busfahrer arbeitet unter den schwierigsten Bedingungen, und dann kommt so ein Schwarzhändler daher .
    MANFRED TOSCANINI (aus dem Hintergrund): Gegen arbeitende Menschen darf man nichts sagen. Die Zeiten sind vorbei.
    DR. PARTZUF: Ja ... nein ... gewiß ... ich wollte ja auch gar nicht .
    ZWICKER: Schweigen Sie! Vor ein paar Minuten haben Sie noch das Maul aufgerissen, und jetzt wissen Sie plötzlich von nichts. Ein Skandal! Steigen Sie nächstes Mal gefälligst aus, wenn der Fahrer Sie höflich darum ersucht.
    MANFRED TOSCANINI: Warum halten wir uns so lang mit dem Kerl auf? Wir brauchen ihn nur hinauszuwerfen und können weiterfahren.
    VIELE STIMMEN: Jawohl. Sehr richtig. Wachtmeister, werfen Sie diesen fetten Gauner hinaus . Der Fahrer hat vollkommen recht . Allah ist groß . Fahren wir endlich los .
    DR. PARTZUF: Aber bitte, ich wollte ja ...
    POLIZIST (wirft ihn hinaus): Sie werden den Verkehr nicht mehr aufhalten. Stehen Sie sofort von der Straße auf. Ihren Ausweis, bitte.
    FAHRER (läßt den Motor an): Vielen Dank, liebe Zeugen. Das habt ihr gut gemacht.

Nahkampf
    Der älteste aller menschlichen Kriegszustände ist der Klassenkampf. Sklaven wollen sich von ihren Herren befreien und die Herren sich von ihren Frauen. Monarchen bekämpfen die Kirche, Mieter die Untermieter, das Naphtalin die Motten. Aber keiner dieser Lebenskämpfe wird mit so viel Vehemenz ausgefochten wie der zwischen zwei Menschen, die beide im strömenden Regen auf ein Taxi warten.

Doppelt hält besser
    Der Wolkenbruch erwischte mich mitten im Stadtzentrum. Natürlich hatte ich keinen Regenschirm. Glücklicherweise erblickte ich ein herumstreunendes Taxi. Ich brüllte aus Leibeskräften, riß die Tür auf, machte einen Hechtsprung ins Innere des Wagens und befahl dem Fahrer: »Fahren Sie los, egal wohin.«
    Dann erst fiel mein Blick auf den knochigen Unbekannten am anderen Ende der Sitzbank, der gleichzeitig mit mir von der gegenüberliegenden Seite hereingehechtet war. Wir starrten einander an, bis die Spannung zwischen uns unerträglich wurde.
    »Tut mir leid«, sagte der Taxifahrer, »ich darf nur einen Fahrgast befördern.«
    »Oje«, stöhnte ich. »Warum?«
    »Vorschrift«, erklärte der Taxler uns vorschriftsmäßig.
    »Während einer Fahrt kein zweiter Fahrgast. Also keine
    Verbrüderung, bitte.«
    Es war einer jener historischen Augenblicke, in denen sich die unterdrückten Massen gegen die allmächtige Bürokratie

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