Und was, wenn ich mitkomme?
soll es dort ein hostal geben und Geschäfte und eine Bar. Na, freust du dich schon auf die Dusche und auf ein leckeres Fresschen?« Sofort ließ ich mich von seiner Zuversicht anstecken. Die Luft war warm, die Landschaft lieblich und das Ziel absehbar. In einem jungen Eukalyptuswald, in dem die Bäume so weit auseinanderstanden, dass man durch die Stämme hindurch Wiesen und verstreute Gehöfte sehen konnte, ließen wir uns im Moos nieder und verdrückten unseren letzten Proviant, Nüsse und Trockenobst und einen Rest harten Käse.
Gegen sechs Uhr erreichten wir schließlich Leiro. Aber was für eine Enttäuschung: Hier gab es nichts, keinen Laden, keine Einkehrmöglichkeit und erst recht keine Unterkunft. Bloß eine kleine Ansammlung von Häusern, zu wenig, um eine ordentliche Ortschaft darzustellen, nicht mal eine richtige Siedlung. Hier war absolut tote Hose und weit und breit keine Menschenseele in Sicht. Und was nun?
Schließlich ließ sich doch ein Männlein in einem Hemd, das sicher einmal weiß gewesen war, mit heruntergerutschten Hosenträgern und ungekämmtem schütteren Haar blicken und siehe da, er brachte sogar ein paar Brocken Englisch heraus. Mit Händen und Füßen und einer Menge gutem Willen machte er uns verständlich, dass es hier einmal eine Herberge gegeben hatte, drüben, wo jetzt der Kindergarten und die Schule waren. In einem der Räume müssten noch ein paar Matratzen herumliegen. Aber Duschen? Nein, die gab es nicht, und auch keine Möglichkeit, etwas einzukaufen. Aber immerhin, wir hätten ein Dach über dem Kopf, auch ohne Schlüssel. Wir bräuchten nur eines der Fenster hochschieben und reinklettern. Freundlicherweise wackelte er vor uns her über die Straße und zur Schule und demonstrierte uns direkt am Objekt, wie er es meinte. Aber wir können doch nicht... Doch, nickte er, wir können... Aber wir müssen etwas zwischen die Zähne bekommen. Wie sieht es also mit Essen aus? Das Männchen versicherte uns, dass es nur einen Kilometer weiter direkt an der Straße eine Bar gebe. Dort könnten wir einkehren und — falls wir Skrupel hätten, durchs Fenster einzusteigen — auch einen Schlüssel für die Schule bekommen.
Pit und ich schauten uns unentschlossen an, während unser einsamer Dorfbewohner davontrippelte und uns mit unserer Entscheidung allein ließ. Wir hatten uns so auf eine Dusche und auf ein hübsches Zimmerchen gefreut — und nun das. »Es nützt nichts, wir müssen uns wenigstens um Wasser kümmern«, meinte Pit, womit er absolut Recht hatte. Also stapften wir mutig an den paar wenigen, abweisenden Häusern vorbei die Straße entlang und fanden auch bald die versprochene Bar. Doch hier erwartete uns die nächste Enttäuschung. »No pan«, sagte die Frau hinter dem Tresen — kein Brot — und damit auch kein Essen. Den Schlüssel allerdings könne sie gerne herausgeben, worauf wir aber dankend verzichteten. »Mal sehen, vielleicht auf dem Rückweg«, versuchten wir ihr verständlich zu machen. Aber ob es einen Rückweg geben würde?
Bis zur nächsten Bar mussten wir mindestens noch einmal zwei Kilometer laufen. Aber immerhin bekamen wir hier eiskalte Cola und riesige bocadillos, deren Reste ich vorsorglich einpackte. Man weiß ja nie... Und unsere Wassersäcke ließen wir uns auch noch auffüllen. Und wie weiter?
Mittlerweile war es sieben Uhr. Zurück zur Schule waren es gut drei Kilometer. Um weiterzukommen, hätten wir auch ein Taxi rufen können. Aber nach Auskunft der Barbesitzerin sollte die Fahrt bis nach Bruma um die 18 Euro kosten. Auf keine der beiden Möglichkeiten hatten wir gesteigerte Lust, aber bis Bruma, wo es hoffentlich eine Pilgerherberge gab, waren es noch neun oder zehn Kilometer — vorausgesetzt, diese Information stimmte.
Bei aller Unsicherheit und trotz der vorgerückten Stunde: Zurücklaufen geht nicht. Pit und ich brauchten uns nur anzuschauen, und die Entscheidung stand fest: Sind wir bis hierher gekommen, dann kommen wir auch weiter. Unser Vertrauen war in den letzten Wochen so oft belohnt worden, warum sollte es jetzt anders sein? Es würde erst gegen halb elf dunkel werden. Es blieb uns also noch eine Menge Zeit.
Das Wetter meinte es nach wie vor gut mit uns. Allmählich kühlte die Luft ab, ein lauer Abendwind erfrischte uns angenehm, und Pit wies mich ständig auf die sanfte Landschaft hin, die Abendlieder der Vögel und die Klarheit des wolkenlosen Himmels. Pit ist wirklich ein Ästhet mit einem außergewöhnlichen Blick für die
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