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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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nicht. Melody ging es als Kind allerdings wirklich schlecht. Sie wuchs in Armut auf einem heruntergekommenen Hof in Nebraska auf und wurde missbraucht.«
    Dabei beließ ich es. Melody hatte den Absprung mit fünfzehn geschafft, nachdem sie Calvert, den Freund ihres Cousins, kennenlernte. Er war nur wenige Jahre älter als sie, gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und in eine Menge schmutziger Geschäfte verwickelt. Gemeinsam waren sie abgehauen und Melody sprach oft davon, dass er die einzige wahre Liebe ihres Lebens gewesen sei. Doch eines Tages hatte er sie an einer Raststätte stehen gelassen und war mit einer Frau in einem roten Cabriolet davongefahren. Dieses Erlebnis hatte ihr das Herz gebrochen. Drei Jahre später kamen wir zur Welt, doch über unseren Vater schwieg sie sich aus. Es war Calvert, dem Melody nachtrauerte. Immer wieder erzählte sie ihre gemeinsame Geschichte, wenn sie in einer ihrer regelmäßigen Depressionen gefangen war. Jack war dann der Einzige, der sie dort herausholen konnte.
    Wenn ich über meine Mutter nachdachte, was allerdings nicht sehr oft vorkam, empfand ich stets ein wenig Abscheu, vor allem aber Erleichterung, dass sie tot und für immer aus meinem Leben verschwunden war.
    »Einmal habe ich Jack gefragt, warum du so empfindlich bist, wenn jemand flucht«, sagte Noah. »Er meinte darauf, das habe mit all den primitiven Freunden deiner Mutter zu tun. Du hättest es schrecklich gefunden, wie sie geredet haben. Stimmt das?«
    »Ja, ich habe diese hirnlosen Idioten verachtet, die Melody immer angeschleppt hat. Genau so, wie ich sie selbst und alles, was sie tat, verachtet habe. Das wichtigste Ziel in meinem Leben war, nicht so zu werden wie sie.«
    »Du bist also noch Jungfrau?«
    Ich entzog mich seinen Fingern. »Danke. Mein Hals ist wieder okay.«
    Er hob die Augenbrauen. »Ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    »Ich bin noch Jungfrau, ja, und ich wüsste nicht, warum ich mich dafür schämen sollte. Diese Nieten, die mit meiner Mutter zusammen waren, interessierten sich sowieso nur für das eine. Als ich älter wurde, habe ich das gleiche Verhalten in den Jungen um mich herum gesehen, da hatte ich schnell die Schnauze voll.«
    »Wir sind aber nicht alle so.«
    »Nein, nicht alle. Ich habe ein paar nette kennengelernt, aber wenn es ernst wurde, habe ich die Sache immer beendet. Ich wollte die armen Kerle nicht mit dem ganzen Zeug belasten, das ich mit mir herumtrage.«
    »Den zusätzlichen Ballast, meinst du?«
    »Mindestens drei Koffer und zwei Lastwagen mit Anhänger zu viel.«
    Er lächelte.
    »Was ist mit dir, Noah? Du hast offenbar auch niemanden. Du lebst allein und hast nicht einmal ein Haustier.«
    »Ich hatte einige Freundinnen, aber es hat nie lange gehalten. Mir wird schnell langweilig.«
    »Das ist das Problem, wenn man versucht sich in die normale Gesellschaft einzugliedern. Nachdem man sich jahrelang auf dem Drahtseil bewegt hat, ödet dich der Rest der Welt mit seinem Sicherheitsnetz ziemlich leicht an. Ich mag nicht so tun, als wäre ich wie alle anderen. Und ich hasse es, einen Typ, den ich sympathisch finde, über meine Vergangenheit anzulügen.«
    »Warum solltest du das auch tun?«
    »Weil ich mich schäme, natürlich. Dazu zu stehen, dass meine Mutter ein Flittchen war und ich meinen Vater nie kennengelernt habe, ist nicht leicht und würde die Jungs in meiner Schule nicht gerade dazu verleiten, sich ein zweites Mal mit mir zu treffen.«
    »Dann triffst du dich mit den falschen Jungs. Wie deine Mutter ihr Leben führte, kann man auf dich überhaupt nicht übertragen. Verachtest du mich etwa, weil meine Mutter eine kaltherzige Drogenabhängige war, die von ihrem Dealer geschwängert wurde?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »War die Brutale Beth etwa daran schuld, dass ihre älteren Brüder sie belästigt haben? Oder Dixon, dass seine Mutter ihn tagelang in einer heruntergekommenen Wohnung allein gelassen hat?«
    Ich sah die Brutale Beth vor mir, wie sie ein Messer unter ihr Kissen schob. Zum ersten Mal empfand ich dabei eher Mitleid, als dass ich ihr Verhalten für abartig hielt. Dann musste ich an den kleinen Dixon denken, der mir überallhin gefolgt war und sich an jeden gehängt hatte, der freundlich zu ihm war. Wie viele Abende hatte er auf meinem Schoß gesessen, während ich ihm seine Lieblingsgeschichte vorgelesen hatte? Fast hatte ich das abgegriffene alte Buch vergessen. Es handelte von zwei Stofftieren in einem Spielzeuggeschäft, einem Hund aus

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