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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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mich aufgepasst.«
    Seine Mutter entspannte sich ein wenig.
    »Zeichnest du noch?«, fragte ich.
    Mit zurückhaltendem Stolz nickte er. »Meine Mutter gibt mir auch Kunstunterricht.«
    Sie sah ihn liebevoll an. »Er ist sehr talentiert.«
    »Das konnte man damals schon sehen. Ich erinnere mich noch gut an deine Einhörner, Dixon. Du konntest mit sieben besser zeichnen als ich mit zwölf. Der Unterricht macht dir sicher Spaß.«
    Er nickte abermals, immer noch lächelnd. Darunter sah ich jedoch diese Traurigkeit aufblitzen, die schon immer ein Teil von ihm gewesen war. »He«, meldete er sich jetzt erneut zu Wort. »Wo ist Jack?«
    Noah und ich sahen uns an. »Hast du ihn nicht gesehen? Ist er nicht vor uns hier gewesen?«
    »Nein, warum sollte er?«
    »Ähm, na ja, vor einer Weile ist er … verschwunden. Deshalb sind Noah und ich hier. Er hat uns einige Rätsel hinterlassen, denen wir gefolgt sind. Wir versuchen ihn zu finden und es gab Hinweise darauf, dass er bei dir gewesen ist.«
    »Rätsel? Hinweise? Wie bei den Spielen, die ihr immer in Seale House gespielt habt?«
    »Ja, ungefähr so. Und sie haben uns zu dieser Galerie geführt. Als ich dich gesehen habe, bin ich sofort davon ausgegangen, dass er vor uns hier gewesen sein muss.«
    »Nein, war er nicht, auch wenn ich wünschte, es wäre so. Ich würde ihn gern wiedersehen.«
    Noah ließ den Blick über die Wände mit den Gemälden schweifen. »Das ist eine schöne Galerie. Darf ich mich ein wenig umschauen?«
    Dixons Mutter folgte seinem Blick. »Gut, aber Dixon muss mir kurz bei etwas helfen.«
    Sie drehte sich um und entfernte sich. Ihr Sohn folgte ihr. »Ich bin gleich wieder da«, sagte er über die Schulter.
    Ich sah Noah an. »Warum sollten wir herkommen? Nur um uns davon zu überzeugen, dass Dixon noch am Leben ist und es ihm gut geht? Natürlich freut es mich. Aber was will Jack damit bezwecken?«
    »Keine Ahnung. Wenn du mich fragst, war das von Anfang an die Frage. Das ist sein Spiel und uns bleibt im Moment nicht viel anderes übrig, als mitzuspielen. Lass uns sehen, ob er uns hier einen weiteren Hinweis hinterlassen hat.«
    »Was denn zum Beispiel? Ich weiß nada über Kunst und noch weniger über Antiquitäten.«
    »Das brauchst du auch nicht. Such einfach nach etwas, das nicht hierherpasst.«
    Wir begannen die einzelnen Objekte und Bilder genau anzuschauen. Viele Stillleben waren darunter: Obstschalen, Blumen und Ähnliches. Der Rest waren Landschaften und Porträts. Außerdem gab es fragile Tische, graziöse Stühle, deren Sitze mit Seide bezogen waren, diverse Figuren und andere Dinge, für die ich niemals Geld ausgeben würde. Je länger ich in diesem vollgestopften Geschäft herumwanderte, desto dringender verspürte ich das Bedürfnis, Jack eine Ohrfeige zu verpassen.
    Doch nach einer Weile winkte mich Noah heran: »Was ist hiermit?«
    Ich trat zu ihm. In einer Ecke hing ein mit Acrylfarben gemaltes Bild, ein schmales abstraktes Werk, ungefähr zwanzig Zentimeter lang und knapp zehn Zentimeter breit. Man konnte diese Kombination aus Spritzern und Pinselstrichen in verschiedenen Schlammtönen leicht übersehen. Etwas, was ich mir nie aufhängen würde.
    »Ist das hässlich! Und der Künstler will 100 Dollar dafür haben! Das hätte selbst ich blind malen können.«
    »Genau«, pflichtete Noah mir heiter bei und zeigte auf die Initialen in der unteren rechten Ecke. »J.D.«
    »Jason Dezember!«
    Er nahm das Bild ab und wir blickten beide erst auf die leere Stelle an der Wand, dann auf die Rückseite des Rahmens. Er bestand aus Pappe und Klebeband. Sonst war nichts zu sehen. Noah trug das Bild zum Tresen, als Dixons Mutter in dem Durchgang erschien. »Darf ich Sie hierzu etwas fragen?«
    Sie wirkte ein wenig verlegen. »Das war eine besondere Anfrage. Das Werk kam vor einigen Tagen mit der Post. Dabei lag ein Scheck über 100 Dollar sowie eine Notiz mit der Bitte, es eine Woche lang aufzuhängen. Wenn es niemand kauft, darf ich es wieder abnehmen. Für den Fall, dass ich es verkaufe, wurde mir ein weiterer Scheck über die Verkaufssumme versprochen.«
    Ich fragte mich, warum Jack so verschwenderisch mit seinen Ersparnissen umging.
    »Normalerweise bezahlen die Künstler Sie doch aber sicher nicht dafür, dass sie ihre Kunstwerke aufhängen«, erkundigte sich Noah.
    »Nein«, gab sie zu.
    »Das wäre aber ein gutes Geschäft«, schaltete ich mich unterstützend ein und fragte mich, wie viel sie wohl normalerweise in einem Monat verkaufte.

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