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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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uns nicht zuhören. Schließlich bedeutet er weitere achthundert Kröten im Monat.«
    »Und da sie sich immer mehr Koks durch die Nase zieht, braucht sie jeden Dollar, den sie kriegen kann«, fügte ich hinzu.
    »Psst!« Noah vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, und sah dann zu Dixon hinab.
    Der kleine Junge schob seine Hand in meine, während Jack sagte: »Noah und ich müssen Eckzahn wohl im Auge behalten. Wir sind größer als er und wir sind zu zweit. Zu dritt, wenn du auch da bist, Jocey.«
    Noah nickte. Sein finsterer Gesichtsausdruck zeigte, dass er dazu bereit war, die Aufgabe zu übernehmen. Dixon rückte näher an mich heran und ich legte einen Arm um seine schmächtigen Schultern.
    Beim Abendessen saß Edgar am Ende der Bank. Er zog den Teller dicht zu sich heran und begann sich das Essen mit der Hand in den Mund zu schaufeln. Genervt wies ihn Hazel darauf hin, dass er die Gabel benutzen solle. Widerwillig gehorchte der Junge, bis sie wegschaute. Sofort hielt er die Gabel ungenutzt in der rechten Hand und aß mit der linken. Abgesehen davon verhielt er sich recht unauffällig. Ich fragte mich, ob es ausreichend gewesen war, dass Hazel ihn in alter Tradition die erste Nacht in den Keller gesperrt hatte, um ihn unter Kontrolle zu halten.
    Nach dem Essen und Abwaschen, als das Tageslicht in der regnerischen Dämmerung langsam schwand und ich mich zum Lesen in eine Ecke gesetzt hatte, kam Dixon schüchtern zu mir. Er gab mir eine Zeichnung. Darauf war ein Mädchen zu sehen, das auf einem Einhorn zwischen Mond und Sternen ritt. »Das bist du.«
    Jedes Mal wenn er mir ein Kunstwerk von sich zeigte, war ich erstaunt, dass ein kleiner Junge so gut zeichnen konnte. Ich lächelte. »Das ist wirklich schön. Eins deiner besten Bilder. Auch wenn ich glaube, dass das Mädchen zu hübsch ist, um ich zu sein.«
    »Nein, das bist du.«
    Außerdem hielt er sein abgegriffenes Buch in der Hand und ich hob ihn auf meinen Schoß.
    »Du fängst an zu lesen, Dixon, und ich helfe dir dann bei den Worten, die du noch nicht kennst.«
    Mein Kinn ruhte auf seinen weichen Locken, als er die erste Seite öffnete und begann den Text auswendig aufzusagen. » › Karo-Hund und Blumen-Katze saßen nebeneinander am Tisch. Zwölf Uhr war vorbei …‹«
    Als ich kurz von den vergilbten Buchseiten aufblickte, sah ich Edgar langsam vor der Tür vorbeigehen. Sein Blick glitt über uns hinweg wie Öl auf einer Wasseroberfläche.
    »Noah?« Dixon kam näher.
    »Hi. Ist lange her. Was machst du hier?«
    Der Junge lächelte. »Ich lebe hier mit meiner Mutter, über der Galerie. Der Laden gehört ihr.« Als er zu mir aufblickte, wankte sein Lächeln. Seufzend sagte er meinen Namen. »Jocey?«
    Einen Moment lang hielt ich die Luft an. Würde er wie Georgie wütend auf mich sein? »Hast du mich erkannt?«, sprach ich ihn schließlich an.
    Dixon lief auf mich zu und schlang seine Arme um meine Taille. Ich lachte gerührt.
    Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück. »Du bist so groß geworden! Aber deine blauen Augen sind noch genauso wie früher, genau so, wie ich sie immer gezeichnet habe. Wow, du hast dich echt in eine Schönheit verwandelt, Jocey.«
    Ich lächelte. »Danke für das Kompliment. Du bist auch gewachsen, dennoch würde ich dich immer und überall erkennen.«
    Eine Frau trat durch den Durchgang. »Dixon?« Die Unsicherheit in ihrer Stimme war unüberhörbar, auch wenn sie nur seinen Namen gesagt hatte.
    Noah und ich wandten uns ihr zu. Sie hatte kleine, runde Augen und ein spitzes Gesicht. Stilvoll frisiertes schwarzes Haar und die Wimperntusche verhalfen ihr jedoch zu einem gewissen Schick.
    »Mom«, sagte Dixon. Er legte die Pinsel ab und winkte sie heran. »Ich möchte dir meine Freunde Jocey und Noah vorstellen. Ich habe sie in Seale House kennengelernt, bevor ich zu dir gezogen bin.«
    Sie musterte uns misstrauisch, was Dixon jedoch nicht zu bemerken schien. »Wo gehst du zur Schule?«, erkundigte ich mich, um die Atmosphäre etwas aufzulockern.
    »Hier, meine Mutter unterrichtet mich zu Hause.«
    Ich schaute mich in der Kunsthandlung mit den antiken Gegenständen um. Andere Kinder würden wahrscheinlich kaum hierher eingeladen werden. Wie mochte es für Dixon sein, mit dieser ältlichen Frau den ganzen Tag zu verbringen, ohne eine normale Schule zu besuchen? Ob sie gut zu ihm war? Ihr Blick war nach wie vor argwöhnisch.
    »Jocey war wie eine große Schwester zu mir«, erklärte Dixon. »Sie hat immer auf

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