Und weg bist du (German Edition)
Regens gedämpft. In der Ferne ertönten Sirenen. Ich wischte mir den Regen aus den Augen und wandte mich wieder dem Kampf zu. Doch den entscheidenden Schlag, der Noah zu Fall brachte, hatte ich verpasst. Der Ninja hatte nun die Oberhand. Er stand über Noah, hielt seinen Kopf und griff ihm an die Kehle.
Noch immer hatte ich das Messer fest umklammert. Noah sah zu mir her, während er vergeblich an den Armen seines Gegners zerrte. Sein Blick fiel auf das Messer und ich wusste, dass ich es werfen sollte. Doch ich war zu weit entfernt und nicht sehr treffsicher, so dass die Gefahr bestand, entweder Noah zu erwischen oder mein Ziel zu verfehlen. Starr vor Angst blieb ich tatenlos, während er auf die Klinge starrte.
Trotz des kalten Regens schien sie in meiner Hand immer heißer zu werden. Ich lockerte den Griff ein wenig und warf kurz einen prüfenden Blick auf das Messer, dann schaute ich wieder zu dem Ninja auf, der im Begriff war, Noah das Genick zu brechen. Ich öffnete den Mund, um zu schreien, als der Angreifer plötzlich rückwärts taumelte und Noah losließ. Durch den Regenschleier konnte ich erkennen, dass das Messer in der Schulter des Ninjas steckte. Ungläubig schaute ich in meine Hand. Das Messer war nicht mehr dort und dennoch war ich mir sicher es nicht geworfen zu haben! Noah fuhr hoch und schlug mit voller Wucht zu. Sein Gegner taumelte und verlor fast das Gleichgewicht. Die Sirenen waren schon sehr nah, als der Ninja noch ein letztes Mal zum Gegenschlag ausholte. Noah stolperte von ihm weg und der Mann in Schwarz floh mit dem Messer in der Schulter in die Dunkelheit.
Sofort rannte ich zu Noah und legte ihm die Hand auf den Arm. »Alles in Ordnung?«
Er rang nach Luft, schaute mir aber direkt in die Augen und nickte. Dann rappelte er sich langsam hoch, nahm sein Laptop und humpelte zum Haus zurück. Das Dach war dem Zusammenbruch nahe, doch der Regen löschte die Flammen. Noah ging auf die Garage zu und verschwand darin. Ich hörte, wie ein Motor gestartet wurde. Er fuhr mit dem Jeep Cherokee heraus und ich stieg schnell ein.
Als die Polizei mit Blaulicht um die Ecke kam, bogen wir gerade in die nächste Straße ein. Auch die Feuerwehr sahen wir noch. Mehrere Minuten lang sagte niemand ein Wort. Ich konnte nicht aufhören mit den Zähnen zu klappern. »Bist du verletzt?«, brachte ich schließlich hervor.
»Nichts Schlimmes.«
Nächtliche Schatten huschten beim Fahren durch den Innenraum des Wagens und die Scheibenwischer schoben gleichmäßig das Regenwasser fort. »Wo bist du gewesen, Noah? Ich bin aufgewacht und du warst nicht mehr da.«
»Ich dachte, ich hätte etwas gehört, und bin dem nachgegangen. Und du? Wahrscheinlich hast du keine rationale Erklärung dafür, warum du unbedingt das Haus verlassen wolltest?«
»Oh. Nein, keine rationale.«
»Was denn?«
»Du bist sauer auf mich.«
»In der Tat!«
Ich holte tief Luft. »Ich bin aufgewacht und du warst fort. Zumindest konnte ich dich nicht finden. Ich hatte Angst, weil ich das Messer unter dem Kopfkissen gefunden habe. Ich habe mich damit geschnitten.« Die Wunde hatte aufgehört zu bluten, aber ich hielt den Daumen dennoch hoch, um sie ihm zu zeigen. »Ich habe mich gefragt, ob du es vielleicht dort hingelegt hast?«
»Warum sollte ich das tun?«
»Ich weiß es nicht. Warum ist die Bombe explodiert und warum ist der schwarze Ninja heute Nacht aufgetaucht und hat versucht dich umzubringen?«
»Das war kein schwarzer Ninja, das war Paul Gerard.«
»Woher weißt du das?«
»Ich habe dir doch erzählt, dass ich einmal in meinem Dojo gegen ihn gekämpft habe. Er macht einige ganz typische Bewegungen, die ich noch nie bei jemand anderem gesehen habe.«
Erleichtert seufzte ich auf. »Ich dachte … Ich weiß nicht, was ich dachte. Manchmal kann ich offenbar Erinnerungen an Erlebnisse aus der Kindheit nicht von der Gegenwart trennen.« Ich hielt inne und holte noch einmal tief Luft. »Während du fort warst, hat Jack auf deinem Handy angerufen und mir gesagt, ich solle schnellstens das Haus verlassen.«
»Was?«
Für eine Weile schwiegen wir beide, bis er schließlich fragte: »Bist du sicher, dass es Jack war?«
Ich sah ihn an und er nickte mit finsterer Miene. »Verstehe. Aber woher wusste er von der Bombe?«
»Keine Ahnung. Ich bin immer noch ganz benommen davon, seine Stimme gehört zu haben. Damit weiß ich jetzt sicher, dass er am Leben ist.«
Noah musterte mich. »Warum ruft er an? Warum zeigt er sich nicht endlich und
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