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Und weg bist du (German Edition)

Und weg bist du (German Edition)

Titel: Und weg bist du (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Kae Myers
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sagte er: »Lass uns zur Bücherei fahren.«
    »Warum?«
    »Dort haben wir WLAN-Empfang und können im Internet nach Beth suchen. Keine Ahnung, ob wir sie finden, aber wir sollten es auf jeden Fall probieren.«
    Kurze Zeit später saßen wir in der Bücherei an demselben abgeschiedenen Tisch, wo wir schon mit Jacks Rätsel beschäftigt gewesen waren, das uns zu Dixon geführt hatte. Während sich Noah auf die virtuelle Suche nach Beth begab, prüfte ich E-Mails und öffnete den halb fertigen Englisch-Aufsatz auf meinem Laptop. Nicht dass er mich im Moment auch nur im Entferntesten interessierte, aber ich hatte Ms Chen versprochen ihn vor Ende der Ferien abzuschicken.
    Meine Pflegeeltern waren immer sehr stolz auf meine guten Noten gewesen und ich konnte nur hoffen, dass dieser Aufsatz meinen Durchschnitt nicht allzu sehr drücken würde, denn auf keinen Fall würde er so gut werden wie meine anderen Arbeiten. Ich entnahm Wikipedia noch einige weitere Informationen über Mary Shelley und fügte sie mit gefälschten Quellenangaben ein, da Ms Chen es nicht mochte, wenn man aus Wikipedia zitierte. Dann flickte ich die letzten beiden Absätze zusammen, las den Text noch einmal schnell durch und mailte ihn an meine Englischlehrerin. Erleichtert lehnte ich mich zurück.
    Kurze Zeit später klappte Noah sein Laptop zu. Er brauchte mir gar nicht erst zu sagen, dass er nichts über Beth gefunden hatte. Wir verließen die Bücherei. Draußen hatte die Dämmerung ihre Schatten über Watertown ausgebreitet. Wir hielten an einem Taco-Imbiss und aßen im Auto. Als wir danach wieder zu dem kleinen Reihenhaus fuhren, fühlte ich mich müde und mutlos.
    Noah lenkte den Toyota in die Garage und schloss das Tor. Dann holte er die Taschenlampe unter dem Sitz hervor. »Bleib hier, während ich mich umschaue.«
    Empört schlug ich ihm auf den Arm, allerdings nur ganz leicht. Er sah mich überrascht an und ich sagte: »He, Captain Solo, ich bin inzwischen ein großes Mädchen und komme auch außerhalb des Millennium Falcon gut allein zurecht.«
    Er lachte, als wir ausstiegen und gemeinsam hineingingen. Wir schauten in allen Zimmern nach, sowohl oben als auch unten, bevor wir unsere Sachen in den vorderen Raum im Erdgeschoss brachten. Ich holte frische Kleidung aus meinem Koffer und ging damit ins Bad. Sich mit kaltem Wasser im spärlichen Licht einer kleinen Taschenlampe zu waschen und sich mit einem T-Shirt abzutrocknen war nicht gerade komfortabel, aber es war ein gutes Gefühl, sauber zu sein. Ich zog eine bequeme Hose an, dazu Socken und einen Pullover, da es im Haus ziemlich kühl wurde.
    Zurück in dem vorderen Raum warf ich die getragene Kleidung in meinen Koffer. Dann holte ich die verschlissenen Decken aus dem Wäscheschrank und begann sie auszubreiten. Plötzlich erkannte ich eine davon aus Seale House wieder und es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Ich lachte ungläubig und wandte mich Noah zu, der gerade die Batterien seiner Taschenlampe auswechselte.
    »Ich hab’s! Hazel hat hier gelebt, oder? Der Toyota, in dem wir herumfahren, gehört ihr und nicht irgendeiner alten Bekannten.«
    »Du hast die falschen Schlüsse selbst gezogen. Ich kümmere mich jetzt um Hazels Angelegenheiten und hier haben wir gelebt, nachdem wir aus Seale House ausgezogen sind und bevor ich mein eigenes Haus hatte. Ich konnte es kaum erwarten, hier rauszukommen. Seit sie den Schlaganfall hatte, versuche ich es mit Dons Hilfe zu verkaufen.«
    »Wer hat eigentlich Seale House gekauft?«
    »Ein Ehepaar. Sie haben einen hohen Preis dafür bezahlt, da Hazel ihnen auch die meisten Möbel überlassen hat. Sie haben es in eine Pension verwandelt, die allerdings nicht gut lief. Irgendwann beschlossen sie dann es wieder zu verkaufen. Als es dort brannte, war es ungefähr seit einem Jahr auf dem Markt.«
    Ich stellte mir vor, wie sich Pensionsgäste gemütlich in Seale House einrichteten und dann die Wände verrücktspielten oder sie im Schlaf gebissen wurden. Selbst wenn das nicht geschehen sein sollte, musste in dem Haus eine bedrückende Atmosphäre geherrscht haben, weil dort so unglückliche Kinder gelebt hatten und eins von ihnen sogar im Keller ums Leben gekommen war. Es überraschte mich nicht, dass das Paar mit ihrer Pension keinen Erfolg hatte.
    Erschöpfung machte sich in mir breit und ich rollte einige Pullover aus meinem Koffer zu einem Kopfkissen zusammen. Noah breitete sein Nachtlager direkt neben meinem aus und legte sich mit dem Gesicht in meine

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