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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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verstehe.« Tanja schlug sich vor den Kopf, bedauernd sah sie Michaela an. »Wie unsensibel von mir. Du willst allein sein. Klar. Ich suche mir was Eigenes. Noch ein oder zwei Nächte im Hotel kann ich mir von meinem ›Ersparten‹ schon leisten.«
    »Ich helfe dir natürlich bei der Suche«, bot Michaela an.
    »Danke. Lieb von dir.«
    »Und was sagst du nun deinem Vater?«
    »Dass ich mir eine Auszeit nehme, ein paar Wochen Urlaub nach meinem Studium. Um mir zu überlegen, was ich zukünftig machen werde. Klingt das glaubhaft?«
    »Wohin willst du denn reisen?«
    »Nach Südeuropa? Verschiedene Länder.«
    »Schreib mal ’ne Karte«, versuchte Michaela Tanja aufs Glatteis zu führen.
    Aber die dachte mit. »Ich werde lieber anrufen.«
    Michaela nickte. »Das wird funktionieren. Und nun besprechen wir deine Arbeitsaufgaben für die nächsten Tage. Das Wohltätigkeitsessen steht ins Haus. Ich muss noch die letzten Details des Menüs mit dem Küchenchef absprechen. Dann könntest du die Karte für den Abend entwerfen. Eine zeitraubende Angelegenheit. Da wäre auch noch die Saaldekoration. Glaubst du, du könntest ein wenig kreativ werden?«
    »Habe ich freie Hand?« wollte Tanja wissen.
    »Natürlich nicht.« Michaela schüttelte bestimmt mit dem Kopf. »Du musst alles mit mir abstimmen. Hier kann nicht jeder nach Gutdünken schalten und walten.«
    »Kann es sein, dass du als Chefin nicht gerade sehr charmant bist?« witzelte Tanja.
    »Hast du geglaubt, du bekommst Sonderrechte, nur weil wir befreundet sind? Ich trenne grundsätzlich Arbeit von Privatem. Nur, um das klarzustellen.«
    Tanja sah Michaela offen an. »Ich erwarte nichts anderes.«
    »Gut.« Michaela lächelte. »Dann gebe ich dir den ersten Tag Zeit, dein Wohnungsproblem zu lösen. In der Halle bekommst du alle Tageszeitungen, und hier steht mein Computer mit Internetanschluss. Wenn du willst, fahre ich nach der Arbeit mit dir mit, um die in Frage kommenden Wohnungen zu besichtigen. Jetzt muss ich aber erst mal los. Wenn du mich brauchst, meine Handynummer hast du ja.« Michaela ließ Tanja mit sich allein.
    Michaela hatte beinah vergessen, dass Tanja in ihrem Büro saß und auf sie wartete. Als sie hineinstürmte, um eine Mappe mit Unterlagen zu holen, schaute Tanja sie erwartungsfroh an.
    »O Tanja, hallo. Entschuldige, ich muss gleich wieder weg. Na, bist du fündig geworden? Bin gleich bei dir.«
    Gleich dauerte eine weitere knappe Stunde, in der Tanja schon mal begann sich mit Michaelas Computer vertraut zu machen und den Entwurf einer Menükarte zu erstellen. Als Michaela zurückkam und auf den Bildschirm sah, nickte sie anerkennend. »Nicht schlecht. Aber noch nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe.«
    »Nicht?« fragte Tanja enttäuscht.
    Michaela betrachtete Tanjas Entwurf eingehender. »Das Layout ist etwas zu . . . verspielt für ein Wohltätigkeitsessen.«
    »Verspielt?« echote Tanja.
    »Ja, ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll.«
    »Aber es ist doch nicht zu bunt?«
    »Nein.«
    »Auch nicht überladen«, meinte Tanja.
    »Nein«, bestätigte Michaela.
    »Was dann?«
    »Zu . . . weich«, fand Michaela endlich das richtige Wort. »Die Pastelltöne. Nimm sie raus und ersetz sie durch Grundfarben. Mehr Kontraste.«
    Tanja dachte kurz nach. »Okay, ich versuche es.«
    »Ja, aber das hat Zeit bis morgen. Jetzt geht es erst mal los: Wohnungen besichtigen. Wie viele Kandidaten hast du?«
    »Vier. Hast du denn schon Feierabend?«
    »Ich mache etwas früher Schluss«, sagte Michaela einfach.
    Tanja lächelte sie dankbar an.
    Das Telefon klingelte. Michaela nahm ab. »Dietz«, meldete sie sich, hörte aufmerksam zu. »Nein, davon habe ich keine Kenntnis. . . . Wer sagt das? . . . Ich komme kurz runter.« Ein entschuldigender Blick zu Tanja. »Geh doch schon vor, zum Auto. Ich komme gleich.«
    »Ärger?« wollte Tanja wissen.
    »Ein etwas anstrengender Gast, leicht neurotisch«, erklärte Michaela. »Er bewohnt immer dasselbe Zimmer. Heute ist das Zimmer aber belegt. Jemand hat bei den Reservierungen nicht aufgepasst. Ich muss die Wogen glätten.«
    »Wie willst du das Problem lösen?«
    Michaela zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich finde hoffentlich etwas, den Gast zu besänftigen.« Sie ging zur Tür.
    »Kann ich mitkommen?« fragte Tanja.
    Michaela blieb stehen, drehte sich um. »Ungern. Ich werde mich wahrscheinlich in den Staub werfen und ihm die Füße küssen müssen. Bildlich gesprochen, natürlich.

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