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...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst

Titel: ...und wenn Du auch die Wahrheit sprichst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Da hatte er sich ja mal wieder von einer seiner besten Seiten gezeigt. Dieser störrische alte Esel. Eben noch wütend, weil eine seiner Managerinnen ihn im Stich ließ, und zwei Minuten später dankbar für deren leisen Abgang, weil ihm das doch viel lieber war, als seine Tochter mit eben dieser Managerin liiert zu sehen. Aber ganz abgesehen davon, wie willst du dich jetzt Michaela gegenüber verhalten? Willst du irgend etwas unternehmen? Tja, das war eine gute Frage.
    Michaela hatte sie belogen, und nur zufällig war die Wahrheit ans Licht gekommen. Michaela hatte sie immer wieder um Verzeihung angefleht, ihr versichert, wie sehr sie sie mochte. Als Michaela mit ihr schlief, war echte Leidenschaft im Spiel gewesen. Aber war da noch mehr?
    Tanja wollte es gern glauben. Doch Michaela deutete nichts in dieser Richtung an. Aus Angst vor Zurückweisung oder aus mangelndem Interesse? Wäre es mangelndes Interesse gewesen, hätte Michaela, da hatte Vater vielleicht recht, sich nicht die Mühe machen müssen, ihr in endlosen Diskussionen den Weg aus ihrer Verbitterung heraus zu zeigen. Einen Weg zu ihrem Vater.
    Andererseits nützte das auch Michaelas eigenen Interessen, weil die Versöhnung von Tochter und Vater den einzigen Gewinn aus den letzten Wochen Chaos garantierte, den Job als Hotelmanagerin. Als Michaela den aber in sicheren Händen hielt – gab sie ihn einfach weg.
    Das alles war für Tanja äußerst verwirrend. Es gab keine klare Linie in all dem. Michaela tat so viele Dinge, die ihr Nutzen brachten, wenn sie es wollte. Aber tat sie es nur , um diesen Nutzen in Anspruch zu nehmen? Es sah oft danach aus. Und dann wieder nicht!
    Tanja wusste, sicher war nur, dass die Dinge in Gang gekommen waren, weil Michaela auf Betreiben von außen die Freundschaft zu ihr gesucht hatte. Alles andere war eine Spirale von Ursache und Wirkung und Gegenwirkung, die Michaela, selbst wenn sie gewollt hätte, nicht unter Kontrolle hätte haben können.
    Tanja fasste einen Entschluss. Sie fuhr zu Michaelas Wohnung. Warum sich mit all diesen Gedanken plagen? dachte sie. Ich frage Michaela einfach, warum sie gekündigt hat und hoffe, dass ihre Antwort meinen Wünschen entspricht. Danach sehen wir weiter.
    Tanja klingelte an Michaelas Tür – und blickte verblüfft auf Vanessa, die ihr öffnete. Verwirrt blinzelte Tanja. Waren die beiden nicht getrennt?
    »Ich . . . Ist Michaela da?«
    »Nein.« Ein prüfender Blick folgte. »Willst du reinkommen?« Vanessa trat zur Seite. Tanjas Blick fiel auf ein paar gepackte Koffer, die im Flur standen. Vanessa folgte Tanjas Augen. Lächelnd sagte sie: »Wir fliegen in den Urlaub. Südsee. Hat Michaela dir das nicht erzählt? Wir wollen einen Neuanfang probieren.«
    Tanja hörte die Worte wie durch eine Schicht Watte hindurch. Übrig blieben nur Urlaub und Neuanfang . Sie brauchte einige Sekunden, bis sie die Bedeutung hinter diesen Worten erfasste. Selbst dann konnte ihr Kopf diese nur als Frage formulieren. Michaela und Vanessa waren wieder zusammen? Das konnte doch nicht sein!
    Nein? Warum nicht? Vielleicht hängt Michaela mehr an Vanessa, als du geglaubt hast. Vielleicht hat Vanessa Michaela in einem dramatischen, bühnenreifen Schauspiel um Verzeihung für all ihre Sünden gebeten, und Michaela hat nachgegeben. Vielleicht hat Michaela dir nie gesagt, dass sie dich liebt, weil sie es nicht tut. Und vielleicht war eure gemeinsame Nacht nur das: eine Nacht. Nicht mehr.
    Zwischen Michaela und Vanessa lief es ja schon eine Weile nicht mehr. Da hatte Michaela eben anderswo gesucht, was sie brauchte, und hatte es bekommen.
    Du warst nur ein Ersatz. Jetzt ist Vanessa wieder da. Nur weil du mit dieser Wendung der Dinge nicht gerechnet hast, heißt das noch lange nicht, dass es so nicht sein kann. Du hast Michaelas Verhalten einfach überbewertet. Da war wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens.
    Tanja fühlte Tränen aufsteigen. Sie kämpfte dagegen an, merkte aber, sie würde den Kampf verlieren. Sie machte auf dem Absatz kehrt, ging eilig die Treppen hinunter. Unter gar keinen Umständen wollte Tanja Vanessa die Genugtuung geben, sie weinen zu sehen.
    »Soll ich Michaela etwas ausrichten?« rief Vanessa ihr hinterher.
    Tanja reagierte nicht darauf. Tränen schossen in ihre Augen.
    Soviel zum Thema Liebe, dachte sie. Wie blöd bist du eigentlich? Michaela hatte nicht gekündigt, weil es ihr das Gewissen gebot. Sie hatte gekündigt, weil sie Vanessa zurückhaben wollte. Für sie hatte Michaela

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