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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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offensichtlich sicher, dass die Gefahr real war.
    »Wer ist das?«, rief ich. »Was haben die vor?« Doch meine Worte wurden vom erneuten Gedröhne des Bootsmotors verschluckt.
    »Wir treffen uns am Hafen, alle die kein eigenes Boot haben!«, brüllte der Mann und griff nach dem Steuerrad. »Beeilt euch!«
    »Moment mal!«, rief Gav. Doch das Boot machte schon kehrt und brauste in Richtung Docks davon.
    »Meint ihr, wir sollten auf ihn hören?«, fragte Tessa.
    »Kann sein, dass er sich in dem Stadium der Krankheit befindet, in dem man halluziniert«, erwiderte ich, andererseits hatte ich noch nie jemanden erlebt, der so krank war und immer noch in der Lage, ein Boot zu steuern. Mein Herz begann heftig zu pochen. »Aber vielleicht ist es besser, wenn wir tun, was er sagt, nur für alle Fälle.«
    »Ich fahr schnell am Krankenhaus vorbei und geb da Bescheid, dass irgendwas nicht stimmt«, sagte Gav.
    »Ich komme mit«, sagte ich. »Tessa, Leo, bringt ihr Meredith zum Hafen? Wir treffen euch dann dort.«
    Tessa nickte und nahm Meredith an der Hand. Ich sammelte die Frettchen ein, ließ sie rasch durch die Hintertür hopsen und machte sie hinter ihnen zu, um dann Gav nachzueilen. Er war schon in den Geländewagen gesprungen. Das Dröhnen des Hubschraubers wurde lauter.
    »Was meinst du, was hier läuft?«, fragte ich und kletterte auf den Beifahrersitz.
    Gav trat aufs Gaspedal. »Keine Ahnung. Wollen wir mal hoffen, dass das bloß ein Irrer ist.«
    Ich verschränkte die Arme vor dem Körper, während wir Tessas Reifenspuren durch die dicke Schneedecke auf der Straße folgten, bis ihr Wagen vor uns hinter einer Biegung verschwand. Gerade als wir auf halber Strecke zum Krankenhaus um eine Ecke bogen, glitt der Schatten des Hubschraubers über uns hinweg.
    Kurz darauf flog der Häuserblock neben uns in die Luft.
    Ich schrie auf und klammerte mich an die Tür, während der Boden unter unseren Reifen bebte und der Knall der Explosion mir in den Ohren klingelte. Neben uns stürzten Dächer ein, Flammen schlugen aus den zerborstenen Fenstern. Ein scharfer chemischer Gestank erfüllte die Luft. Gav fuhr weiter, schneller jetzt, mit zusammengepressten Lippen und zitternden Armen.
    »Doch kein Irrer«, sagte er mit bebender Stimme. »Was zum Teufel machen die da?«
    Irgendwo rechts von uns donnerte eine weitere Explosion. Ich zuckte zusammen. Gav beugte sich vor, um durch die Windschutzscheibe zu spähen.
    »Scheint ein Militärhubschrauber zu sein«, sagte er. »Sie bombardieren uns. Jetzt haben die von der Armee uns schon die ganze Zeit fertiggemacht, und nun werfen sie auch noch ihre verdammten Bomben auf uns!«
    Tränen, die ich gar nicht hatte kommen spüren, liefen mir die Wangen herunter. Ich wischte mir über die Augen und versuchte gleichmäßig zu atmen. Da schoss mir plötzlich ein einziger Gedanke wie ein elektrischer Schlag durch den Kopf.
    »Der Impfstoff«, sagte ich. »Gav, was, wenn sie das Forschungszentrum treffen?«
    »Das wird schon nicht passieren«, antwortete Gav. »Wir müssen zum Hafen, hier verschwinden, wie dieser Typ gesagt hat. Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass wir keinen in der Stadt mehr davor warnen brauchen, dass hier was schiefläuft. Wir kommen wieder, sobald der Hubschrauber weg ist.«
    »Nein!«, rief ich. »Wir können die Impfstoffproben nicht einfach hierlassen. Wenn wir sie verlieren …«
    Würden wir sie verlieren, wäre die einzige Chance, das Virus zu besiegen und das Leben zurückzubekommen, das wir einmal hatten, womöglich auch verloren.
    »Kae …«, begann Gav.
    »Bitte«, sagte ich. »Wir müssen sie holen. Wenn du nicht hinfährst, spring ich aus dem Auto und renne hin.«
    Es war mein Ernst. Das musste er gemerkt haben. Er fluchte leise vor sich hin, bog aber an der nächsten Kreuzung statt zum Hafen in Richtung Forschungszentrum ab. Am Krankenhaus waren wir schon vorbei. Als der Geländewagen die Straße entlangraste, wurde der Untergrund durch eine dritte Explosion erschüttert. Ich umklammerte die Schlüssel in meiner Jackentasche.
    Das Forschungszentrum stand noch, als wir dort ankamen. Der Wagen kam schlitternd zum Stehen. Gav ließ den Motor laufen, während ich schnell über eine Schneeverwehung zum Eingang kletterte.
    Ich fummelte hektisch mit den Schlüsseln herum und schob die Tür auf. Die Kühlbox und das Material waren noch da, wo ich sie zurechtgelegt hatte. Ich holte die Ampullen mit den Impfstoffproben und die Kühlelemente aus dem Kühlschrank und

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