Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
Vom Netzwerk:
nervös hin und her. Er konnte kaum älter als zwanzig sein. Ich fragte mich, ob er hier wohl in irgendeiner Weise mehr zu sagen hatte als wir.
    »Was ist hier los?«, fragte ich ihn. »Sie wussten, dass der Hubschrauber unterwegs war und was er anrichten würde.«
    »Ich hab versucht, früher hier zu sein«, sagte er. »Ehrlich. Aber der Schnee – die Straßen waren einfach dicht. Und dann musste ich noch den Schlüssel für eins dieser verdammten Boote suchen.«
    Die anderen waren inzwischen hinter mir hergekommen. »Wer sind Sie?«, fragte Leo.
    »Rawls«, antwortete er und verzog das Gesicht. »Tobias Rawls. Ihr könnt mich Tobias nennen.«
    »Du bist also mit dem Auto hergefahren, Tobias«, erwiderte ich. »Von wo denn? Und warum wusstest du, dass der Hubschrauber kommen würde?«
    Gav ging ein paar Schritte an Tobias vorbei Richtung Hafenbüro. Plötzlich erstarrte er. »Bist du etwa mit dem Teil hier reingerauscht?«
    Tobias drehte sich blitzschnell um, doch Gav marschierte schon auf ein Auto zu, das direkt hinter dem Gebäude abgestellt war. Es sah aus wie ein Zwischending aus Gelände- und Lieferwagen, kastenförmig und komplett in Tarnfarben gehalten. Mir wurde ganz anders.
    »Du bist Soldat«, sagte Gav und wirbelte herum, um Tobias ins Gesicht sehen zu können. »Du bist einer von denen.«
    Tobias lachte, kurz und bitter. »Wenn du nur die geringste Ahnung hättest, dann würdest du das nicht sagen.«
    »Warum zum Teufel sagst du uns dann nicht, was passiert ist?«, fuhr ich ihn an.
    Ausgedehntes Schweigen, bis Tessa schließlich mit leiser Stimme sagte: »Wir mussten gerade mit ansehen, wie unser Zuhause zerstört wurde. Willst du uns nicht wenigstens erklären, warum?«
    »Ihr habt ja keine Vorstellung, wie es gewesen ist«, antwortete Tobias. »Wir haben einen Stützpunkt, ein paar Stunden nördlich von hier.«
    »Ich dachte, es gäbe keine Militärstützpunkte hier draußen, jedenfalls jetzt nicht mehr«, sagte Gav.
    »Ist auch offiziell keiner«, erklärte Tobias. »Angeblich war er jahrzehntelang unbesetzt, aber kurz nach den Anschlägen vom 11. September hat die Regierung dort wieder ein Kontingent Soldaten stationiert. Das haben uns die Kommandeure jedenfalls gesagt. Wir waren insgesamt achtzehn, aber ein Teil von uns ist krank geworden, der Major auch, und einige sind abgehauen. Ein paar von den Jungs und ich hielten es für sicherer, uns da draußen zu verstecken, bis die Sache mit dem Virus unter Kontrolle wäre. Ein Haufen Verpflegung, mengenweise Sprit für den Generator, wir waren ziemlich gut versorgt.«
    »Schön für dich«, sagte Gav. Tobias zuckte zusammen, sprach aber weiter.
    »Wir dachten, es wäre bloß für ein paar Wochen. Aber die Nachrichten wurden immer schlimmer. Und die Jungs fingen an, unruhig zu werden. Wir wollten das Gelände nicht verlassen, weil wir Angst hatten, krank zu werden, aber die anderen haben’s nicht ausgehalten, die ganze Zeit im Haus zu bleiben. Also sind sie raus und haben angefangen, Schießübungen durch den Zaun zu machen: Vögel, Wild, Bäume. Dann tauchte vor zwei Tagen auf einmal dieser Typ auf – keine Ahnung, wie er es bis dahin geschafft hat –, brüllte was davon, dass wir ihm helfen müssten und dass er gerade von dieser gottverdammten Insel käme, wo das Ganze angefangen hatte, und dass das Virus ihn erwischt hätte und sie ihn erschossen hätten, wenn er dageblieben wäre.«
    Tobias hielt inne und sah uns mit leicht vorwurfsvollem Blick an.
    »Wir haben auf niemanden geschossen«, versicherte ich. »Er muss – es gab ein paar Leute, die angefangen haben, jeden Infizierten zu töten, der ihnen über den Weg lief. Er muss zu denen gehört haben.«
    Wie dumm. Wäre er einfach ins Krankenhaus gegangen, dann hätten sie dort alles für ihn getan, was sie konnten.
    Wahrscheinlich hatte er angenommen, sie wüssten, dass er einer von der Gang war, und würden ihn abweisen.
    »Na ja, abzuhauen hat ihm jedenfalls auch nichts gebracht«, sagte Tobias. »Am Ende ist er auch so erschossen worden. Kam natürlich auf keinen Fall in Frage, ihn reinzulassen, so wie der gehustet, geniest und rumgegrölt hat. Moore hat ihn erledigt, als wäre es bloß eine weitere Schießübung. Und dann fingen er und Donetelli an, sich über eure Insel zu unterhalten, über den Ort, von wo aus sich das Virus bis zu uns ausgebreitet hatte, und nach einer Weile haben sie sich richtig reingesteigert. Meinten, wenn die Leute auf der Insel geblieben wären, dann ginge es uns

Weitere Kostenlose Bücher