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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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Lächeln zu. Die Erinnerung an unseren Kuss blitzte in mir auf. Ich lief rot an und sah rasch in eine andere Richtung.
    »Nell hat sich gar nicht sonderlich aufgeregt, als ich ihr erzählte, was wir vorhaben«, erzählte Leo weiter, ohne sich irgendwie anmerken zu lassen, ob er meine Reaktion wahrgenommen hatte. »Sie meinte …« Er zögerte und blickte auf Meredith, die mit ihrer Stiefelspitze auf dem Asphalt scharrte.
    »Meredith«, sagte Tessa, »könntest du noch mal zum Boot gehen und dich vergewissern, dass wir auch alle Vorräte mitgenommen haben?«
    Meredith runzelte die Stirn, schien sich dann aber einen Ruck zu geben. »Klar«, antwortete sie und trabte Richtung Anlegestelle davon. Leo senkte die Stimme.
    »Sie meinte, es wäre wahrscheinlich sowieso besser, wenn wir dort eine Weile verschwinden – die Stadt sei in einem dermaßen schlimmen Zustand, dass sie am Ende vielleicht sowieso alle über die Meerenge transportieren müssten. Und sie sagte, sie hofft wirklich, dass wir die Leute finden, die wir brauchen.«
    Sämtliche Wärme in mir verflüchtigte sich. Als wir merkten, dass die Meerenge nicht mehr bewacht wurde, hatte kein Mensch irgendein Interesse daran gezeigt, die Insel zu verlassen. Schließlich schien es kaum lohnenswert, den Ort, der einem vertraut war, gegen das große Unbekannte auf der anderen Seite des Wassers einzutauschen. Wenn Nell jetzt über Evakuierung nachdachte, musste sie wirklich verzweifelt sein.
    »Nichts mehr im Boot!«, rief Meredith, als sie zurückgelaufen kam.
    »Danke, dass du noch mal nachgesehen hast«, sagte ich und drückte sie kurz an mich. »Ich denke, wir sollten etwas essen und dann für heute Schluss machen. Schließlich wollen wir morgen ganz früh los.«
    »Ich hab einen Benzinkocher im Truck«, verkündete Tobias. »Heißes Abendessen klingt jetzt ziemlich verlockend.«
    »In den Tüten waren Ravioli«, sagte Meredith. »Können wir die machen?«
    »Klar«, antwortete ich. »Geh und hol uns ein paar Dosen.«
    »Wir haben auf dem Weg in die Stadt jemanden husten gehört«, sagte Gav zu Leo, während Meredith hinter Tobias in den Laderaum des Trucks kletterte. »Es sind noch mehr Leute hier. Wir müssen auf der Hut sein.«
    Ein Ausdruck der Erschöpfung glitt über Leos Gesicht. Obwohl ich mir Mühe gab, meine Aufmerksamkeit nicht auf ihn zu richten, überkam mich ein Anfall von Mitleid. Er war erst vor ein paar Wochen nach Hause zurückgekehrt und jetzt schleppten wir ihn schon wieder fort. Wenn er das Gefühl hätte, es nicht zu schaffen, würde er es doch bestimmt sagen, oder?
    »Dann sollte am besten immer einer Wache halten, während die anderen schlafen«, antwortete er. »Wir können gar nicht vorsichtig genug sein.«
    Er hatte recht. Und vielleicht konnte ich ihn von einer weiteren Sorge befreien, die ihn sicher quälte, und die auch mich quälen würde, solange er, Gav und Tessa ungeschützt waren.
    »Ich denke, ihr drei solltet den Impfstoff nehmen«, verkündete ich.
    Gav, der gerade etwas sagen wollte, hielt inne. Tessa sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Wir haben fünf Ampullen«, fuhr ich fort. »Also bleiben immer noch zwei übrig. Wir treffen garantiert auf Leute, die sich infiziert haben – das ist uns ja heute beinahe schon passiert. Ich will nicht, dass einer von euch sich ansteckt.«
    »Wir werden ganz bestimmt Kranken begegnen«, sagte Leo ernst, »würde mich wundern, wenn nicht. Aber bist du sicher, dass du die Ampullen nicht lieber behalten willst, Kae?«
    »Wir wissen ja noch nicht mal, ob der Impfstoff überhaupt wirkt«, fügte Gav hinzu.
    »Falls er wirkt, dann ist es sinnvoll, ihn zu nehmen«, erwiderte ich. »Und wenn nicht, dann macht es auch nichts. So oder so kann es nicht schaden. Wir haben keine andere Möglichkeit, uns unterwegs zu schützen. Und ich sehe keinen Grund, warum irgendwer mehr als eine Probe brauchen sollte, um zu verstehen, was Dad gemacht hat, wenn wir außerdem noch seine ganzen Notizbücher haben.«
    »Ein Impfstoff wird doch hergestellt, indem man Teile des Virus verwendet, oder?«, fragte Tessa. »Besteht denn die Gefahr, dass wir davon krank werden?«
    Ich zögerte. »Mein Dad hat das Zeug an sich selbst getestet, und es ging ihm nach fast drei Wochen immer noch gut. Er hätte es niemals genommen, wenn er sich nicht sicher gewesen wäre, dass er es richtig hingekriegt hat.«
    »Wenn überhaupt jemand es richtig hinkriegen konnte, dann war das dein Dad«, pflichtete Leo mir

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