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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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habe, der etwas mit dem Impfstoff anfangen kann, komm ich sofort zurück und hole dich. Einverstanden?«
    Ihr Kinn zitterte. »Du willst mich nicht dabeihaben?«
    »Mere.« Ich kniete mich vor sie hin. »Ich lass dich nicht gerne hier zurück. Aber die Leute, die heute hier waren, werden weiter nach uns suchen. Kannst du dich noch daran erinnern, wie gemein die Gang auf der Insel war? Leo meint, dass diese Leute vielleicht noch viel schlimmer sind.«
    »Und wenn sie euch was tun?«
    »Wir sind vorsichtig«, erwiderte ich. »Und Tobias ist Soldat, schon vergessen? Er weiß, wie man Menschen beschützt. Aber es ist leichter, wenn es nicht so viele sind, die er beschützen muss.«
    »Ich könnte doch selbst auf mich aufpassen!«, rief sie. »Ich bin inzwischen viel tapferer als früher.« Und dann brach sie in Tränen aus.
    »Mere«, sagte ich und zog sie in meine Arme. Einen Augenblick lang zweifelte ich an meiner Entscheidung. »Hey, alles wird gut.«
    »Ich versuch ja, tapfer zu sein«, sagte sie zwischen zwei Schluchzern, »und stark, damit ich helfen kann, aber ich hab Angst, Kaelyn, ich hab Angst, dass dir etwas Schlimmes passiert.«
    In meinem Hals bildete sich ein Kloß, und meine eigenen Augen fingen an, vor Tränen zu brennen. »Du bist tapfer, und stark«, sagte ich. »Auch starke, tapfere Menschen können Angst bekommen. Für mich ist es einfacher, auf mich aufzupassen, wenn ich weiß, dass du irgendwo in Sicherheit bist, ehrlich. Und auf mich zu warten und dein Bestes zu tun, dir keine Sorgen zu machen, bedeutet auch, tapfer zu sein. Meinst du, du kannst das?«
    Sie unterdrückte ein Schluchzen und nickte. »Mir gefällt es hier«, sagte sie. »Aber du kommst ganz bald wieder, ja?«
    »So schnell ich nur kann«, versprach ich.

    Tessa zögerte keine Sekunde, als ich sie wegen Meredith fragte. »Natürlich«, antwortete sie. »Ich sorge dafür, dass sie mir hier im Gewächshaus hilft, damit sie was zu tun hat.«
    Sie strahlte mich an, während sie sich vor ein Beet mit Setzlingen hockte. Ihre Knie und Hände waren voll Erde, und sie schien sich vollkommen wohl zu fühlen. Ich konnte ihr nicht böse dafür sein, dass sie es so wollte, aber ich hatte das Gefühl, etwas dazu sagen zu müssen.
    »Irgendwie komisch«, fing ich an. »So einfach ohne dich wegzugehen. Wo wir schon so viel miteinander durchgemacht haben.«
    »Es ist ja nicht so, dass du mich hier zurücklässt«, erwiderte sie. » Ich bin diejenige, die sich ausgesucht hat, zu bleiben. Genauso wie ich zusammen mit Meredith auf der Insel geblieben wäre, wenn es keinen Bombenangriff gegeben hätte.«
    Den ursprünglichen Plan hatte ich fast schon vergessen. Es fühlte sich inzwischen so normal an, dass wir alle gemeinsam unterwegs waren. Aber das hier war nicht wirklich dasselbe. Sie hatte mit Sicherheit vor, so lange hierzubleiben, wie sie sie brauchten. Und wenn ich zurückkäme, würde ich nur kurz vorbeischauen, um Meredith abzuholen. Unsere Wege würden sich für immer trennen.
    Die Last all der Dinge, die sie nicht wusste, lag mir schwer im Magen: meine Eifersucht auf sie, als ich mich noch so schmerzlich nach Leo sehnte, der Kuss in der Garage, die Spannung, die zwischen ihm und mir gelegen hatte und die wir gerade erst lösen konnten.
    »Du sollst wissen, dass du für mich nie bloß ein zusätzliches hungriges Maul gewesen bist, verstehst du?«, sagte ich. »Ich war froh, dass du da warst.«
    »Ich war auch froh, da zu sein«, erwiderte sie. »Die Entscheidung hierzubleiben – das hat ausschließlich was mit mir selbst zu tun, Kaelyn. Seit wir das Gewächshaus auf der Insel verloren haben, und nachdem meine Eltern nicht zurückgekommen sind, hab ich mich … irgendwie verloren gefühlt. Ich hatte kaum noch Antrieb. Und dann kamen wir hierher, und ich hatte zum ersten Mal seit so langer Zeit wieder das Gefühl, mich in eine Sache hineinstürzen zu wollen, mich richtig zu engagieren. Das kann ich nicht einfach so aufgeben. Ich bin sicher, du verstehst das – es ist das Gleiche wie der Impfstoff für dich.«
    Ein seltsames Gefühl überkam mich. Ich war zu Tränen gerührt und wollte gleichzeitig lächeln. Ich entschied mich fürs Lächeln. »Ja«, antwortete ich. »Das verstehe ich.«
    Wir umarmten uns nicht, weil wir das nie taten, aber ich streckte die Hand aus, und sie ergriff sie einen kurzen Moment lang.

    Da die Typen mit dem Lieferwagen womöglich noch in der Gegend waren, schien es keine gute Idee, sofort aufzubrechen. Deshalb nahm ich

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