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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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»Mit Meredith oder Tessa?«
    »Alles in Ordnung«, erwiderte er. »Ich will bloß mit euch kommen. Egal wohin.«
    Einen Moment lang sahen wir uns alle nur erstaunt an.
    »Du dachtest, deine Mom würde dich nicht mitgehen lassen«, brach Leo das Schweigen. »Also hast du dich heimlich fortgeschlichen, anstatt vorher mit uns zu reden, stimmt’s?«
    Justin lief rot an. »Sie versteht es nicht«, antwortete er. »Ich … ich hab’s satt, mich dauernd zu verstecken, wenn solche Arschlöcher wie diese Typen mit dem Lieferwagen bei uns aufkreuzen, die es drauf abgesehen haben, unsere Sachen zu stehlen und sich mit uns anzulegen. Das ist idiotisch. Ich will nicht länger rumsitzen und Bohnen pflücken und Haferbrei kochen und so tun, als wäre alles in Ordnung. Das ist es nämlich nicht. Und das stinkt mir. Ich will was unternehmen , so wie ihr.«
    »Aber deine Mom wird ausflippen«, wandte ich ein.
    »Sie wird wissen, wo ich bin«, erwiderte Justin unbeirrt. »Ich hab ihr ’ne Nachricht dagelassen.«
    Was vielleicht geholfen hätte, wenn wenigstens wir gewusst hätten, wo zwischen hier und Toronto wir landen würden. Oder ob wir überhaupt jemals irgendwo landen würden.
    »Wie alt bist du eigentlich?«, wollte Tobias wissen.
    »Fünfzehn«, erwiderte Justin, und nach kurzem Zögern: »Nächsten Monat.«
    Ich zuckte zusammen, aber Gav musterte ihn genauer. »Das ist gar nicht so viel jünger als wir«, sagte er.
    »Zwischen sechzehn oder siebzehn und vierzehn liegt ein höllenweiter Unterschied«, entgegnete Leo. »Außerdem ist das nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass er mit niemandem gesprochen hat und einfach abgehauen ist.« Er sah Justin an. »Wenn du zuerst mit uns geredet hättest, könnte ich es vielleicht in Ordnung finden. Aber nicht so. Hast du überhaupt irgendeine Vorstellung, was du deiner Mom damit antust, wie sehr sie sich um dich sorgen wird?«
    »Meinst du nicht, er hat ein paar Pluspunkte für seinen Mut verdient?«, fragte Gav. »Jetzt ist er nun mal hier. Und wir können ihn ja nicht zwingen, wieder nach Hause zu gehen, es sei denn, du willst ihn den ganzen Weg mit Gewalt zurückschleppen. Wir könnten genauso gut weitergehen und ihm eine Chance geben.«
    »Willst du die Verantwortung für ihn übernehmen?«, warf Tobias ein.
    »Ich kann selbst auf mich aufpassen«, protestierte Justin. »Wer ist hier der Boss? Sag mir einfach, was ich tun soll, um es zu beweisen, und ich tu es.«
    Leo und Tobias sahen mich an, als wäre es allein meine Entscheidung. Aber warum sollte es nur an mir hängen? Schließlich waren wir zu viert.
    »Ich denke, wir müssen alle einverstanden sein«, sagte ich. »Es betrifft immerhin jeden von uns.«
    »Also, was sagst du, Kae?«, fragte Gav.
    Ich zögerte. Hilary hatte uns genug vertraut, um uns bei sich aufzunehmen, uns Schutz zu bieten und etwas zu essen zu geben. Sie hatte zugestimmt, dass Tessa und Meredith in der Kolonie blieben. Der Gedanke, ihr das alles nun zu danken, indem ich ihrem Sohn dabei half, wegzulaufen, gefiel mir nicht. Und vierzehn …, das war verdammt jung. Vor drei Jahren hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, eine Autoreise ohne meine Eltern zu machen, ganz zu schweigen davon, mitten im Winter zu Fuß das ganze Land zu durchqueren.
    Andererseits hätte ich mir das sechs Monate zuvor auch noch nicht vorstellen können. Das Virus hatte unser aller Leben verändert. Vielleicht war vierzehn inzwischen eigentlich gar nicht mehr so jung.
    »Findest du es wirklich in Ordnung, was du deiner Mom da zumutest?«, fragte ich Justin. »Wir haben keine Ahnung, wie lange es dauern wird, bis wir zurückkommen. Wir wissen nicht mal, ob wir es überhaupt jemals schaffen.«
    Einen Moment wirkte er wie ein verängstigtes Kind, sogar noch jünger als die fast fünfzehn Jahre, für die er sich ausgegeben hatte. Dann setzte er einen entschlossenen Blick auf. »Okay«, sagte er. »Hab verstanden. Wenn mir was passiert, geht das allein auf mein eigenes Konto. Ist schließlich mein Leben.«
    Das stimmte allerdings nicht ganz. Was er tat, konnte uns alle betreffen, solange er mit uns unterwegs war. Aber Gav hatte recht. Es gab keine Möglichkeit, ihn davon abzuhalten, uns zu folgen, es sei denn, wir verzichteten auf einen kompletten Reisetag, um ihn zurückzubringen. Und selbst dann, wer konnte schon sagen, dass er uns nicht wieder hinterherlaufen würde?
    »Gut«, sagte ich.
    Tobias zuckte mit den Schultern. »Solange er seinen Kram selbst trägt.«
    Leo machte ein

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