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Und wenn wir fliehen (German Edition)

Und wenn wir fliehen (German Edition)

Titel: Und wenn wir fliehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crewe
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niedergeschlagen noch ängstlich. Er klang einfach wie er selbst. Und das reichte aus, um ein kleines Licht in mir zu entzünden, so etwas wie Hoffnung.
    »Irgendwie ist im Moment zwischen uns alles so komisch«, erwiderte ich. »Aber ich will nicht, dass das so ist. Es klingt vielleicht albern, aber ich will einfach nur meinen besten Freund wiederhaben.«
    Sein Mundwinkel zog sich nach oben. »Also gut«, antwortete er. »Pass auf.« Er strich mir mit den Fingerspitzen über die Stirn, so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, sie zu spüren. Dann machte er dasselbe bei sich selbst. Anschließend schleuderte er die Hand in Richtung der Bäume, als würde er etwas wegwerfen so weit er konnte.
    »Siehst du. Verschwunden ist all das Komische. Nichts übrig als gute alte Freunde, genau so, wie es sein sollte.«
    Es war nur eine Geste, doch in dem Moment fühlte ich mich erleichtert. Als hätte er mit dieser einen Handbewegung sämtliche unangenehmen Gefühle aus mir hervorgeholt und weggeworfen. Ich grinste.
    »Mach das noch mal, um uns ein Auto herbeizuzaubern, dann sind wir echt ein gutes Stück weiter«, sagte ich.
    Ich wollte ihn gerade fragen, ob er etwas mehr Zeit bräuchte, um vielleicht noch mal mit Tessa zu reden, als Justin auf die Lichtung gerannt kam. Als er uns sah, blieb er keuchend stehen.
    »Versteckt euch!«, rief er. »Ungefähr einen Kilometer die Straße runter hat ein Lieferwagen angehalten, drei Leute sind ausgestiegen und auf dem Weg nach hier. Sahen nicht besonders freundlich aus. Einer von ihnen hatte ein Gewehr.«
    Ich erstarrte. »Welche Farbe hatte er? Der Lieferwagen?«
    Justin sah mich an, als hätte ich ihn gefragt, ob das Gewehr hübsch war. »Er ist grün. Lauft! Unter die Betten in den Hütten – man kann die Seitenteile rausziehen und sich darunter verstecken. Ich muss den anderen Bescheid sagen, dass sie den Generator abstellen sollen.«
    Ein grüner Lieferwagen. Während Justin auf das Versammlungsgebäude zueilte, wurde mir plötzlich kalt bis auf die Knochen.
    »Meredith«, sagte ich und rannte quer über die Wiese, so schnell das Eis es zuließ.

Dreizehn
    Ich stürmte in die Hütte, so dass der Luftzug das Laken auf dem Bett zum Flattern brachte. Meredith war nicht da. »Mere …«, rief ich und konnte mich gerade noch bremsen. Was, wenn die Leute aus dem Lieferwagen schon nah genug waren, um mich zu hören?
    Draußen schrammte etwas über das Eis. Ich rannte hinaus, kam ins Schwanken, als ich um die Hütte preschte.
    Dahinter schob Meredith sich auf der Eisfläche hin und her. Sie quiekte, als sie in mich hineinschlitterte, und ich schloss sie in die Arme. Die Erleichterung, die mich dabei überkam, war fast so groß wie die Panik, die mich erfasste.
    »Wir haben nichts vergessen«, verkündete sie. »Ist mit Leo alles in Ordnung?«
    »Ihm geht’s gut«, antwortete ich. »Komm her, schnell.«
    Ich zog sie zurück in die Hütte. Ich bückte mich und presste die Hände gegen die Seite des Bettes, tastete so lange, bis meine Finger eine Vertiefung greifen konnten. Die hölzerne Platte sprang heraus. Der darunterliegende Hohlraum konnte kaum mehr als einen halben Meter hoch sein, bot jedoch ausreichend Platz, damit wir uns beide sogar mit unseren Mänteln hineinzwängen konnten.
    »Rein da mit dir«, sagte ich zu Meredith. »Wir müssen uns verstecken. Es kommt jemand.«
    Es war schon fast traurig, wie rasch sich ihre ausgelassene Stimmung in Gehorsam verwandelte – sie duckte sich neben das Bett und fragte ununterbrochen, wer denn da käme und warum. Ich zerrte rasch die Decke und das Laken von der Matratze. Wenn der Ort unbewohnt aussehen sollte, war es besser, die ebenfalls zu verstecken. Dann kroch ich hinter Meredith unter das Bett. Das Seitenteil glitt mit einem Ruck wieder in seine Ausgangsposition.
    Kaum eine Minute später hörte ich draußen Schritte. Die Tür wurde aufgestoßen. Ich erstarrte. Die Leute aus dem Lieferwagen konnten doch unmöglich schon einen ganzen Kilometer zurückgelegt haben. Ein kalter Luftzug strömte durch die Ritzen des Bettgestells, und ich verstand. Irgendjemand ließ die warme Raumluft aus den Hütten, damit keiner merken würde, dass sie geheizt waren. Die ganze Kolonie sollte verlassen wirken.
    All die Sprüche, die Justin tags zuvor abgelassen hatte, dass er uns abgeknallt hätte, wenn wir gefährlich ausgesehen hätten, waren natürlich nur Show gewesen. Selbstverständlich lief hier keiner durch die Gegend und erschoss irgendwelche

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