Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
Vom Netzwerk:
und
gleich die Treppen hinauf läuft.
„Ruh dich ein wenig aus, gleich gibt es eine Kleinigkeit zu essen, auf der
Terrasse“, sagt Victoria, die im Auto vor uns gefahren war, zu mir.
„Ok“, antworte ich und gehe die Treppe hinauf, zieh mir dabei die Schuhe aus
und gehe barfuß weiter. Im oberen Stock angekommen gehe ich auf Zehenspitzen an
Alex Zimmer vorbei. Ich bleibe stehen, als ich seine Stimme höre: „Keiner hat
auch nur mit einer Silbe erwähnt, dass sie hier sein würde. Wieso ist
sie überhaupt hier?“
Wie er sie sagt, so richtig abwertend, denke ich und es tut mir
weh.
„Rita-Sue hat sie eingeladen, sie ist ihre Trauzeugin.“
„Trauzeugin, warum das denn?“
„Weil sie sie gerettet hat.“
„Das haben Scott und ich auch.“
„Ja, deshalb seid ihr ja auch hier.“
„Ich bin hier, weil ich dein Bruder bin.“
„Das auch.“
„Warum hast du mir nichts gesagt?“
„Wir waren uns nicht sicher, ob du kommen würdest, wenn du es weißt. Also
mussten wir es geheim halten.“
„Felix ich …“
„Nein Alex“, unterbricht ihn Felix. „Es ist Rita-Sues Wunsch und den wirst du
ihr erfüllen. Reiß dich zusammen, es ist zwölf Jahre her.“
„Es ist, egal wie lange es her ist. Ich hatte ihr gesagt, dass ich sie nie
wieder sehen will.“
„Ihr wart Teenager, so etwas sagt man schon mal. Heute
bist du erwachsen und kannst besser damit umgehen.“
„Du kennst mich, ich habe noch nie etwas einfach so gesagt.“
„Du hast recht, aber Rita-Sue ist es wichtig, mir ist es wichtig. Zwölf Jahre
müssen reichen, damit sich die Wut gelegt hat oder?“
„Ich bin nicht wütend, ich gab ihr ein Versprechen.“
Rita-Sue kommt die Treppe hinauf, hört Alex’ letzte Worte und zieht mich dann
ins Gästezimmer.
„Hör zu Anna, es tut mir leid, dass Alex so unhöflich ist. Dass sich ein so
intelligenter Mensch so kindisch benehmen kann, hätte ich nicht für möglich
gehalten.“
„Ich sollte es eigentlich wissen“, lächle ich gequält.
„Felix spricht mit ihm, dann reißt er sich zusammen, glaub mir.“ Sie nimmt mich
in die Arme und drückt mich fest an sich. „Du dachtest, ich würde Alex
heiraten, nicht wahr?“, fragt sie, wie aus heiterem Himmel.
„Ja, so hatte ich es am Telefon verstanden.“
„Respekt Anna. Ich weiß nicht, ob ich zu einer Hochzeit meines Ex-Freundes
gefahren wäre.“ Sie lässt mich los und lächelt mich an.
„Ich dachte mir, es wäre ein guter Zeitpunkt, Frieden zu schließen. Aber
offensichtlich ist er nicht dazu bereit.“
„Gib ihm ein wenig Zeit, sich an dich zu gewöhnen.“ Sie umarmt mich erneut und
ich lasse es geschehen, obwohl mir in diesem Moment nicht nach körperlicher
Nähe ist.
    Nachdem Rita-Sue das Zimmer verlassen hat, werfe ich
mich aufs Bett und schreibe Claire endlich eine SMS: Alex ist nicht der
Bräutigam.
Claire: Nicht? Wer dann?
Ich: Sein Bruder Felix.
Claire: Und wie das jetzt, RS sagte doch Alex.
Ich: Die Verbindung war so schlecht, dass ich Alex verstanden habe anstatt
Felix.
Claire: Und bist du erleichtert?
Ich: Irgendwie schon.
Claire: Hast du ihn schon gesehen?
Ich: Er verließ die Kirche, bevor ich ihn gesehen hatte. Er ist bockig.
Claire: Boa, der ist echt noch sauer auf dich, oder?
Ich: Ja und jetzt auch auf Rita-Sue und seinen Bruder, weil sie ihm nicht
gesagt haben, dass ich auch da bin.
Claire: Wie kindisch.
Ich: Ich sag es dir.
Als Victoria von unten ruft, gehe ich hinunter und geselle mich zu den anderen
auf der Terrasse. Ich setze mich auf einen der gepolsterten Holzstühle, die ich
noch von früher kenne. Alex tritt aus dem Wohnzimmer heraus und zum ersten Mal
nach zwölf Jahren sehe ich ihn, den erwachsenen Mann Alex Walker. Die Haare
trägt er sehr kurz, sein Gesicht ist wie immer tief gebräunt und seine grünen
Augen funkeln in der Sonne. Er ist kräftiger geworden, aber immer noch sehr
sportlich und schlank.
„Hi Mom“, begrüßt er seine Mutter, dann seinen Vater und Rita-Sue und steht
dann vor mir. „Hallo, schön dich zu sehen“, lügt er mit freundlicher Miene und
reicht mir mit gebührendem Abstand die Hand.
„Hallo. Schön auch, dich zu sehen“, sage ich wahrheitsgemäß. Er sieht
großartig aus , denke ich und bekomme augenblicklich Herzklopfen.
Alex setzt sich neben seine Mutter und ich sehe ihn während des ganzen Essens
immer wieder an, bekomme aber keinen Bissen hinunter. Immer wenn ich meine Hand
mit dem Sandwich an meinen Mund führe, rieche ich Alex, als hätte er seine
Hände in Parfüm gebadet und nun haftet

Weitere Kostenlose Bücher