Und wieder Carmel
dem
Rad fahren.“
„Ok danke.“
„Und ich entschuldige mich noch einmal für das Missgeschick, es war keine
Absicht und sicher nicht der Walker-Fluch“, bekräftige Alex noch einmal.
7.
Kapitel
Nach dem Essen auf der Terrasse geht Alex wortlos ins
Haus. Das kann ja heiter werden , denke ich, drei Tage ohne ein Wort
zu wechseln . Ich helfe Viktoria beim Abräumen. Wir stellen die Teller
zusammen und ich frage: „Weißt du ob Jamie und Glen zu Hause sind?“
„Willst du sie besuchen gehen?“
„Ja, sehr gern.“
“Welch nette Überraschung.“
„Nicht jeder mag Überraschungen“, wirft Alex bissig ein, der wie aus dem Nichts
aufgetaucht ist.
„Einen lieben Menschen zu sehen, mag jeder, mein Sohn“, kontert Victoria.
„Hast du ein Fahrrad für mich?“, frage ich.
„Ein Fahrrad bei der Hitze? Nein kommt nicht infrage. Alex?“, ruft sie ins Haus
hinein, weil er schon wieder verschwunden ist.
„Ja?“
„Komm mal, bitte.“
Alex steht wenige Sekunden später in der Terrassentür. Als er mich sieht, zieht
er wieder ein ernstes Gesicht.
“Schätzchen könntest du Anna bitte zu den Larsons fahren?“
„Ich habe Champagner getrunken.“
„Das eine Glas.“
„Mom?“
„Mach schon. Anna hat die Larsons doch so lange nicht gesehen.“
„Sie kann zu Fuß gehen!“
„Niemand geht hier zu Fuß und das weißt du auch, schon gar nicht bei der
Hitze.“
„Ich kann auch ...“, will ich gerade ansetzen, da tätschelt mir Victoria den
Arm und sagt dann zu ihrem Sohn: „Nein Schätzchen, Alex fährt dich gern, wartet
dort und bringt dich auch wieder her, nicht wahr mein Sohn?“
„Ja, Mom.“ Alex lächelt gequält und dreht sich um. „Ich warte im Tahoe“, sagt
er beim Gehen und ich muss insgeheim grinsen. Er denkt bestimmt, ich weiß
nicht, was ein Tahoe ist, ha, ha , geht es mir durch den Kopf und
selbstbewusst betrete ich die Straße, nachdem ich kleine Gastgeschenke aus
meiner Tasche geholt hatte, die ich für die Larsons mitgebracht habe. Ich
steuere den schwarzen Tahoe mit den getönten Scheiben an, öffne die
Beifahrertür und Alex sieht mich beeindruckt an.
Er fährt ohne Umschweife los und ich tippe schnell in mein Handy: Er sieht
unglaublich aus!
Claire: Wo seid ihr denn jetzt?
Ich: Im Auto.
Claire: Allein?
Ich: Ja!
Claire: Auweia.
Wir halten vor dem Haus der Larsons und ein Gefühl des „Zuhause seins“
durchfährt mich. Es hat sich nicht viel verändert, das Holzhaus ist immer noch
weiß gestrichen und der Wagen des Sheriffs parkt in der Einfahrt. Ich steige
die Stufen zur Veranda hinauf und da öffnet sich auch schon die Tür.
„Anna, bist du das?“, fragt mich Jamie und lacht mich erfreut an.
„Ja, ich bin es. Schön dich zu sehen Jamie.“
„Oh mein Gott, Anna“, mit diesen Worten umarmt sie mich so fest, dass ich kaum
atmen kann. „Alex, dich haben wir lange nicht gesehen. Kommt doch rein.“
Wir betreten das Haus und auch innen ist alles wie bei meinem letzten Besuch
vor zwölf Jahren. Der Sheriff kommt mit einem Kaffeebecher in der Hand in den
Flur.
„Sieh nur Glen wer uns besucht“, sagt Jamie.
Der Sheriff stockt einen Moment: „Anna? Die kleine Anna Wallenstein?“
„Ja, das bin ich, zwar nicht mehr klein, aber ich bin es.“
Glen kommt mit ausgestreckter Hand auf mich zu, doch ich umarme ihn einfach. So
langsam scheint mir die Umarmerei nichts mehr auszumachen.
Jamie und Glen bitten uns herein und bieten uns einen Kaffee an. Sie fragen
mich über mein jetziges Leben aus und erzählen mir, wie es ihnen in den letzten
Jahren ergangen ist. Ich überreiche Jamie ein selbst erstelltes Fotobuch von
Hamburg und Glen eine alte Polizeimütze, die ich bei eBay ersteigert habe.
„Es ist so schön, euch zu sehen. Seit ihr wieder zusammen?“, fragt Jamie und
strahlt Alex und mich an.
„Nein.“
„Auf keinen Fall“, wehrt Alex ab.
Jamies Gesicht wird traurig. „Schade, das hätte mich sehr gefreut.“
Alex‘ Telefon klingelt und er geht in den Flur. Ich höre nur, wie er leise
sagt: Ja, ja Mom. Wir sind gleich da.“
Dann betritt er wieder das Wohnzimmer der Larsons und sagt: „Tut mir leid Jamie
und Glen, aber meine Mom ist schon ganz ungeduldig, das Probeessen beginnt in
einer Stunde und wir sollen nach Hause kommen.“
„Ja, ja, natürlich, geht nur. Wir sehen uns dann bei der Hochzeit.“, Jamie
drückt mich kurzerhand und ich verabschiede mich von Glen, dieses Mal mit einem
Handschlag.
Dann sitze ich wieder neben Alex im Auto. Allein seine
bloße Anwesenheit
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