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Und wieder Carmel

Und wieder Carmel

Titel: Und wieder Carmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellen May
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mein erstes Hosenbein ab. Erleichtert stellte ich meinen Fuß auf
den Boden und richtete mich wieder auf. Die Hebebühne über mir bemerkte ich
erst, als ich mit der Stirn dagegen stieß.
„Verdammt“, rief ich in meiner Muttersprache.
„Was ist passiert?“, fragte Alex besorgt.
„Ich hab mir den Kopf gestoßen.“
„Zeig mal.“ Er hob mein Kinn an und betrachtete die Stelle, auf die ich mit
meinem Finger zeigte. Ich kniff die Augen zusammen und ertrug den brennenden
Schmerz.
„Da ist nur ein kleiner Ölfleck.“ Mit seinem Finger wischte er über die
angeschlagene Stelle an meinem Kopf.
„Aua“, jammerte ich und riss die Augen auf. Alex sah mich mitfühlend an.
„Ich will nur den Fleck wegwischen, halt still.“ Ich schloss die Augen, hob das
Kinn an und fühlte, wie Alex mit einem Tuch noch einmal, aber diesmal ganz
vorsichtig, über meine Stirn rieb. Als er aufhörte, öffnete ich meine Augen und
schaute direkt in Alex’ wunderschönes Gesicht. Er lächelte nicht, er schaute
aber auch nicht traurig oder böse. Er betrachtete mich aufmerksam und sein
Blick schien nach etwas zu suchen.
„Wenn ich dich jetzt küssen würde, was würdest du dann tun?“, fragte er leise.
„K.. k.. keine Ahnung …“, begann ich nervös zu stottern, „ ich … ich denke ich
würde dich auch küssen?“
„Denkst du?“
„Ja.“
„Du hättest also nichts dagegen?“
„Nein.“
„Und heiraten müssen wir auch nicht?“, Alex grinste.
„Nein“, sagte ich und lächelte ebenfalls.
„Gut zu wissen.“
Überrascht starrte ich ihn mit offenem Mund an.
„Entschuldige, ich neige hin und wieder dazu, die Menschen herauszufordern und
zu schockieren.“ Alex lächelte schelmisch.
„Ja, offensichtlich. Du kannst doch nicht so eine Frage stellen und dann
einfach … “, ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Alex griente immer noch, er machte sich ein wenig lustig über mich.
„Das ist nicht witzig“, rief ich.
„Nein, das ist es in diesem Fall nicht. Tut mir leid.“ Er wurde ernst. „Ich
versuche, mir so Zeit zu verschaffen.“
„Zeit? Wofür?“, fragte ich verwirrt.
„Um eine Entscheidung zu treffen und im Moment ringe ich noch mit mir.“
„Eine Entscheidung? In Bezug auf was?“
„Dich zu küssen.“
Wieder sah ich ihn verdutzt an und nach kurzer Sprachlosigkeit antwortete ich.
„Ich denke nicht, dass ich wissen will, warum du mit dir ringen musst, wenn es
darum geht, mich zu küssen.“
„Doch das möchtest du. Du hast nur Angst, dass du etwas zu hören bekommst, was
dir nicht gefällt.“
„Alex, denkst du vielleicht mal drüber nach, dass es nicht hilfreich ist, wenn
du immer alles aussprichst, was du denkst?“
„Ja, das tue ich und glaube mir, ich sage nicht alles, was ich denke.“
Hilflos stand ich vor ihm, mit einem Bein immer noch im Overall. Ich bückte
mich, um mich aus dem Anzug zu befreien. Ich wackelte auf einem Bein umher und
Alex griff nach meinem Arm.
„Warte, ich helfe dir“, er kniete sich vor mich hin und zog mir das zweite
Hosenbein über den Schuh.
„Danke“, sagte ich ein wenig patzig.
„Gern.“ Alex stand auf und übergab mir den Overall. Ich ging an ihm vorbei und
hängte meine Arbeitskleidung an den Haken neben der Tür. Alex zog sich
ebenfalls aus, hängte seinen Overall neben meinen und folgte mir in den
Waschraum der Werkstatt.
„Habe ich dich verärgert?“, fragte er, als ich meine Hände abtrocknete und er
seine zu Waschen begann.
„Nein“, antwortete ich um es sofort wieder zu revidieren: „Ja! Ich verstehe
dich einfach nicht. Erst stellst du mir eine so persönliche Frage und dann
erklärst du, dass du mit dir selbst ringen musst … um …“
„Um Worten Taten folgen zu lassen?“
„Genau!“
„Fällt es dir leicht, jemanden zu küssen?“
„Ist das wieder so eine Fangfrage?“
„Nein, keine Fangfrage, sie ist völlig ernst gemeint.“
„So etwas kann man nicht pauschal beantworten. Es kommt auf die Person an, die
es betrifft.“
„Richtig. Und was es für Folgen haben könnte.“
„Folgen?“, ich verstand kein Wort und seufzte. „Hast du auch schon daran
gedacht, dass man etwas zu sehr zerdenken könnte und somit im Vorwege alles
zerstört, bevor es überhaupt angefangen hat“, konterte ich.
„Nicht wirklich.“
„Alex, wohin führt diese Diskussion?“
„Sie hilft mir.“
„Dann habe ich zu diesem Thema mal eine Frage an dich. Hast du schon mal ein
Mädchen geküsst?“
„Ja.“
Hast du alle Risiken und Folgen vorab abgewogen und

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