Und wieder Carmel
bedacht?“
„Ja.“
„Und? Ist alles so gekommen, wie du es vorausgesehen hast?“
„Ja.“
„Unglaublich“, fassungslos schüttelte ich den Kopf. „Du bist so was von
berechnend.“
„Du nennst es berechnend, ich nenne es Eigenschutz.“
„Irgendwann wird mal jemand kommen und dir zeigen, dass das so nicht
funktioniert.“
„Ich weiß.“
„Alex!“, rief ich erbost und griff nach dem Türknauf.
„Bitte bleib!“
Ich stoppte und sah ihn wütend an. In seinem Blick sah ich plötzlich etwas
Flehendes. Er trat einen Schritt auf mich zu und ich gleichermaßen aus Vorsicht
einen zurück. „Bleib bitte stehen.“
„Wieso?“
„Würdest du bitte einfach stehen bleiben und stillhalten?“ Alex trat einen
weiteren Schritt auf mich zu, sodass sich unsere Körper fast berührten. Seine
Hand strich sanft über meine Wange und sein Gesicht nährte sich dem Meinen.
Erst als ich seine Lippen auf meinen spürte, schloss ich meine Augen. Vor
Anspannung hielt ich den Atem an und konzentrierte mich nur auf mein Gefühl in
meinen Lippen. Sanft und vorsichtig berührte er mich und ein Schauer durchfuhr
meinen Körper, vom Zeh bis in die Haarwurzel.
Als ich meine Augen wieder öffnete, lächelte mich Alex zaghaft an. Ich lächelte
ebenfalls. Alex setzte zu einem Satz an und ich unterbrach sein Vorhaben mit
den Worten: „Mach es nicht kaputt, bitte. Keine Analysen und Was-Wäre-Wenn-Fragen .“
„Nein, nichts dergleichen“, antwortete er. „Ich wollte nur fragen, ob du wieder
fahren möchtest.“
„Heute nicht mehr“, kam meine erleichterte Antwort.
„Ok.“
Ich öffnete die Tür und gemeinsam betraten wir das Haus und liefen über den
Flur. Alex rief laut: „Ich fahre Anna nach Hause.“
„Auf Wiedersehen“, rief ich hinterher.
„Bis Morgen, Anna“, antworteten Paul und Victoria zurück.
Alex schloss die Haustür hinter mir und wir gingen gemeinsam am Haus entlang,
Richtung Werkstatt. Durch das offene Fenster hörten wir Victoria sagen: „Paul,
dein Sohn hat sich verliebt.“
„Das glaube ich auch“, antwortete Paul.
Augenblicklich fühlte ich ein heftiges Glühen in meinem Gesicht, das Hämmern
meines Herzens und die Unsicherheit, einfach nur neben ihm zu gehen. Alex nahm
wortlos meine Hand und hielt sie fest umschlossen. Ohne Hektik führte er mich
zur Beifahrerseite des Mustangs und ich stieg ein. Ich saß lächelnd auf dem
Sitz und Alex schien mit seiner Entscheidung, mich geküsst zu haben, zufrieden
zu sein, denn er lächelte ebenfalls. Wortlos fuhren wir über die Straße und ich
begrüßte die Stille nach all den verwirrenden Fragen und Antworten. Alex parkte
den Wagen vor dem Haus der Larsons.
„Amy hat mich gebeten, dich heute rechtzeitig nach Hause zu bringen“, sagte
Alex und stellte den Motor ab.
„Gebeten?“
„Befohlen trifft es eher. Sie hat ja auch recht. Wir nehmen dich seit fast
einer Woche in Beschlag.“
„Das macht nichts, ich helfe euch gern“, rechtfertigte ich mich. Ich bekam Angst,
dass Alex mich jetzt hier absetzen und unser wundervoller Kuss eine einmalige
Sache gewesen sein könnte.
„Wirklich?“
„Ja“, sagte ich mit Nachdruck. Alex lehnte sich vor. Skeptisch tastete ich mit
einer Hand nach dem Türgriff. In der Vergangenheit folgte nach einem schönen
immer ein mehr als unangenehmer Moment.
„Dann hol ich dich hier morgen wieder ab, so gegen halb fünf?“
„Ja“, antwortete ich.
„Und, vielleicht könnten wir dann zusammen zum Spiel fahren?“
„Ok“, antwortete ich überrascht und wartete weiter auf die nächste negative
Reaktion .
„Bist du dir unsicher?“, fragte er und sah mich prüfend an .
„Ein wenig.“
„Aus welchem Grund?“
„Weil ich, im Gegensatz zu dir, nicht weiß, was jetzt passiert.“
Alex lächelte. „Das liegt ganz bei dir.“
„Das wäre mir neu.“
„Nein, wirklich. Entscheide du.“
„Welche Optionen habe ich denn?“, fragte ich ein wenig überfordert.
„Lass mich überlegen. Der Situation angemessen wäre zum Beispiel a: ein Lächeln
und gute Nacht Gruß oder b: ein Abschiedskuss.“
„Dann wähle ich … b.“
„Das wäre auch meine erste Wahl gewesen“, erklärte Alex. Ich beugte mich zu ihm
hinüber und Alex kam mir entgegen. Zärtlich berührten sich unsere Lippen und
ich strich ihm sanft über sein Gesicht. Wieder durchfuhr mich ein heftiges
Kribbeln und ich verspürte den sich verstärkenden Drang, ihn zu umarmen.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn du mit mir ausgehen würdest, Anna“, gestand
er und hielt meine
Weitere Kostenlose Bücher