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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sind doch eine Familie. Und ich finde es traurig, wenn man keine Gelegenheit hat, die Angehörigen seiner eigenen Familie kennenzulernen. Besonders wenn man später, wenn man sie dann doch endlich kennenlernt, feststellt, was für – äh – feine Menschen sie sind.« Sie spielte mit dem dicken Zopf, der ihr über die Schulter hing, und Julian fiel zum erstenmal auf, wie ordentlich er geflochten war.
    »Na ja«, sagte er, »mit dem Bedanken hapert’s bei mir manchmal ein bißchen.«
    »Ich finde, du bist total in Ordnung.«
    Er spürte, wie er rot wurde; der Fluch seines hellen Teints. Er wandte sich von ihr ab und widmete sich wieder den Hunden. Sie fragte, was er tue, und er war froh, mit einer Erklärung über den Gebrauch von Anisöl und Wattetupfern einen peinlichen Moment überbrücken zu können. Aber als er ihr alles erklärt hatte, was es über Pawlow und den konditionierten Reflex und die Prüfung des Geruchssinns von Welpen zu sagen gab, breitete sich wieder verlegenes Schweigen zwischen ihnen aus. Und wieder war es Samantha, die sie erlöste.
    »Ach, du lieber Gott«, rief sie. »Jetzt hätte ich beinahe vergessen, worüber ich mit dir reden wollte. Über deinen Dad. Julie, was da passiert ist, das ist echt umwerfend.«
    Julia rieb Cass’ letzte Zitze mit dem Öl ein und ließ den Hund frei. Er schraubte die Flasche zu, während Sam berichtete, was sie mit seinem Vater erlebt hatte.
    »Jede einzelne Flasche hat er weggeworfen, Julie«, schloß sie, »Jede Flasche im ganzen Haus. Und er hat geweint.«
    »Ja, er hat mir auch schon gesagt, daß er aufhören will«, sagte Julian. Und weil Fairneß und Wahrheitsliebe es geboten, fügte er hinzu: »Aber das hat er schon oft gesagt.«
    »Dann glaubst du ihm nicht? Aber er war ... Wirklich, Julie, du hättest ihn sehen sollen. Es war, als hätte ihn plötzlich die Verzweiflung überkommen. Und es ging vor allem um dich, weißt du?«
    »Um mich?« Julian stellte die Ölflasche in den Schrank zurück.
    »Ja, er hat gesagt, er hätte dein Leben verpfuscht, und er hätte deinen Bruder und deine Schwester von hier fortgetrieben –«
    Und das ist keine Lüge, dachte Julian.
    »– und er hätte jetzt endlich begriffen, daß er dich auch noch vertreiben würde, wenn er sich nicht ändert. Ich hab ihm natürlich gesagt, daß du ihn niemals im Stich lassen würdest.
    Jeder kann ja sehen, wie sehr du an ihm hängst. Aber das Entscheidende ist, daß er sich ändern will. Er ist bereit dazu. Deswegen habe ich dich gesucht ... Ich mußte dir das einfach erzählen. Freust du dich denn nicht? Es ist die reine Wahrheit. Er hat eine Flasche nach der anderen weggeworfen. Erst den Gin in die Spüle gekippt und dann die Flasche zerschlagen.«
    Julian wußte, daß man das Verhalten seines Vaters auch anders sehen konnte. Es mochte wahr sein, daß er vom Alkohol weg wollte; genausogut war es aber auch möglich, daß er wie alle hartgesottenen Alkoholiker einzig aus schlauer Berechnung handelte. Die Frage war nur, warum gerade jetzt? Was wollte er damit erreichen, und was hatte es zu bedeuten, daß er es gerade jetzt erreichen wollte?
    Aber was, fragte sich Julian, wenn es seinem Vater diesmal ausnahmsweise ernst mit seinen Worten war? Was, wenn ein Klinikaufenthalt und eine Nachbehandlung oder was immer sonst auf einen solchen Klinikentzug folgte, ausreichen würde, um ihn von der Sucht zu heilen? Wie konnte er – das einzige Kind, das Jeremy geblieben war – auch nur daran denken, ihm die Gelegenheit zu verwehren? Zumal wenn es so verdammt wenig brauchte, ihm diese Gelegenheit zu bieten.
    »Ich bin jetzt hier fertig«, sagte er, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. »Komm, gehen wir rüber ins Haus.«
    Sie verließen den Zwinger. Sie gingen den überwachsenen Weg hinunter.
    »Dad hat schon früher immer wieder mal vom Aufhören geredet«, sagte er.
    »Ja, das sagtest du schon, Julie.«
    »Er hat sogar schon ein paarmal aufgehört. Aber er hält immer nur ein paar Wochen durch. Das heißt – einmal hat er es fast dreieinhalb Monate geschafft. Aber anscheinend ist er jetzt überzeugt –«
    »– daß er es schafft«, vollendete Samantha und hakte sich bei ihm ein. Sie drückte sacht seinen Arm und sagte: »Julie, du hättest ihn sehen sollen. Dann wüßtest du, daß es ihm ernst ist. Ich glaube, der Schlüssel zum Erfolg wäre, daß wir uns gemeinsam etwas überlegen, was ihm hilft. Einfach nur den Gin wegzuschütten, hat ja offensichtlich nie gereicht.« Sie blickte ihn

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