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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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anderswo«, sagte Julian. »Hier werden Sie ihn nicht finden.«
    Die Tür am anderen Ende des Raums wurde geöffnet, und einer der Constables führte Julians Vater in die Lange Galerie. Er sagte zu Lynley: »Den hab ich im Wohnzimmer gefunden, Sir. Emmes ist schon raus in die Gärten.«
    Jeremy Britton entzog Constable Benson seinen Arm. Er schien verwirrt. Er sah verängstigt aus. Aber er wirkte nicht angetrunken. Er ging zu Julian und kauerte vor ihm nieder.
    »Alles in Ordnung, mein Junge?« fragte er, und obwohl die Worte ein wenig genuschelt waren, hatte Julian den Eindruck, daß nicht Alkohol die Ursache war, sondern Jeremys aufrichtige Sorge um ihn.
    Ihm wurde plötzlich warm ums Herz. Er sagte: »Alles okay, Dad«, und machte seinem Vater auf dem Boden vor dem Kamin Platz, indem er näher an Sam heranrückte.
    Sie legte Julian wieder den Arm um die Schultern. »Ich bin so froh darüber«, sagte sie.
     

30
    Barbara wählte einen Treffpunkt, den Matthew King-Ryder gut kennen mußte: das Agincourt-Theater, wo die Hamlet- Produktion seines Vaters gezeigt wurde. Aber nachdem Nkata diese Nachricht von der Telefonzelle in South Kensington aus an King-Ryder übermittelt hatte, sagte er Barbara klipp und klar, daß er nicht im Traum daran denke, sie allein zu dem Stelldichein mit dem Killer gehen zu lassen.
    »Ach, dann sind Sie also bekehrt?« fragte Barbara. »Glauben Sie jetzt auch, daß King-Ryder der Mörder ist?«
    »Sonst könnte er doch die Nummer dieser Telefonzelle nicht gewußt haben, ohne nachzufragen, Barb.« Aber Nkata schien bekümmert, und als er zu sprechen fortfuhr, verstand Barbara, warum. »Ich kann einfach nicht begreifen, wie er seinen eigenen Vater erpressen konnte.«
    »Er wollte eben mehr Geld, als sein Vater ihm zu geben bereit war. Und er hat nur eine Möglichkeit gesehen, es sich zu beschaffen.«
    »Aber wie ist er überhaupt zu diesen Noten gekommen? Sein Vater hätte ihm doch bestimmt nichts davon erzählt, oder?«
    »Nein, ich kann mir nicht vorstellen, daß er seinem eigenen Sohn – oder sonst einem Menschen – erzählt hätte, daß sein ganzes Stück geklaut war, und noch dazu von seinem alten Freund und Partner. Aber Matthew war der Manager seines Vaters, Winnie. Er muß rein zufällig irgendwo auf die Noten gestoßen sein.«
    Sie gingen zu Barbaras Wagen in Queen’s Gate Gardens. Nkata hatte King-Ryder gesagt, er solle genau eine halbe Stunde nach Beendigung des Telefongesprächs ins Agincourt kommen.
    »Wenn Sie zu früh aufkreuzen, kriegen Sie mich nicht zu sehen«, hatte er King-Ryder gewarnt. »Sie können froh sein, daß ich überhaupt bereit bin, auf Ihrem eigenen Terrain mit Ihnen zu verhandeln.«
    King-Ryder solle dafür sorgen, daß die Bühnentür nicht abgeschlossen war. Er solle ferner dafür sorgen, daß das Haus leer war.
    Für die Fahrt zum West End brauchten sie weniger als zwanzig Minuten. Das Agincourt-Theater stand neben dem Museum für Theatergeschichte in einer schmalen Seitenstraße der Shaftesbury Avenue. Der Bühneneingang befand sich gegenüber einer Reihe von Müllcontainern, die zum Royal- Standard-Hotel gehörten. Es gab keine Fenster mit Blick auf den Eingang. Nkata und Barbara konnten sich als unbeobachtet in das Theater stehlen.
    Nkata bezog Posten in der letzten Parkettreihe. Barbara versteckte sich hinter der Bühne, in den tiefen Schatten einer hohen Kulisse. Obwohl der Verkehrslärm der Shaftesbury Avenue sie bis zum Bühneneingang begleitet hatte, war es im Haus grabesstill. Darum hörte Barbara die Ankunft des Mannes, auf den sie warteten, als dieser etwa sieben Minuten später durch den Bühneneingang eintrat.
    Er verhielt sich genauso, wie Nkata es von ihm verlangt hatte. Er schloß die Tür. Er ging auf die Bühne. Er schaltete die Bühnenbeleuchtung ein. Er ging zur Mitte der Bühne. Wahrscheinlich steht er ziemlich genau an derselben Stelle, dachte Barbara, wo Hamlet in Horatios Armen Abend für Abend sein Leben aushaucht. Wie passend.
    Er starrte in den dunklen Zuschauerraum und sagte: »Also los, verdammt noch mal. Ich bin hier.«
    Nkata sprach aus der Dunkelheit, die ihn verbarg. »Das seh ich.«
    King-Ryder trat einen Schritt vor und rief unerwartet mit schriller, schmerzerfüllter Stimme: »Sie haben ihn umgebracht,
    Sie dreckiges Schwein! Sie haben ihn umgebracht. Sie beide zusammen. Sie alle miteinander. Und ich schwöre zu Gott, dafür werden Sie büßen!«
    »Ich hab niemanden umgebracht. Ich war in letzter Zeit überhaupt nicht

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