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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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egal«, antwortete Barbara. »Hauptsache, wir sehen zu, daß sie beide frei bleiben, nachdem Sie den Anruf gemacht haben. Aber ich würde die linke nehmen. Da hängt eine irre Karte von den ›Unwiderstehlichen Transvestiten‹ für den Fall, daß Sie abends mal eine aufregende Abwechslung suchen.«
    Nkata verdrehte nur die Augen. Er trat in die Zelle, kramte einige Münzen heraus und wählte. Barbara hörte über seine Schulter hinweg zu. Er redete wie ein westindischer Halbstarker vom Southbank. Da dies die Sprache seiner ersten zwanzig Lebensjahre war, gab er eine Glanzvorstellung.
    Sein Text war denkbar einfach. »Ich schätze, ich habe da ein Päckchen, das Sie gern hätten, Mr. King-Ryder«, begann er, nachdem er King-Ryder am Apparat hatte. Dann schwieg er einen Moment und lauschte. »Ach, ich denk mir, Sie wissen schon, was für ein Päckchen ich mein ... Sagt Ihnen Albert Hall was? Hey, kommt nicht in Frage, Mann. Sie wollen einen Beweis? Sie kennen die Telefonzelle. Sie kennen die Nummer. Sie wollen die Noten haben? Dann rufen Sie an.«
    Er legte auf und sah Barbara an. »So, der Köder wäre ausgelegt.«
    »Hoffen wir, daß unser Freund auch anbeißt.« Barbara zündete sich eine Zigarette an und ging die paar Schritte bis zur Petersham Mews, wo sie sich an den Kotflügel eines staubigen Volvo lehnte und bis fünfzehn zählte, ehe sie langsam zur Telefonzelle zurückging und dann wieder zu dem Wagen. King- Ryder mußte natürlich genau überlegen, bevor er handelte. Er mußte das Risiko bedenken, das er einging, wenn er in Soho zum Telefon griff und sich verriet. Das würde ein paar Minuten in Anspruch nehmen. Er war scharf auf die Noten, er war jemand, der vor nichts zurückschreckte, er war fähig zu morden. Aber ein Narr war er nicht.
    Weitere Sekunden verstrichen. Wurden zu Minuten. Nkata sagte: »Er hat’s nicht geschluckt.«
    Barbara winkte ab. Sie sah von den Telefonzellen die Elvaston Place hinauf zum Queen’s Gate. Trotz ihrer eigenen Nervosität konnte sie sich lebhaft vorstellen, wie sich die Sache an jenem Abend vor drei Monaten abgespielt haben mußte: Terry Cole donnert mit seinem Motorrad die Straße herauf, springt ab, um einen neuen Posten Karten in den beiden Telefonzellen anzubringen, die zweifellos zu seiner üblichen Route gehörten. Er braucht ein paar Minuten; er muß eine ganze Menge Karten ver-. teilen. Während er noch an der Arbeit ist, läutet das Telefon, und aus Jux hebt er ab und hört die Nachricht, die für David King-Ryder bestimmt ist. Hey, mal sehen, was da dahintersteckt, denkt er sich und fährt sofort los. Keinen Kilometer auf seiner BMW, und er ist vor der Albert Hall angelangt. Inzwischen trifft King-Ryder mit fünf Minuten Verspätung – vielleicht auch weniger – bei den Telefonzellen ein. Er parkt in der Mews, geht zu den Zellen, wartet. Eine Viertelstunde verstreicht. Vielleicht auch mehr. Aber nichts geschieht, und er weiß nicht, warum. Er weiß ja nichts von Terry Cole. Schließlich glaubt er, man hätte ihn aufs Kreuz gelegt. Er glaubt, er sei erledigt. Seine Karriere – und sein Leben – sind in der Hand eines Erpressers, der das Ziel hat, ihn zu vernichten.
    Eine einzige Minute hätte gereicht. Und wie leicht konnte man sich in London verspäten, wo der Verkehr so unberechenbar war. Es ließ sich nie genau absehen, wie lange eine Fahrt von A nach B dauern würde: ob eine Viertelstunde oder eine Dreiviertelstunde. Und vielleicht war King-Ryder auch gar nicht aus London gekommen. Vielleicht war er vom Land gekommen, auf der Autobahn, wo jederzeit etwas passieren konnte, was einem einen Strich durch die Rechnung machte. Oder vielleicht hatte er eine Autopanne gehabt? Batterie leer oder Reifen platt. Was spielten die genauen Umstände schon für eine Rolle. Die einzige Tatsache, die zählte, war, daß er den Anruf verpaßt hatte. Den Anruf von seinem Sohn. Den Anruf, der mit Sicherheit nicht soviel anders gewesen war, als der, auf den Barbara und Nkata jetzt warteten.
    »Das war’s wohl«, sagte Nkata. »Scheiße«, sagte Barbara.
Und da schrillte das Telefon.
    Barbara warf ihre Zigarette auf die Straße. Sie rannte zur Telefonzelle. Es war nicht diejenige, von der Nkata angerufen hatte, sondern die daneben. Was alles oder nichts bedeuten kann, dachte Barbara, da sie ja nicht wußten, in welcher der beiden Zellen Terry Cole den Anruf abgefangen hatte.
    Beim dritten Läuten hob Nkata ab. »Mr. King-Ryder?« sagte er, und Barbara hielt den Atem an.
    Ja,

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