Undank Ist Der Väter Lohn.
zurückzugreifen.
»Rufen Sie Swansea an und sagen Sie denen, sie sollen’s von Hand machen, wenn es nicht anders geht«, schnauzte er.
Worauf Peggy Hammer nur lammfromm »Ja, Sir«, sagte.
Dann gingen sie, Hanken schäumend vor Wut darüber, daß sie jetzt nichts anderes tun konnten als »Däumchen zu drehen«, bis Constable Hammer und Swansea die benötigten Informationen lieferten, während Lynley darüber nachdachte, wie er das Gespräch am besten auf Julian Britton bringen könnte. Noch im Korridor holte eine Sekretärin sie ein, um ihnen mitzuteilen, daß am Empfang jemand auf ihn warte.
»Es ist Mrs. Maiden«, fügte sie hinzu. »Und ich warne Sie lieber gleich – sie ist völlig aufgelöst.«
Sie war tatsächlich in heller Panik, als sie ein paar Minuten später von einem Beamten in Hankens Büro geführt wurde. Mit einer Hand hielt sie ein zusammengeknülltes Blatt Papier umklammert, und als sie Lynley sah, rief sie verzweifelt: »Helfen Sie mir!« Abrupt wandte sie sich Hanken zu. »Sie haben ihn dazu getrieben! Sie wollten es einfach nicht lassen. Sie konnten es nicht – lassen. Sie wollten nicht einsehen, daß er schließlich etwas tun würde ... daß er ... o Gott ...« Und sie drückte die Faust mit dem zusammengeknüllten Zettel an ihre Stirn.
»Mrs. Maiden –« begann Lynley.
»Sie haben doch mit ihm zusammengearbeitet. Sie waren sein Freund. Sie kennen ihn. Sie kannten ihn. Sie müssen etwas unternehmen. Wenn Sie nichts tun ... wenn Sie nichts tun können ... Bitte, bitte!«
»Was zum Teufel ist eigentlich los?« fragte Hanken scharf. Er hatte offensichtlich wenig Mitgefühl mit der Ehefrau seines Hauptverdächtigen.
Lynley trat zu Nan Maiden und umfaßte ihre geballte Faust. Er zog ihren Arm hinunter und löste behutsam das Papier aus ihren Fingern.
Sie sagte: »Ich habe gesucht ... ich bin losgefahren und habe gesucht ... Aber ich weiß nicht, wo ich suchen soll, und ich hab solche Angst.«
Lynley las die Worte auf dem Zettel und erschrak.
»Ich erledige das selbst«, hatte Andy Maiden geschrieben.
Julian hatte gerade den letzten von Cass’ Welpen gewogen, als seine Cousine hereinkam. Sie hatte ihn offensichtlich gesucht, denn sie rief erfreut: »Ach, hier bist du, Julie. Natürlich. Wie dumm von mir. Das hätte ich mir doch gleich denken können.«
Er war dabei, Cass’ Zitzen mit Anisöl einzureiben, ein Verfahren, um den Geruchssinn der Welpen zu prüfen. Als Jagdhunde mußten sie über eine ausgezeichnete Witterung verfügen.
Cass knurrte mißtrauisch, als Samantha eintrat, beruhigte sich aber schnell wieder, als diese den sanft beschwichtigenden Ton anschlug, den die Hunde gewöhnt waren.
»Julie«, sagte sie, »ich habe heute etwas ganz Unglaubliches mit deinem Vater erlebt. Ich wollte es dir eigentlich beim Mittagessen erzählen, aber als du nicht gekommen bist – Julie, hast du heute überhaupt schon etwas gegessen?«
Julian war an diesem Morgen nicht nach Frühstück zumute gewesen. Und zu Mittag war es ihm nicht anders ergangen. Er hatte sich lieber in die Arbeit gestürzt – einige der Pachthöfe inspiziert, in Bakewell nachgefragt, welche Verrenkungen man machen mußte, um an einem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude Umbauten vornehmen zu dürfen, sich um die Hunde gekümmert. Auf diese Weise hatte er alles andere verdrängen können.
Sams Erscheinen im Zwinger jedoch machte alle weiteren Ablenkungsbemühungen unmöglich. Da er aber dem Gespräch mit ihr, das er sich eigentlich vorgenommen hatte, aus dem Weg gehen wollte, sagte er: »Tut mir leid, Sam, ich habe über der Arbeit alles andere vergessen.«
Er versuchte, seine Worte bedauernd klingen zu lassen. Genaugenommen hatte er tatsächlich das Gefühl, sich entschuldigen zu müssen, denn Sam schuftete hier in Broughton Manor praktisch Tag und Nacht bis zum Umfallen. Da könnte ich wenigstens etwas Dankbarkeit zeigen, dachte er, indem ich zu den Mahlzeiten erscheine, die sie eigens für uns kocht.
»Du hältst hier alles zusammen, das weiß ich, Sam«, sagte er.
»Und ich bin dir sehr dankbar dafür. Wirklich.«
»Das tue ich doch gern«, antwortete Sam herzlich. »Weißt du, ich fand es immer so schade, daß wir kaum Gelegenheit hatten – «
Sie zögerte. Sie schien das Gefühl zu haben, daß ein Kurswechsel angebracht sei. »Stell dir vor, wenn unsere Eltern irgendwann mal auf den Gedanken gekommen wären, sich auszusöhnen, dann hätten wir beide –« Ein neuerlicher Kurswechsel. »Ich meine, wir
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