Undank Ist Der Väter Lohn.
Stärkeres. Eine elementare Leidenschaft vielleicht. Und eine niedere dazu. Eifersucht zum Beispiel. Wer ist übrigens dieser Upman?«
»Ich werde Sie mit ihm bekanntmachen.«
Nach dem Essen setzten sie sich wieder in den Wagen und verließen Bakewell in nordwestlicher Richtung. Sie fuhren stetig bergan und überquerten die Nordgrenze des Taddington Moors.
In Buxton tuckerten sie suchend durch die High Street und fanden einen Parkplatz hinter dem Rathaus, einem imposanten Bau aus dem neunzehnten Jahrhundert mit Blick auf die sogenannten Slopes, eine von Bäumen beschattete Anlage sich bergaufwärts schlängelnder Fußwege, wo früher die Kurgäste ihre Nachmittagsspaziergänge gemacht hatten.
Upmans Kanzlei war noch ein Stück weiter die High Street hinauf. Die Räume, über einem Immobilienbüro und einer Kunstgalerie gelegen, die hauptsächlich Aquarelle der Peaks anbot, befanden sich hinter einer schlichten Milchglastür mit der Aufschrift Upman, Smith & Sinclair.
Keine Minute nachdem Hanken seine Karte einer angejahrten Sekretärin in bravem Twinset und Tweedrock übergeben hatte, erschien Upman persönlich, um sie zu begrüßen und in sein Büro zu führen. Er hatte bereits von Nicola Maidens Tod gehört. Er hatte in Maiden Hall angerufen, um nachzufragen, wohin er Nicolas letztes Gehalt für den Sommer schicken solle, woraufhin ihm eine der Tageshilfen dort mitgeteilt hatte, was passiert war. Die vergangen Woche sei nämlich Nicolas letzte Arbeitswoche in der Kanzlei gewesen, erklärte Upman.
Er zeigte sich sehr hilfsbereit. Nicolas Tod, sagte er, sei »für alle Betroffenen erschütternd und tragisch. Sie besaß eine große juristische Begabung, und ich war mit ihrer Arbeit hier mehr als zufrieden.«
Lynley sah sich den Mann genauer an, während Hanken sich die Beziehung zwischen dem Anwalt und der Toten schildern ließ. Upman sah aus wie ein Nachrichtensprecher für die BBC: von Kopf bis Fuß wie aus dem Ei gepellt. Die grauen Schläfen verliehen ihm ein Flair der Vertrauenswürdigkeit, was ihm in seinem Beruf zweifellos zustatten kam. Verstärkt wurde die Ausstrahlung von Zuverlässigkeit noch durch seine Stimme, die tief und wohlklingend war. Er war wahrscheinlich Anfang Vierzig, wirkte jedoch dank seiner ungezwungenen Art und seiner lässigen Haltung ausgesprochen jugendlich.
Er beantwortete Hankens Fragen ohne den geringsten Anflug von Unbehagen. Er hatte Nicola Maiden gekannt, seit sie vor neun Jahren mit ihren Eltern in den Peak District gekommen war. Einer seiner Partner hatte die Maidens vertreten, als diese die alte Padleyschlucht Lodge -jetzt Maiden Hall – gekauft hatten. Über ihn hatte Will Upman das Ehepaar Maiden und seine Tochter kennengelernt.
»Unserer Information zufolge hat Mr. Maiden seiner Tochter den Ferienjob bei Ihrer Kanzlei beschafft«, sagt Hanken.
Upman bestätigte das. Er fügte hinzu: »Es war kein Geheimnis, daß Andy hoffte, Nicola würde nach ihrem Studium in Derbyshire praktizieren.« Er stand an seinen Schreibtisch gelehnt, hatte auch keinem der Beamten einen Sessel angeboten. Jetzt schien er sich dessen plötzlich bewußt zu werden und sagte hastig: »Du lieber Gott, wo sind nur meine Manieren geblieben? Bitte verzeihen Sie. Nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie vielleicht eine Tasse Kaffee? Oder Tee? – Miss Snodgrass«, rief er in Richtung zur offenen Tür.
Sofort erschien die Sekretärin. Sie hatte jetzt eine große Brille auf, die ihr das Aussehen eines schüchternen Insekts verlieh. »Mr. Upman?« Sie wartete auf seine Anweisungen.
»Meine Herren?« wandte Upman sich fragend an Lynley und Hanken.
Sie lehnten sein Angebot dankend ab, und Miss Snodgrass zog sich diskret zurück.
Upman wartete lächelnd, bis die beiden Männer sich gesetzt hatten. Er selbst blieb stehen. Lynley vermerkte diese Tatsache und wurde vorsichtig. Im subtilen Spiel um Macht und Überlegenheit hatte der Anwalt soeben einen Punkt erzielt. Und er hatte das Manöver sehr geschickt ausgeführt.
»Wie empfanden Sie die Vorstellung, daß Nicola Maiden eines Tages hier in Derbyshire praktizieren würde?« fragte er Upman.
Der Anwalt sah ihn freundlich an. »Ich glaube nicht, daß ich irgend etwas dabei empfunden habe.«
»Sind Sie verheiratet?«
»Nein. Ich war es nicht und ich bin es nicht. Wenn man wie ich auf Scheidungsrecht spezialisiert ist, bekommt man bei dem Gedanken an eine Ehe sehr schnell kalte Füße. Da zerbrechen die romantischen Ideale gleich reihenweise.«
»Könnte
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